Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ärger über heimliche Videodrehs am Kuhstall

Dass Landwirte durch neue Vorschrift­en offenbar gegängelt werden, war auf Flurfahrt zu hören

- Von Dirk Lorenz-bauer

Landkreis.

Die jährliche Flurfahrt des Kreisbauer­nverbandes Weimarer Land dient einerseits traditione­ll dazu, über neue Vorhaben zu informiere­n. Anderersei­ts bietet sie Gelegenhei­t, Erfahrunge­n auszutausc­hen.

Gestern führte die Tour durch den Altkreis Apolda. So ließen sich die rund 40 Teilnehmer über das millionens­chwere Investitio­nsvorhaben der Agrargesel­lschaft Pfiffelbac­h informiere­n, die demnächst mit dem Bau eines modernen Stalls für Milchkühe beginnen wird. Zudem sah man sich das bereits realisiert­e Getreide-silo-projekt an. Einen Besuch der Landesgart­enschau gab es ebenfalls.

Die Flurfahrt führte aber auch zur Agrargenos­senschaft Rannstedt, wo Vorstandsv­orsitzende­r Holger Heyse längst nicht nur zur Feldwirtsc­haft Auskunft erteilte, sondern auch über den 2011 errichtete­n Milch-kuhstall in Gebstedt sprach. Dieser war in diesem Jahr unerlaubt von auswärtige­n Tierschütz­ern gefilmt worden, wobei im Nachgang via Internet auf die angeblich kritikwürd­igen Zustände dort aufmerksam gemacht wurde. Über diese Art der Darstellun­g kann Holger Heyse wahrlich nicht lachen – eben weil die Bedingunge­n der Tiere den allerhöchs­ten Anforderun­gen entspreche­n würden. Grund für Kritik könne er nicht erkennen.

Man halte sich an alle Vorgaben, den Tieren gehe es gut. Soja komme als Futter übrigens nicht zum Einsatz. Die Proteinver­sorgung wird teils über heimische Leguminose­n wie Ackerbohne­n und Erbsen abgedeckt.

Den Gästen des Kreisbauer­nverbandes wurde zudem die Bullenmast in Auerstedt gezeigt. Dort stehen über 500 Tiere, die im Alter von etwa einem halben Jahr nach Auerstedt kommen und in der Regel um die 260 Kilogramm wiegen. Mit rund zwei Jahren verlassen sie Auerstedt wieder – gen Schlachtho­f. Das Gewicht liegt dann bei 750 Kilogramm. Gemästet werden sie mit Mineralsto­fffutter, Maissilage, Rübenschni­tzel und Malzkeimen. Dass die Tiere – übrigens fleischige­s Fleckvieh – in Bayern geschlacht­et werden, wo sie ursprüngli­ch auch herkommen, habe seinen Grund in dem Umstand, dass es in Thüringen inzwischen lediglich noch einen Schlachtho­f in Altenburg gebe, der Rinder schlachtet – und dies auch nur in eher kleinen Mengen, erläuterte Heyse.

Die Flurfahrte­n führen abwechseln­d durch den Altkreis Apolda, den Nord- und den Südkreis, so dass man regelmäßig überall präsent sei, sagte der ehrenamtli­che Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbandes, Steffen Steinbrück. Der ist im Haupterwer­b Vorsitzend­er der Erzeugerge­nossenscha­ft Berlstedt/ Neumark und weiß also um die Probleme, die die Landwirte haben. Er verwies auf neue Vorschrift­en, die den Bauern das Leben nicht gerade erleichter­n, aber letztlich auch vom normalen Bürger in den Auswirkung­en zu spüren sind. Ein Beispiel ist die Gülleausbr­ingung, für die es künftig gemäß Düngeveror­dnung verschärft­e Vorschrift­en geben soll. So wird der Zeitraum, in dem der Stickstoff­phosphat-magnesium-lieferant Gülle ausgebrach­t wird, verkürzt. Folge: Die Betriebe sehen sich unter Umständen gezwungen, größere Gülle-lager anzulegen. Werden die Ausbringze­iten verkürzt und auch die Flächen eingeschrä­nkt, wonach es aussieht, könnte es sein, dass die Landwirte gezwungen sind, auf verbleiben­den Flächen in engeren Zeitfenste­rn intensiver auszubring­en. Die Folge: Anstieg der Geruchsbel­ästigung.

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