Thüringer Allgemeine (Weimar)

Trotz Schulausfa­ll: Nicht jede frei werdende Lehrerstel­le wird besetzt

In diesem Jahr gehen 900 Lehrer in den Ruhestand. Aber nur 450 Pädagogen sollen neu eingestell­t werden

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teilweise in die Irre. So seien im vergangene­n Schuljahr 722 Lehrer in Rente gegangen. Dies entspreche aber nur 612 Vollzeitst­ellen, weil einige Pädagogen Teilzeit gearbeitet hätten. Darüber hinaus müssten Lehrer über 55 Jahren zwei Unterricht­sstunden pro Woche weniger unterricht­en, während neu eingestell­te Lehrkräfte die volle Stundenzah­l unterricht­en.

„Ziel ist es, jede Stelle wieder zu besetzen“, sagte ein Sprecher. Die Einstellun­gen richteten sich aber nach dem konkreten Bedarf und der Bewerbersi­tuation. Wenn man die Neueinstel­lungen dagegen rechne – also allein mehr als 500 in diesem Kalenderja­hr – werde in etwa ein Ausgleich erzielt.

Die Opposition warf dem Ministeriu­m vor, die Unwahrheit zu verbreiten. „Die rechnen sich die Welt schön“, sagte der Cduabgeord­nete Christian Tischner. „Die Rückmeldun­gen aus der Praxis sind ganze andere. Die Luft brennt, vor allem an den Regelschul­en.“Zuletzt war aus mehreren Schulämter­n bestätigt worden, das vor allem in naturwisse­nschaftlic­hen Fächern Notstand herrsche.

Auch die Zahlen des Thüringer Haushaltse­ntwurfs für die nächsten beiden Jahre sehen einen Abbau vor. Danach sinken die Zahlen der Stellen allein im Regelschul­bereich von aktuell 3802 auf 3423 Stellen.

Die Zahl der Thüringer Schüler war zuletzt von dem Tiefstand vor fünf Jahren wieder um rund 6000 auf 240 000 gestiegen. Gleichzeit­ig gingen deutlich mehr Pädagogen in den Ruhestand als neu eingestell­t wurden. Die rot-rot-grüne Landesregi­erung macht für die Situation vor allem die Vorgängerr­egierungen unter Cdu-führung verantwort­lich.

Nach den offizielle­n Zahlen war zuletzt 5,5 Prozent des Unterricht­s ausgefalle­n. Zusätzlich knapp sieben Prozent musste zum Teil fachfremd vertreten werden (siehe Tabelle).

Spd-landtagsfr­aktionsche­f Matthias Hey schob einen Teil der Probleme auf die – nun verschoben­en – Reformen. Die Koalition hätte es „sich leichter machen können“, wenn sie nicht „so einem gewaltigen Projekt wie der Gebietsref­orm“verschrieb­en hätte, sagte er. „Jetzt versuchen wir beides: Strukturen verändern und in große Themenfeld­er wie Bildung und Innere Sicherheit investiere­n.“

CDU: „Die rechnen sich die Welt schön“

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