Lüftelong und Lappedatschen
Unsere Enkelin Charlotte kramt aus ihrem kleinen Rucksack ein Papierblatt. Oma! Opa! Ich habe euch einen Pinkepu gemalt! Sie kann ihre Begeisterung nicht für sich behalten, sie hat uns einen Pinguin gemalt. So kennen wir ihre Art, sich freudig mit einer kleinen Malerei mitzuteilen. Meist sind es kleine Zeichnungen, die schon auf dem ersten Blick erkennen lassen, was sie uns damit mitteilen will. Wesentliches hat sie mit wenigen Strichen geformt. Ihr Malen ist meist abstrahierend, ihre Ausdrucksweise mit Worten und Sätzen hingegen ist blumig und voller ausschweifender Fantasie. Wunderlich sind ihre Wortschöpfungen, die in der Vergangenheit ihrem Mund entsprungen sind. Der Luftballon war für sie der Lüftelong, die Badelatschen waren die Lappedatschen und der Lastkraftwagen war der Klaftwastkragen.
Diese Wortakrobaten haben für mich ein besonderes sprachliches Aroma. Ich konnte nicht anders, als diese aufzuschreiben. Diese Notizen werden im Laufe der Zeit spärlicher. Aus wunderlichen Worten werden zunehmend sinnreiche Sätze.
Wenn ihre erzählende Fantasie mit Treffsicherheit sprudelt, überholt sie damit oft das Nachdenken und die träge Erfahrung der Erwachsenen. Schnell hat sie ein Vorkommnis mithilfe einer ihrer ureigenen Einfälle in einen erwachsenenklugen Satz gekleidet. Einer der letzten lautete: „Wenn ich bald in die Schule komme, dann ist das schon in Ordnung!