Houston versinkt in den Fluten
Regenfälle sollen weiter zunehmen. Tausende vor Zwangsevakuierung
Washington. Houston, die Stadt, die durch Hurrikan „Harvey“im Zentrum einer der größten Naturkatastrophen der vergangenen 50 Jahre in den USA liegt, steht das Wasser bis zum Hals. Niederschläge von 70 Zentimetern und mehr haben weite Teile in eine Seenlandschaft verwandelt. Das öffentliche Leben steht still. Die Ölindustrie stockt. Flug- und Seehäfen sind geschlossen, viele Straßen nur mit Booten zu befahren.
Polizeichef Art Acevedo berichtet von über 60 000 Notrufen – Tendenz steigend. Viele Bewohner haben sich auf die Dächer ihrer Häuser geflüchtet. Rettungshubschrauber sind im Dauereinsatz. Hilfsdienste und Freiwillige holen Alte und Kranke aus ihren Häusern. Schlauchboote, Kanus, Jet-skis, Luftmatratzen und Surfbretter dienen als Transportmittel. Ein Krankenhaus musste geräumt werden. Staatspolizei und Nationalgarde verstärken die lokalen Sicherheitskräfte.
Zehntausende Einwohner stehen vor der Zwangsevakuierung. Für 30 000 Menschen sollen Notlager eingerichtet werden; bis hin ins 350 Kilometer entfernte Dallas. Im Großraum Houston sind 6,5 Millionen Menschen potenziell betroffen. Weil „Harvey“unablässig Wasser ablässt, warnen der Nationale Wetterdienst und die Katastrophenschutz-behörde Fema, dass es „noch schlimmer wird“.
Der Starkregen, der das Gebiet zwischen San Antonio und New Orleans im Nachbarbundesstaat Louisiana überzieht, bleibt wohl bis Sonnabend. „Epochal, unvergleichlich, kein Adjektiv wird dem gerecht, was hier geschieht“, sagte Femachef Brock Long. Um den Wassermassen Herr zu werden, wurden gestern vor Houston erste Flutbecken geöffnet, um eine kontrollierte Überflutung von Stadtteilen zu ermöglichen.