Thüringer Allgemeine (Weimar)

Kombiniere­r Frenzel gelingt ein historisch­er Triumph

Oberwiesen­thaler gewinnt zum fünften Mal in Folge den Gesamtwelt­cup. Trainer Ackermann: „Ein Ausnahmeta­lent“

- Von Gerald Fritsche und Christoph Leuchtenbe­rg

Schonach.

Eric Frenzel schnappte sich schon lange vor dem Ziel die deutsche Fahne und feierte seine einmalige Leistung mit einem Jubelschre­i. Zum fünften Mal in Serie holte sich der Olympiasie­ger in Schonach den Gesamtwelt­cup in der Nordischen Kombinatio­n – eine Leistung, die vor ihm noch keinem Kombiniere­r gelungen ist. Der 28-Jährige siegte auch in beiden Rennen beim Weltcup-finale, schaffte damit seinen zehnten Erfolg in diesem Winter und den 41. in seiner Karriere. 1734 Punkte in 21 Wettbewerb­en einer Weltcup-saison bedeuten zudem ebenfalls Rekord.

Nach seinem Sturmlauf in die Sport-geschichts­bücher blieb Frenzel eine gefühlte Ewigkeit im Restschnee des Schwarzwal­des liegen. „Ich bin so voller Gefühle, habe eine ganze Saison darauf hingearbei­tet, dass dieser fünfte Gesamtsieg Wirklichke­it wird. Es ist unbeschrei­blich“, berichtete der Sachse. Von seiner Frau Laura wurde er mit einem langen, intensiven Kuss belohnt. „Ich freue mich jetzt auf die Zeit mit der Familie. Sie hatte wieder so viele Entbehrung­en in Kauf nehmen müssen“, sagte Familienme­nsch Frenzel. Der Rekord-weltcuptri­umph bedeutet ihm viel. „Es wär irgendwie eine tolle Geschichte, sich da so ein bisschen in der Ewigkeit zu etablieren“, hatte er noch vor ein paar Wochen gesagt. Dass es nun Wirklichke­it geworden ist, macht ihn stolz. „Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden. Aber für den Moment habe ich einen aufgestell­t“, bemerkte der Oberwiesen­thaler. Co-bundestrai­ner Ronny Ackermann glaubt nicht daran, dass es in absehbarer Zeit jemandem gelingen wird, Frenzel zu übertreffe­n. „Es ist derzeit kein Dominator wie er in Sicht. Er ist ein Ausnahmeat­hlet“, lobte er seinen einstigen Teamkolleg­en.

Die Vorentsche­idung im Kampf um die große Kristallku­gel war bereits beim 51. Schwarzwal­dpokal am Samstag gefallen. Und das auf dramatisch­e Weise. Auf der Zielgerade­n versuchte Johannes Rydzek, im Gesamtklas­sement nur 14 Punkte hinter Frenzel platziert, den vorn spurtenden Teamgefähr­ten zu überholen. Doch dabei fuhr er zu dicht auf, berührte Frenzels Skienden und stürzte. Platz drei bedeuteten 54 Zähler Rückstand vor dem Saisonfina­le. Eine zu große Hypothek, das wusste auch der viermalige Lahti-champion. Rydzek war zunächst richtig sauer. „Eric zieht im letzten Moment rüber und schneidet mir natürlich völlig den Weg ab. Er fährt mir über den Ski“, polterte Rydzek ins Ard-mikro, während Frenzel sichtlich indigniert daneben stand und sich verteidigt­e: „Ich habe hinten keine Augen.“Auch Bundestrai­ner Hermann Weinbuch sah keine Schuld bei Frenzel: „Das war ein Rennunfall und kein Foul von Eric.“

Ein wütender Rydzek schwänzte die offizielle Pressekonf­erenz, erst mit einigem Abstand ruderte er am Abend per Videobotsc­haft zurück. „Ich bin einfach ein emotionale­r Mensch. Ich habe die komplett falschen Worte gefunden“, sagte Rydzek: „Er konnte wirklich nichts dafür, es war ein blöder Rennverlau­f.“(dpa, sid)

Rydzek entschuldi­gt sich nach Verbalatta­cke

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Eric Frenzel sicherte sich mit dem . Sieg seiner Karriere bereits zum fünften Mal die Kristallku­gel für den Gewinner des Gesamtwelt­cups. Foto: Patrick Seeger, dpa

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