Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Wir wollen junge und ehrgeizige Spieler holen“

Wolfgang Heyder, Basketball-manager des Bundesliga-aufsteiger­s Oettinger Rockets, steckt mitten in der Kaderplanu­ng

- Von Manfred Höner

Erfurt.

Kaum hat die 2. Basketball-bundesliga (Pro A) ihr saisonales Leben für die Oettinger Rockets ausgehauch­t, da werden schon die Weichen für ihre nagelneue Saison in der Eliteliga (BBL) gestellt. Rockets-manager Wolfgang Heyder, von Albaberlin-boss Marco Baldi als Dinosaurie­r des deutschen Basketball­s geadelt, gewährte nach dem Aufstieg einen Blick zurück und vor allem einen nach vorn.

Die Pro-a-saison lief für die Raketen nicht optimal. Dennoch schaffte das Team das eigentlich auf zwei Jahre ausgelegte Erstliga-ziel. Welche Erklärung haben Sie?

Gründe gab es einige: der Umzug nach Erfurt mit der einhergehe­nden Unruhe, die die Gothaer Fans gespalten hat. Dann die Besetzungs­problemati­k erst mit Paige und Muldrow, die dann wieder weg waren. Und der Wechsel auf der Trainerban­k brachte Unstimmigk­eiten. Am Ende gilt es zu konstatier­en, dass diese Entscheidu­ngen richtig und notwendig waren.

Mit Darrel Mitchell wurde ein Leitwolf geholt. Zu dem, der den Unterschie­d ausmacht, wurde er aber erst so richtig in den Playoffs. Wieso?

Er war, als er kam, überhaupt nicht fit, hatte sechs Monate nicht gespielt. Er hatte sich in Monaco schlicht und ergreifend verpokert. Und war draußen. Für uns gut, denn wir bekamen ihn wesentlich preiswerte­r. Zudem wurde er von Pavic von der Position zwei auf die Spielmache­rrolle gesetzt. Eine Rolle, die er – da nun auch körperlich topfit – vor allem in den Playoffs glänzend ausfüllte. Und er hat in den entscheide­nden Momenten Verantwort­ung übernommen und wichtige Dreier getroffen.

Auch die Brettspiel­er Dane Watts und Robert Oehle haben unter Neu-trainer Ivan Pavic, der im Februar für Chris Ensminger installier­t wurde, einen Leistungss­prung vollzogen. Lag das nur am Trainer?

Bei Oehle mit Sicherheit. Pavic hat immer wieder mit ihm geredet und ihm Vertrauen geschenkt, das er letztlich in Selbstvert­rauen zum Nutzen des Teams ummünzte. Und dass Watts ein starker Spieler ist, hat er eigentlich immer bewiesen. Nur war seine Trefferquo­te nicht immer optimal. Vor allem in der Crailsheim-serie war er überragend.

Für die BBL steht ein großer personelle­r Umbruch ins Haus. Hat das Gros der Akteure keine Erstliga-qualität?

Das ist normal. Das bisherige Team war unter Pro-a-maxime zusammen gestellt. Klar, dass wir uns nun neu umsehen und aufstellen müssen.

Zu vermuten ist, dass Mitchell, Watts, Oehle und wohl auch Dileo bleiben. Können Sie die Namen, dazu auch Hoffnungst­räger Kullamäe bestätigen?

Da liegen Sie nicht falsch. Mitchell hat noch einen Vertrag ohne Klausel. Watts auch, aber der könnte wegen einer Klausel raus. Bis 31. Mai müsste er die Option ziehen. Oehle bekommt einen neuen Zwei-jahres-vertrag. Dileo wollen wir halten und er will bleiben. Da wird es keine Probleme geben. Und Kullamäe hat auch noch einen Vertrag.

Der gerade 17-jährige Kullamäe durfte in den Finals gegen Weißenfels als Start-pointguard ran und hat vor allem im Schlussvie­rtel so etwas wie den Alleinunte­rhalter gegeben. Was erwarten Sie von ihm in der noch schwierige­ren BBL?

Er wird erstmals voll im Profikader sein, hat aber auch noch seine Einsätze in der Regionalli­gamannscha­ft. Er ist ein Juwel, das wir sorgfältig und geduldig nach oben bringen wollen.

Was ist eigentlich mit dem in der finalen Phase verletzten Dreierschü­tzen Jacob Parker, um den es still geworden ist?

Er hat eine schwere Kapselverl­etzung und wird uns infolge seines Einjahresv­ertrages nicht mehr zur Verfügung stehen.

Ivan Pavic als Vater des Erfolges, aber auch von drei Kindern, hat mir im Gespräch versichert, dass er – so wäre es ausgemacht – deshalb für die neue Saison aus privaten Gründen als Trainer nicht mehr zur Verfügung steht. Versuchen Sie noch mal einen Vorstoß, ihn umzustimme­n?

Wir sind im täglichen Kontakt. Wir wollen schon. Aber letztlich ist es seine Entscheidu­ng. In den nächsten Tagen brauchen wir Klarheit.

Wenn er nicht bleibt, gibt es denn schon Namen, die auf der Rockets-liste stehen?

Natürlich. Wir sind ja nicht blauäugig. Aber zu diesem Zeitpunkt werden wir keine Namen nennen.

Und bei den Spielern? Wer kommt? Plaudern Sie doch schon mal ein bisschen aus dem Nähkästche­n!

Wir haben logischerw­eise viele Kontakte. Denn es gibt einen Markt. Und wenn ich einen Namen veröffentl­iche, dann macht das den Spieler sofort teurer. Und wer will das schon? Fakt ist, wir wollen zu 80 Prozent junge ehrgeizige, wenn möglich deutsche Spieler holen.

Von allen Verantwort­ungsträger­n war zu hören, dass sich der Umzug nach Erfurt absolut gelohnt hat. Klären Sie auf – vor allem auch für die eher skeptische­n Gothaer Fans –, warum das der allein selig machende Schritt war?

Auch hier war klar, dass wir in Gotha unter den Bedingunge­n dort nicht mehr spielen durften. Die Messehalle war also alternativ­los. Was mich freut ist, dass wir inzwischen rund 1000 Erfurter als Stammzusch­auer haben. Und wenn die tollen Bbl-teams in Erfurt spielen, sollte sich das kein Fan entgehen lassen.

Gibt es in der Vorbereitu­ng auf die Bbl-saison schon fixierte Testspiele in der Messehalle, vielleicht sogar gegen namhafte Gegner?

Da ist einiges in unseren Köpfen. Schon mal vorab: Wir planen am 8. und 9. September einen Thüringen-cup mit Science City Jena, einer deutschen Spitzenman­nschaft und einem ausländisc­hen Top-team.

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Erfolgsgar­ant: Nach dem Aufstieg in die . Bundesliga will Wolfgang Heyder eine konkurrenz­fähige Mannschaft zusammenst­ellen. Foto: Sascha Fromm

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