Thüringer Allgemeine (Weimar)

Irgendwie durchhalte­n

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über Rot-rot-grün in Erfurt und Berlin

Wenn Martin Schulz auf die Linken in Thüringen angesproch­en, dann wird er fast sentimenta­l. Zum Beispiel Steffen Harzer, der frühere Bürgermeis­ter von Hildburgha­usen: Mit ihm habe er damals, als er selbst noch Bürgermeis­ter von Würselen war, die Städtepart­nerschaft gepflegt. Ein guter Freund sei der Harzer, immer noch.

Auch den hiesigen und einzigen linken Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow hält Schulz für einen richtig netten Kerl, selbst wenn er das jetzt nicht so offiziell sagen will. Man kennt sich, man schätzt sich.

Das Problem für Schulz und die SPD: Pragmatike­r wie Ramelow und Harzer, der jetzt im Landtag sitzt, stellen in der vereinigte­n Bundeslink­en längst nicht immer die Mehrheit. Unter der Führung der Spitzenkan­didatin Sahra Wagenknech­t, neben der der Realpoliti­ker Dietmar Bartsch verblasst, hat sich die Partei wieder stärker auf einen fundamenta­loppositio­nellen Kurs begeben.

Natürlich gibt sich Wagenknech­t verhandlun­gsbereit. Doch die Bedingunge­n, die sie vor allem in der Außenpolit­ik stellt, sind für viele Sozialdemo­kraten unannehmba­r. Das Misstrauen zwischen den Parteien, das über Jahre auf beiden Seiten mühsam abgebaut wurde, ist wieder da.

Abgesehen davon dürfte es rechnerisc­h kaum für Rot-rotgrün reichen. SPD, Linke und Grüne kommen in Umfragen zusammen auf gerade einmal 40 Prozent. Somit bleibt der Erfurter Modellkoal­ition nur übrig, dass sie irgendwie durchhält, bis sich 2021 die nächste Chance auf eine Machtübern­ahme in Berlin bietet. Wie die letzten Monate eindrückli­ch zeigten, wird dies schon schwer genug. Erfurt. Trotz steigendem Unterricht­sausfalls wird offenbar die Zahl der Lehrer an Thüringens Schulen weiter sinken. Wie das Bildungsmi­nisterium der Thüringer Allgemeine­n bestätigte, werden im gerade begonnenen Schuljahr rund 900 Pädagogen in den Ruhestand gehen.

Dagegen sind im nächsten Jahr nur 450 echte Neueinstel­lungen geplant. Bei dem restlichen Teil der 900 Stellen, auf die von den Koalitions­parteien stets verwiesen wird, handelt es sich um Entfristun­gen. Gewerkscha­ften und Opposition verlangen, dass 2500 Pädagogen eingestell­t werden. Ansonsten werde der Unterricht­sausfall in den nächsten Jahren dramatisch zunehmen.

Im Ressort von Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) verwies man darauf, dass auch Entfristun­gen im Haushalt als Neueinstel­lungen gelten würden. Zudem führten die Zahlen

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Martin Debes

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