Eine Explosion, ein Täter – handelte er allein?
Die britische Polizei gibt wenig Informationen bekannt – vieles spricht für Islamisten
Berlin.
Es dauerte nur einige Stunden, bis sie die Nachricht verbreiteten. Über eigene Propaganda-kanäle reklamiert der „Islamischer Staat“den Anschlag in Manchester für sich. Die Extremisten nennen den Attentäter einen „Soldaten des Kalifats“. Die Sprache ist typisch für Verlautbarungen des IS bei früheren Attentaten. Ein Beleg für einen Is-plot ist das Schreiben nicht. Die Verfasser nennen kein Wissen, das nur der Täter haben kann. Der IS schreibt sogar von „Sprengsätzen“– wobei die Polizei nur eine Bombe feststellte.
Zur Strategie der Is-terrormiliz gehört jedoch, dass Einzeltäter ohne Auftrag oder Anbindung an die Organisation Anschläge in Europa verüben. So war es unlängst beim Attentat in London.
Und doch ist am Tag nach dem Attentat in Manchester noch vieles unklar. Vor allem deshalb, weil die Polizei kaum Informationen über den Täter veröffentlichte. Erst sagte sie nur: Der junge Mann soll vor Ort an der Arena allein gehandelt haben. Später nennen Us-medien Salman A., 23 Jahre alt, als mutmaßlichen Täter und berufen sich auf Informationen aus Us-sicherheitsdiensten. Er soll in Manchester geboren, seine Eltern aber aus Libyen stammen. Die Polizei bestätigte dies später. Laut Medien war der junge Mann der Polizei bekannt, allerdings gingen die Behörden nicht von einer akuten Gefahr aus.
Bisher ist von den britischen Behörden auch nicht bestätigt, dass die Gewalt des Attentäters religiös begründet war. Am Nachmittag durchsuchte die Polizei mehrere Häuser und nahm einen 23-Jährigen im Süden von Manchester fest. Medienberichten zufolge soll es sich um den Bruder des Hauptverdächtigen handeln.
Derzeit prüfen die Sicherheitsbehörden noch, ob es Helfer oder Auftraggeber gab. Vor allem eines spricht aber deutlich für ein dschihadistisches Motiv der Tat in Manchester: das Ziel – ein Pop-konzert in einer Arena. Auch die Paris-attentäter hatten sich einen Konzertsaal ausgesucht. Es sind Angriffe auf den westlichen Lebensstil, den Islamisten verurteilen.
Auf der Bühne in Manchester stand die Us-sängerin Ariana Grande – ein Teenager-idol. Die Polizei bestätigte, dass auch Kinder unter den Opfern sind. Bei aller Unklarheit über den Täter ist eines sicher: Er wird es auf diese Menschen abgesehen haben.