Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ministerin Siegesmund gerät wegen Gutscheinb­roschüre unter Druck

Landesrech­nungshof fordert Stellungna­hme. Umweltmini­sterium verteidigt Konzept des Klimarette­r-sparbuchs

- Von Kai Mudra

Erfurt. Tue Gutes und rede darüber. Diesem Motto folgt Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne). In der Vorwoche präsentier­te sie das „Klimarette­r-sparbuch“ihres Ministeriu­ms für Thüringen. Neben zahlreiche­n Tipps und Erläuterun­gen enthält das Büchlein im Hosentasch­enformat auch 86 Gutscheine.

Diese bieten Nachlässe auf Produkte oder Leistungen besonders klimafreun­dlicher Anbieter und Firmen, so ist jedenfalls die Sicht der Ministerin. Sie unterstütz­en aber auch mit einem gratis Startgutha­ben von 25 Euro den Wechsel des Energieanb­ieters.

Und genau deshalb erregen diese Gutscheine inzwischen Unmut. „Der Landesrech­nungshof ist auf die Broschüre aufmerksam geworden“, bestätigte gestern Sprecher Dirk Mammen gegenüber dieser Zeitung. Das Ministeriu­m sei um eine Stellungna­hme gebeten worden. Erst wenn diese vorliege, entscheide sich, ob der Vorgang geprüft werde. Es könnten Verstöße gegen das Wettbewerb­srecht oder das Beihilfere­cht vorliegen. Noch seien das aber bloße Vermutunge­n. Deutlicher wird da schon die Cdu-landtagsfr­aktion. „Massiver Verstoß gegen eine fairen Wettbewerb“, beklagt Stefan Gruhner. Er ist der energiepol­itische Sprecher. Die CDU möchte, dass sich der Umweltauss­chuss des Parlaments mit dem Vorgang befasst.

„Umweltmini­sterin Anja Siegesmund soll erklären, mit welchem Recht der Staat für bestimmte Unternehme­n wirbt und Bürger zum Beispiel mit Gutscheine­n dazu veranlasse­n will, ihren Energieanb­ieter zu wechseln“, so die Kritik des Politikers. Der Staat könne sich nicht zur Werbeabtei­lung für einzelne Anbieter entwickeln.

Die CDU will zudem wissen, wie die Auswahl der Gutscheina­nbieter in dem Heft erfolgte und welche Steuermitt­el dafür aufgewende­t wurden.

Auch Gruhner sieht die Gefahr, dass die Landesregi­erung mit der Broschüre ihre Kompetenze­n überschrit­ten habe. Das verzerre aus seiner Sicht den Wettbewerb.

Fdp-landeschef Thomas Kemmerich nutzte seine Kritik am Klimarette­r-sparbuch gestern gleich für eine generelle Abrechnung mit den Grünen. Diese hätten jedes Maß politische­n Anstandes verloren, polterte er. Die Parteinahm­e eines Ministeriu­ms für einzelne Firmen sei ein Unding und erschütter­e die Grundfeste politische­r Unabhängig­keit. Die Grünen seien zur Lobbyparte­i geworden so, Kemmerich. Er forderte den Rücktritt der Umweltmini­sterin.

Thomas Tappert, Sprecher des Umweltmini­steriums, verteidigt­e gestern noch einmal die Broschüre samt der enthaltene­n Gutscheine. Es gehe darum, den Menschen ökologisch­es und klimavertr­ägliches Verhalten auch „schmackhaf­t“zu machen, sagt er dieser Zeitung.

Die Kosten für das Klimarette­r-sparbuch gibt er samt Druck und allen anderen Arbeiten mit 26 500 Euro an. Das seien rund 2,60 Euro pro Exemplar, da insgesamt 10 000 davon gedruckt wurden.

Beispielsw­eise über das Internet könne die Broschüre beim Ministeriu­m bestellt werden. In der Onlinausga­be hätten die Gutscheine aber keine Gültigkeit, erklärt er. Tappert verweist zudem darauf, dass es Klimarette­r-sparbücher auch für die Städte Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt oder den Landkreis München gebe. Für das Thüringer Sparbuch seien etwa 200 Firmen angesproch­en worden, „um die Publikatio­n mit Gutscheine­n zu unterstütz­en“, so der Sprecher. Vom Bevorzugen einzelner Wettbewerb­steilnehme­r könne also keine Rede sein.

Umweltmini­sterin Anja Siegesmund hatte am Montag vor einer Woche das Klimarette­rsparbuch ihres Ministeriu­ms vorgestell­t. Mit den Gutscheine­n lasse sich „neben Treibhausg­asen auch bares Geld sparen“, warb die Landesregi­erung für die Broschüre. So werde Klima retten leicht gemacht.

Außer den Gutscheine­n enthält das 168 Seiten umfassende Büchlein aber auch Tipps, Erklärunge­n zum Klimawande­l sowie Interviews mit dem Astrophysi­ker Harald Lesch und der mitteldeut­schen Landesbisc­höfin Ilse Junkermann. Uwe Schneider,

Experte für Falschgeld bei der Filiale der Bundesbank in Erfurt, schult auf Einladung des Greizer Gewerbever­eins dessen Mitglieder. In einer Informatio­nsveransta­ltung am 14. September in der Vogtlandha­lle in Greiz wird Schneider unter anderem darüber informiere­n, wie und woran man falsche Banknoten und Münzen erkennen kann. Zudem gibt es praktische Hinweise zu der Frage: Was tun, wenn man das Geld als falsch erkannt hat?

FDP fordert Rücktritt von Ministerin Siegesmund

 ??  ?? Mit dieser Broschüre inklusive Gutscheine will das Umweltmini­sterium Thüringer beim ökologisch­en Konsum unterstütz­en. Repro: Andreas Wetzel Ministeriu­m: Haben 200 Firmen angesproch­en
Mit dieser Broschüre inklusive Gutscheine will das Umweltmini­sterium Thüringer beim ökologisch­en Konsum unterstütz­en. Repro: Andreas Wetzel Ministeriu­m: Haben 200 Firmen angesproch­en
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany