Lehrstunde für die deutschen Streber
Heute geht’s gegen Chile – für Bundestrainer Löw die erste große Herausforderung beim Confed-cup
Kasan.
Joachim Löw war einigermaßen irritiert. Ob seine deutsche Nationalelf aus jungen Perspektivspielern zu brav sei für die „Soldaten“(O-ton Julian Brandt) aus Chile, gegen die es an diesem Donnerstag im zweiten Gruppenspiel beim Confed Cup in Kasan geht (20 Uhr/ ARD) wurde der Bundestrainer gefragt. „Nein“, antwortete Löw, „wir sind nicht zu brav, aber manche sind in der Erfahrung nicht ganz so weit. Da müssen wir noch lernen. Aber Mut würde ich meinen Spielern nicht absprechen.“
Die Frage liegt ja nahe. Chiles Elf, angetrieben vom Krieger Arturo Vidal (30), hat nicht nur tätowierte Oberarme, sondern auch viel Erfahrung. Das Team um den Münchner stellt den ältesten Kader im Wettbewerb (29,1 Jahre im Schnitt), Deutschland den jüngsten (24,4) mit strebsamen, netten Jungs wie Leon Goretzka (22) und Joshua Kimmich (22). „Sie sind ausgestattet mit einer unglaublichen Siegermentalität“, lobte Löw die Chilenen. Ohnehin ist der Südamerika-meister so etwas wie das heimliche Vorbild des 57Jährigen: Schon zweimal schickte Löw seinen Chefscout Urs Siegenthaler nach Südamerika. „Sie sind taktisch eines der flexibelsten Teams der Welt“, so Löw. „Das wird ein ganz anderes Spiel als gegen Australien.“
Für Löw geht es nach dem Auftakterfolg gegen den Asienmeister (3:2) um das frühzeitige Erreichen des Halbfinals – und um ein Jubiläum: seinen 100. Sieg als Bundestrainer. „Das würde ich feiern, denn 100 Siege sind besser als 100 Niederlagen“, scherzte er. Gegen Chile wird Löw bei der Startaufstellung rotieren, ohne das Gerüst aus Jonas Hector, Shkodran Mustafi, Julian Draxler und Kimmich zu sprengen. Marc-andré ter Stegen wird im Tor stehen. Dazu wird Emre Can im Mittelfeld erwartet. Der Liverpooler sagte am Mittwoch: „Vor dem Spiel dachte man, Chile sei der Turnierfavorit. Aber warten wir mal morgen das Spiel ab.“Brav klang das nicht.