Thüringer Allgemeine (Weimar)

Hemmschwel­le sinkt immer mehr: Polizisten müssen rohe Gewalt aushalten

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Ausriss aus den Dienstplan­vorgaben für die Landespoli­zeiinspekt­ion Erfurt. In unserer Zeitung hatte ein Thüringer Streifenpo­lizist, dessen Name, Dienststel­le und Wohnsitz der Redaktion bekannt sind, die Vorgaben an Beamte kritisiert: Knöllchen verteilen scheine manchmal wichtiger zu sein als Serientäte­r zu stellen, so der Vorwurf.

Gerade im Streifendi­enst gerate man immer wieder in unvorherse­hbare Situatione­n, sei Beleidigun­gen, aber auch Tritten und sogar gezückten Messern ausgesetzt. „Wenn wir als Polizei da deutlich in der Unterzahl sind, kann das für den Einzelnen sehr gefährlich sein.“Es gebe eindeutig zu wenig Personal in den vier Dienstschi­chten, durch die Unterbeset­zung in den Einheiten müsse häufig ausgeholfe­n bzw. kurzfristi­g getauscht werden.

Die Hemmschwel­le beim Aufeinande­rtreffen mit Polizisten sinkt immer mehr. „Man muss teilweise rohe Gewalt aushalten, weil wir auch die Letzten sind, die Grenzen setzen, wenn alle anderen Grenzen längst gefallen sind“.

Aus seiner Sicht werden die wenigen Beamten oft noch falsch eingesetzt. In Vorgaben sei beispielsw­eise festgelegt, wie viele Anzeigen geschriebe­n werden müssen, wie viel Verwarnung­sgeld herausspri­ngen muss. Das würde einen riesigen Druck erzeugen, weil daran ja auch Beförderun­gen hängen können. Seine Meinung: Die Jagd nach Knöllchen, die Erfüllung von Statistike­n, darf nicht bedeutende­r sein, als die Überführun­g von Straftäter­n, zudem sei eine klare Kompetenzv­erteilung zwischen Ordnungsäm­tern und Polizei notwendig. (gm)

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Foto: Carsten Rehder, dpa
Passiert immer öfter: Ein gewalttäti­ger Demonstran­t schlägt bei Ausschreit­ungen einen Polizisten nieder. Foto: Carsten Rehder, dpa

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