Ferienspaß mit Lerneffekt
Was Schüler bei der Auswahl einer Sprachreise beachten sollten
Berlin.
An manchem Morgen fällt es den Schülern im englischen Seebad Torquay schwer, sich für den Besuch ihrer Sprachschule zu begeistern. Die nahe Küste reizt zu sehr. Vormittags und nachmittags büffelt der Lehrer jeden Tag je drei Stunden Englisch mit ihnen. Abends gibt es ein Gemeinschaftsprogramm wie ein Abstecher in den Lieblingspub der Schriftstellerin Agatha Christi. Am Ende der ersten Woche können sich die Jugendlichen schon gut auf Englisch verständigen. „Es ist immer noch der beste Zugang zur Sprache“, sagt Barbara Engler, Sprachreiseexpertin bei der Aktion Bildungsinformation (Abi).
Gerade die britischen Ferienorte am Kanal sind bei Schülern sehr beliebt. Die Anbieter werben mit spannenden Ferien, einer Mischung aus Lernen, Spaß mit Gleichaltrigen und tollen Erlebnissen. Die 14- bis 17Jährigen stellen fast die Hälfte aller Sprachreisenden. Jeder zehnte ist noch jünger. Laut einer Studie des Fachverbands Deutscher Sprachreise-veranstalter (FDSV) buchen jährlich rund 160 000 Deutsche Kurse im Ausland. England ist mit Abstand des beliebteste Ziel, gefolgt von Malta, Spanien und Frankreich.
Englisch gehört heute zu den Basiskenntnissen beim Berufseinstieg. Nicht jeder kann sich lange Auslandsaufenthalte leisten. Die Sprachreise kann die wichtige Alltagspraxis mit dem neuen Wortschatz vermitteln.
Die Kosten hängen von vielen Faktoren ab, etwa der Intensität des Unterrichts. 1349 Euro gaben die Teilnehmer im vergangenen Jahr laut FDSV für einen zweiwöchigen Aufenthalt im Gastland inklusive Vollpension, Anfahrt und Schulbesuch aus. Die Spanne reicht vom Billigtrip für 1000 Euro bis zum Luxus-kurs für bis zu 4000 Euro.
Die Schüler sind meist bei Gastfamilien untergebracht. Das ist seit vielen Jahren allerdings auch ein Grund für Beschwerden. Denn die Gastgeber werden für ihre Dienste bezahlt und kümmern sich in der Regel über die Unterkunft und Verpflegung hinaus wenig um die Gäste. „Manchmal gibt es zu große Erwartungen“, sagt Julia Richter, Chefin des Verbands. Es gibt Alternativen zur Unterbringung in einer Gastfamilie. So bieten Internate während der Schulferien die dann nicht benötigten Zimmer Sprachschülern an. Auch Camps mit Betreuung oder die klassische Gruppenreise mit Hotelübernachtung finden sich in den Programmen. Einen Mangel an Plätzen gibt es Richter zufolge in diesem Jahr nicht. Selbst in den Sommerferien gebe es ausreichend große Kapazitäten. Auch kurzfristige Buchungen seien problemlos möglich, erläutert Richter.
Die rund 100 Veranstalter in Deutschland liefern sich dabei einen harten Wettbewerb, denn die Teilnehmerzahlen an Sprachreisen gehen zurück. Dazu kommt die Konkurrenz durch reine Vermittler von Lernaufenthalten in anderen Ländern.
Schlechte Erfahrungen lassen sich durch eine gute Reisevorbereitung vermeiden. „Einen guten Anbieter erkennt man daran, dass er schon lange am Markt ist“, sagt Abi-expertin Engler.
Sie rät zur Buchung bei einem deutschen Veranstalter, statt über einen Vermittler oder einen direkten Vertrag mit einer ausländischen Sprachschule ans Ziel zu kommen. Denn dann gilt das Pauschalreiserecht, das zum Beispiel bei einer Insolvenz des Anbieters Verluste des Kunden verhindert. Auch bei Mängeln können die Sprachschüler auf ihre hiesigen Verbraucherrechte pochen. Liegt der Gerichtsstand im Ausland, wird die Durchsetzung von Ansprüchen erheblich schwieriger.
Wenn das Angebot ausländischer Anbieter trotzdem attraktiv ist, rät Verbraucherschützerin Engler dazu, den Gesamtreisepreis erst nach der Rückkehr zu begleichen. Da müsse der Vermittler allerdings mitspielen, weiß die Expertin.
Der FDSV hat eine Checkliste für Sprachreisen mit weiteren Hinweisen zusammengestellt. So sollte die Programmbeschreibung zum Beispiel klare Aussagen über den Umfang der enthaltenen Leistungen von der Anreise, über die Zahl der Unterrichtsstunden, die Verpflegung, Freizeitaktivitäten und Transfers enthalten. Gerade bei Schülern ist auch die Betreuung während der An- oder Abreise wichtig. Wichtige Informationen sind zudem die alters- und leistungsgerechte Zusammensetzung der Lerngruppen oder die Möglichkeit, zusammen reisende Freunde auch in derselben Gastfamilie unterzubringen.
Harter Wettbewerb um Sprachschüler
Checkliste im Internet: http://bit.ly/qouvgu