Klauers künstlerische Karriere am Weimarer Hof
Zum 275. Geburtstag des Hofbildhauers Martin Gottlieb Klauer. Anna Amalia holte den Erschaffer zahlreicher Porträtbüsten einst an die Ilm
Weimar. Martin Gottlieb Klauer stammte eigentlich aus Rudolstadt, wurde von der Herzoginwitwe Anna Amalia nach Weimar geholt und machte hier als Hofbildhauer Karriere. Er wurde von Goethe gefördert, schuf vor allem klassizistische Bildnisbüsten von dessen Umfeld, prominenten Gästen und historischen Berühmtheiten nach überlieferten Vorlagen und ist bis heute mit seinen Schöpfungen in den Weimarer Museen präsent. Besonderes Interesse findet bei Touristen immer wieder die große Goethe-büste.
Der Hofbildhauer wurde am 29. August 1742 in Rudolstadt geboren. Er entstammte der Familie eines Schneidermeisters. Der Junge besuchte die Schule in Rudolstadt, offenbarte seine künstlerische Begabung und kam 1757 in die Lehre zum Rudolstädter Holzbildhauer Karl Adolf Kändler. Als dessen Lehrling und Gehilfe war Klauer an der weiteren Ausgestaltung der Heidecksburg beteiligt.
Um 1762 trat er die übliche Wanderschaft an, die ihn nach Gera, Dresden und Potsdam führte. Überall nahm er neue Anregungen auf. Mit Erfolg. Ab 1769 unterhielt der aufstrebende Künstler in Rudolstadt eine Werkstatt, die so viel eintrug, dass er 1772 Johanna Elisabeth Kapler, Tochter des Kellermeisters, heiraten konnte, die aber schon wenig später starb.
In dieser schweren Zeit der Trauer besuchte die Herzoginwitwe Anna Amalia Rudolstadt. Die kunstsinnige Fürstin erkannte die Begabung Klauers und warb ihn sofort nach Weimar mit dem Titel Hofbildhauer ab. Hierher kam er 1777.
Inzwischen hatte Carl August die Regierung übernommen, der Goethe nach Weimar holte. Der junge Fürst und sein Dichterfreund empfingen den Bildhauer mit offenen Armen, beriefen ihn zum Lehrer an der Zeichenschule und vermittelten ihm Aufträge bis hin zu einer ganzfigurigen Statue vom siebenjährigen Fritz von Stein. Goethe selbst saß ihm sofort Modell für eine Büste, erkannte mit geübtem Blick die Stärken des Künstlers und die Schwächen – so vermerkte jener eine „fehlende Imagination“. Deshalb schickte man Klauer mit einem Stipendium von 200 Talern für mehrere Monate nach Mannheim zum Studium der dortigen Sammlung von antiken Plastiken.
Klauer glänzte in der Folge mit Büsten, war an zahlreichen Grab- sowie Erinnerungsdenkmälern beteiligt, heiratete ein zweites Mal und gründete mit dem Weimarer Unternehmer Friedrich Justin Bertuch eine „Toreutika-kunstfabrik“, die architektonische Verzierungen und Dekorationen herstellte.
Das Geschäft lief gut. Er hatte Kunden in ganz Deutschland und sogar im Ausland. Doch Nachhaltigkeit erreichte der Weimarer Hofbildhauer allein durch seine Porträtbüsten, die seine Beobachtungsgabe, sein Formempfinden und seine Wirklichkeitstreue belegen. Klauer entwickelte in diesem Zusammenhang eine spezielle Arbeitsweise, indem er Masken nach dem Leben formte und dann in die Büsten integrierte.
Die lange Reihe der durch ihn verewigten Persönlichkeiten reichte von Goethe, Carl August, Anna Amalia sowie Herzogin Luise über Elisa von der Recke, Bertuch und August Wilhelm Iffland bis zu August von Kotzebue. Parallel bildete er zwei seiner drei Söhne ebenfalls zu Bildhauern aus.
Klauer starb am 4. April 1801 in Weimar. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Jakobsfriedhof. Seine Werkstatt führte Sohn Ludwig weiter, der dann auch die Totenmaske des Dichters Friedrich Schiller erstellte.