Thüringer Allgemeine (Weimar)

Eine Explosion, ein Täter – handelte er allein?

Die britische Polizei gibt wenig Informatio­nen bekannt – vieles spricht für Islamisten

- Von Christian Unger

Berlin.

Es dauerte nur einige Stunden, bis sie die Nachricht verbreitet­en. Über eigene Propaganda-kanäle reklamiert der „Islamische­r Staat“den Anschlag in Manchester für sich. Die Extremiste­n nennen den Attentäter einen „Soldaten des Kalifats“. Die Sprache ist typisch für Verlautbar­ungen des IS bei früheren Attentaten. Ein Beleg für einen Is-plot ist das Schreiben nicht. Die Verfasser nennen kein Wissen, das nur der Täter haben kann. Der IS schreibt sogar von „Sprengsätz­en“– wobei die Polizei nur eine Bombe feststellt­e.

Zur Strategie der Is-terrormili­z gehört jedoch, dass Einzeltäte­r ohne Auftrag oder Anbindung an die Organisati­on Anschläge in Europa verüben. So war es unlängst beim Attentat in London.

Und doch ist am Tag nach dem Attentat in Manchester noch vieles unklar. Vor allem deshalb, weil die Polizei kaum Informatio­nen über den Täter veröffentl­ichte. Erst sagte sie nur: Der junge Mann soll vor Ort an der Arena allein gehandelt haben. Später nennen Us-medien Salman A., 23 Jahre alt, als mutmaßlich­en Täter und berufen sich auf Informatio­nen aus Us-sicherheit­sdiensten. Er soll in Manchester geboren, seine Eltern aber aus Libyen stammen. Die Polizei bestätigte dies später. Laut Medien war der junge Mann der Polizei bekannt, allerdings gingen die Behörden nicht von einer akuten Gefahr aus.

Bisher ist von den britischen Behörden auch nicht bestätigt, dass die Gewalt des Attentäter­s religiös begründet war. Am Nachmittag durchsucht­e die Polizei mehrere Häuser und nahm einen 23-Jährigen im Süden von Manchester fest. Medienberi­chten zufolge soll es sich um den Bruder des Hauptverdä­chtigen handeln.

Derzeit prüfen die Sicherheit­sbehörden noch, ob es Helfer oder Auftraggeb­er gab. Vor allem eines spricht aber deutlich für ein dschihadis­tisches Motiv der Tat in Manchester: das Ziel – ein Pop-konzert in einer Arena. Auch die Paris-attentäter hatten sich einen Konzertsaa­l ausgesucht. Es sind Angriffe auf den westlichen Lebensstil, den Islamisten verurteile­n.

Auf der Bühne in Manchester stand die Us-sängerin Ariana Grande – ein Teenager-idol. Die Polizei bestätigte, dass auch Kinder unter den Opfern sind. Bei aller Unklarheit über den Täter ist eines sicher: Er wird es auf diese Menschen abgesehen haben.

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