Schutzschirm gegen den Klimawandel
Bericht belegt Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft, den Tourismus und das Leben von Allergikern
Erfurt.
Die Thüringer müssen sich auf heißere Sommer und feuchtere, aber recht schneearme Winter einstellen. „Zudem haben wir immer mehr extreme Wetterlagen“, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) gestern bei der Vorlage des ersten Berichts der Landesregierung zu Folgen des Klimawandels in Thüringen.
2014 und 2015 seien mit einer Durchschnittstemperatur von 9,8 und 9,5 Grad Celsius die wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen 1881 gewesen. Innerhalb der letzten 25 Jahre sei das Jahresmittel der Lufttemperatur um 0,9 Grad gestiegen.
Das habe Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft, den Tourismus, das Leben beispielsweise von Allergikern oder den Hochwasserschutz. „Deshalb ist es wichtig, in den Klimaschutz zu investieren.“
Nach einer jetzt vorliegenden Oecd-studie sorge der Klimaschutz auch für Wachstum unter anderem durch den Umstieg auf erneuerbare Energien. Siegesmund hat ein Klimagesetz vorgelegt, das nach ihren Angaben derzeit 60 Organisationen und Verbänden zur Stellungnahme vorliegt.
Die Klima-untersuchungen in Thüringen haben nach Angaben der Ministerin unter anderem ergeben, dass seit 1991 die Vegetationsperiode früher einsetzt und sich um etwa zwei Wochen verlängert hat. Sie verwies unter anderem auf eine frühere Rapsblüte, die viele Felder gelb erstrahlen lässt. Für Allergiker sei der frühe Vegetationsbeginn dagegen eine zusätzliche Belastung. Ältere Menschen würden
oft unter den Hitzetagen im Sommer leiden. Das wärmere Klima sorge dafür, dass sich einige Pflanzenschädlinge stärker ausbreiteten. Sie nannte Borkenkäfer oder die Mittelmeerfruchtfliege. Beim Tourismus sorge die Klimaentwicklung für zwei Aspekte: Die Möglichkeiten für Outdoor-aktivitäten stiegen, der für Thüringen wichtige Umweltministerin Anja Siegesmund (Bündnis 90/Grüne)
Wintertourismus könnte künftig hingegen noch stärker eingeschränkt sein. Siegesmund hat den Kommunen finanzielle Hilfen für das Erarbeiten ihrer Klimaschutzpläne angekündigt. „Im Doppelhaushalt 2018/19 sind dafür 15 Millionen Euro vorgesehen.“Nach dem Klimagesetz seien die Kommunen verpflichtet, bis zum Jahr 2025 Klimaschutzpläne aufzustellen.
Für die Vergabe von Geld aus der Landeskasse für diesen Zweck werde es eine Förderrichtlinie geben, so die Ministerin. Die Kritik des Bundes für Umwelt und Naturschutzes (BUND), dem Klimagesetz mangele es wegen fehlender Sanktionsmöglichkeiten an Durchschlagskraft, wies Siegesmund zurück. „Das Gesetz setzt auf Anreize, nicht Sanktionen.“Letztlich würde Thüringen Ziele des Bundes bei der Verringerung des Co2-ausstoßes gesetzlich fixieren. (dpa)
„Wir sind nicht nur Hauptverursacher des Klimawandels, sondern leiden auch unter seinen Folgen.“