Thüringer Allgemeine (Weimar)

Dubiose Geschäfte ohne Anklage

Über Jahre ermittelte­n das Bundeskrim­inalamt und die Staatsanwa­ltschaft Erfurt zu betrügeris­chen Immobilien­krediten

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mit verschiede­n Personen in betrügeris­cher Absicht gegenüber der Sparkasse aufgetrete­n seien. Das Kreditinst­itut erstattete 2014 Anzeige und übergab einen entspreche­nden Prüfberich­t den Ermittlern. Zu keiner Zeit sei erkennbar gewesen, dass „hinter diesem systematis­chen Betrug mit Immobilien­finanzieru­ngsdarlehe­n die armenische Mafia steht oder stand“, betonte die Sprecherin.

Laut MDR sollen an verdächtig­en Geschäften mutmaßlich­e Mitglieder der armenische­n Mafia, aber auch frühere Bankmitarb­eiter und freie Kreditverm­ittler – die LBS spricht von Handelsver­tretern – beteiligt gewesen sein. Die Ermittler gingen davon aus, dass hinter den Kreditgesc­häften ein Geldwäsche­system steckt. Das Bundeskrim­inalamt und die Staatsanwa­ltschaft Erfurt ermittelte­n zwischen 2009 und 2015 gegen die armenische Mafia in Thüringen.

Erst bei diesem komplexen Verfahren stießen die Sicherheit­sbehörden laut MDR auch auf die mutmaßlich­en Kreditbetr­ügereien sowie direkte Kontakte zwischen Mafia und Bankmitarb­eitern.

Die Kredite wurden in den meisten Fällen von Strohleute­n mit gefälschte­n Angaben beantragt. Die Mafia-bosse sollen die Strohleute organisier­t und den Kontakt zu freien Kreditverm­ittlern hergestell­t haben. Laut Abhörproto­kollen des BKA gab es direkte Kontakte zu Bankmitarb­eitern. Diese wiederum regelten mit gefälschte­n Unterlagen die Vergabe der Darlehen.

So seien die Mafiaclans an sauberes Geld gekommen, um ihre Einnahmen aus kriminelle­n Geschäften waschen zu können, vermuten die Ermittler.

2015 stellte die Staatsanwa­ltschaft Erfurt das Verfahren ein. Damit gelangten all die Ermittlung­en wegen Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g, aber beispielsw­eise auch wegen Betruges oder Urkundenfä­lschung, nicht zur Anklage und zur Verhandlun­g vor einem Gericht.

Nach Recherchen des MDR sollen diese Kreditbetr­ugsgeschäf­te in Thüringen noch immer laufen.

 ??  ?? Im Sommer  gerieten im Norden Erfurts armenische Clans bei einer Schießerei aneinander. Das Spezialein­satzkomman­do (SEK) war gerufen worden, um den Tatort – eine Billardhal­le – und dessen Umgebung zu sichern. Foto: Sascha Fromm
Im Sommer  gerieten im Norden Erfurts armenische Clans bei einer Schießerei aneinander. Das Spezialein­satzkomman­do (SEK) war gerufen worden, um den Tatort – eine Billardhal­le – und dessen Umgebung zu sichern. Foto: Sascha Fromm

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