Hemmschwelle sinkt immer mehr: Polizisten müssen rohe Gewalt aushalten
Ausriss aus den Dienstplanvorgaben für die Landespolizeiinspektion Erfurt. In unserer Zeitung hatte ein Thüringer Streifenpolizist, dessen Name, Dienststelle und Wohnsitz der Redaktion bekannt sind, die Vorgaben an Beamte kritisiert: Knöllchen verteilen scheine manchmal wichtiger zu sein als Serientäter zu stellen, so der Vorwurf.
Gerade im Streifendienst gerate man immer wieder in unvorhersehbare Situationen, sei Beleidigungen, aber auch Tritten und sogar gezückten Messern ausgesetzt. „Wenn wir als Polizei da deutlich in der Unterzahl sind, kann das für den Einzelnen sehr gefährlich sein.“Es gebe eindeutig zu wenig Personal in den vier Dienstschichten, durch die Unterbesetzung in den Einheiten müsse häufig ausgeholfen bzw. kurzfristig getauscht werden.
Die Hemmschwelle beim Aufeinandertreffen mit Polizisten sinkt immer mehr. „Man muss teilweise rohe Gewalt aushalten, weil wir auch die Letzten sind, die Grenzen setzen, wenn alle anderen Grenzen längst gefallen sind“.
Aus seiner Sicht werden die wenigen Beamten oft noch falsch eingesetzt. In Vorgaben sei beispielsweise festgelegt, wie viele Anzeigen geschrieben werden müssen, wie viel Verwarnungsgeld herausspringen muss. Das würde einen riesigen Druck erzeugen, weil daran ja auch Beförderungen hängen können. Seine Meinung: Die Jagd nach Knöllchen, die Erfüllung von Statistiken, darf nicht bedeutender sein, als die Überführung von Straftätern, zudem sei eine klare Kompetenzverteilung zwischen Ordnungsämtern und Polizei notwendig. (gm)