Denkmale mit Macht und Pracht locken Tausende Besucher an
In Weimar avancieren das Hoffest der Klassik-stiftung im Schloss und das Landgut Holzdorf zu Publikumsmagneten
Katharina Kilcher (29), Landschaftsarchitektin aus Weimar, mit Boxer „Timber“(2): Weimar. Tausende Besucher lockte gestern der Tag des offenen Denkmals in der Region an. Allein die Organisatoren in Weimar zählten rund 6500 Besucher – 1500 mehr als im Vorjahr –, die sich unter dem Motto „Macht und Pracht“für die Licht- und Schattenseiten von Architektur und Kunst interessierten. Das Hoffest der Klassikstiftung im Stadtschloss war mit 2000 Besuchern ein Publikumsmagnet. Nach Gaberndorf kamen nach Angaben der Stadt rund 200 Interessierte, um sich den sanierten Dorfanger, die Kirche, das Pfarrhaus inklusive Garten und das Kammergut anzusehen. Die Bauten aus der Zeit der Weimarer Republik – so das zurzeit geschlossene Schwanseebad – ließen sich pro Veranstaltung bis zu 150 Gäste erläutern. Ein studentisches Projekt der Bauhaus-uni, das Buchenwald-spuren in und um Weimar erfasste und kartierte, lockte 130 Interessierte an.
Mehr als 100 Besucher nutzten das Angebot, sich bei zwei Führungen im Gebäudekomplex zwischen Schubertstraße, August-bebel-platz und Trierer Straße umzusehen. Das Einzeldenkmal aus der Zeit um 1925 erhält gerade seine Pracht zurück. Die Wohnstätte lässt die drei miteinander verbundenen Häuser, die auch „Grünes Monster“genannt werden, für rund 2,4 Millionen Euro sanieren. Die Schuberstraße 37 ist bereits fertiggestellt und vermietet. Dort war ein Blick in das Treppenhaus möglich, nebenan am August-bebel-platz 4 konnten die Interessierten die laufende Sanierung ansehen, in deren Zuge vieles wieder wie im Originalzustand hergerichtet wird. Die Trierer Straße 38 verliert zuletzt ihre monströsen Züge.
„Lebenslänglich“nennt hingegen Barbara Krüger die Aufgabe auf Burg Denstedt. Zum Tag des offenen Denkmals empfing die Burgherrin die Besucher mit Jeans und T-shirt in einem mittelalterlichen Zelt im Burghof. Hier erläuterte sie mal die Sanierungsgeschichte der aus dem 9. Jahrhundert stammenden Burganlage, mal das neue Rehasport-angebot. Die Nutzung als Fitness- und Gesundheitszentrum war stets Teil ihres Traums von der eigenen Burg, „weil ein Denkmal eine Nutzung braucht“.
Im Jahr 2001 begannen sie und ihr Partner Günter Waldenmeier mit der Dachsanierung, 2006 waren die Fenster an der Reihe. Selbst ein Eigenheimbauer kann ahnen, was es bedeutet, 79 denkmalgerechte Fenster anfertigen zu lassen und einzubauen. So dauerte es bis 2012, als sich die Hausärzte aus dem Raum Nürnberg Mauern, Treppen und Innenausbau vornehmen konnten. Zum Denkmaltag am Wochenende präsentierte sich die Burg den Besuchern mit einem modernen Fitness-studio als Nutzung. Seit eineinhalb Jahren ist es in Betrieb und hat soeben seine erste Auszubildende eingestellt. Sie wird zur Sportund Fitness-kauffrau ausgebildet. Einen solchen Fachmann und einen Sportwissenschaftler beschäftigt das Studio bereits. Neuerdings bieten sie auch Reha-sport an und können entsprechende Rezepte abrechnen. Ideen und Pläne für die Denkmalsanierung gehen Krüger und Waldenmeier derweil nicht aus. Als nächstes ist das vorgelagerte Amtmannhaus an der Reihe. Hier könnte später eine Physiotherapie-praxis einziehen.
Zu den kleineren Schätzen des Tages gehörte die Kirche St. Georg in Thangelstedt. Diese wurde um 1300 errichtet, brannte 1896 ab und wurde 1897 wieder aufgebaut. Das Feuer zerstörte viele wertvolle Dinge. Gerettet wurden unter anderem zwei Kerzenleuchter von 1762. Annegret Kästner, Ortschronistin und Kirchenratsmitglied, verwies darauf, dass sie nur zu besonderen Anlässen aufgestellt und sonst sicher verwahrt werden.