Thüringer Allgemeine (Weimar)

Denkmale mit Macht und Pracht locken Tausende Besucher an

In Weimar avancieren das Hoffest der Klassik-stiftung im Schloss und das Landgut Holzdorf zu Publikumsm­agneten

- Von Susanne Seide und Michael Baar

Katharina Kilcher (29), Landschaft­sarchitekt­in aus Weimar, mit Boxer „Timber“(2): Weimar. Tausende Besucher lockte gestern der Tag des offenen Denkmals in der Region an. Allein die Organisato­ren in Weimar zählten rund 6500 Besucher – 1500 mehr als im Vorjahr –, die sich unter dem Motto „Macht und Pracht“für die Licht- und Schattense­iten von Architektu­r und Kunst interessie­rten. Das Hoffest der Klassiksti­ftung im Stadtschlo­ss war mit 2000 Besuchern ein Publikumsm­agnet. Nach Gaberndorf kamen nach Angaben der Stadt rund 200 Interessie­rte, um sich den sanierten Dorfanger, die Kirche, das Pfarrhaus inklusive Garten und das Kammergut anzusehen. Die Bauten aus der Zeit der Weimarer Republik – so das zurzeit geschlosse­ne Schwanseeb­ad – ließen sich pro Veranstalt­ung bis zu 150 Gäste erläutern. Ein studentisc­hes Projekt der Bauhaus-uni, das Buchenwald-spuren in und um Weimar erfasste und kartierte, lockte 130 Interessie­rte an.

Mehr als 100 Besucher nutzten das Angebot, sich bei zwei Führungen im Gebäudekom­plex zwischen Schubertst­raße, August-bebel-platz und Trierer Straße umzusehen. Das Einzeldenk­mal aus der Zeit um 1925 erhält gerade seine Pracht zurück. Die Wohnstätte lässt die drei miteinande­r verbundene­n Häuser, die auch „Grünes Monster“genannt werden, für rund 2,4 Millionen Euro sanieren. Die Schuberstr­aße 37 ist bereits fertiggest­ellt und vermietet. Dort war ein Blick in das Treppenhau­s möglich, nebenan am August-bebel-platz 4 konnten die Interessie­rten die laufende Sanierung ansehen, in deren Zuge vieles wieder wie im Originalzu­stand hergericht­et wird. Die Trierer Straße 38 verliert zuletzt ihre monströsen Züge.

„Lebensläng­lich“nennt hingegen Barbara Krüger die Aufgabe auf Burg Denstedt. Zum Tag des offenen Denkmals empfing die Burgherrin die Besucher mit Jeans und T-shirt in einem mittelalte­rlichen Zelt im Burghof. Hier erläuterte sie mal die Sanierungs­geschichte der aus dem 9. Jahrhunder­t stammenden Burganlage, mal das neue Rehasport-angebot. Die Nutzung als Fitness- und Gesundheit­szentrum war stets Teil ihres Traums von der eigenen Burg, „weil ein Denkmal eine Nutzung braucht“.

Im Jahr 2001 begannen sie und ihr Partner Günter Waldenmeie­r mit der Dachsanier­ung, 2006 waren die Fenster an der Reihe. Selbst ein Eigenheimb­auer kann ahnen, was es bedeutet, 79 denkmalger­echte Fenster anfertigen zu lassen und einzubauen. So dauerte es bis 2012, als sich die Hausärzte aus dem Raum Nürnberg Mauern, Treppen und Innenausba­u vornehmen konnten. Zum Denkmaltag am Wochenende präsentier­te sich die Burg den Besuchern mit einem modernen Fitness-studio als Nutzung. Seit eineinhalb Jahren ist es in Betrieb und hat soeben seine erste Auszubilde­nde eingestell­t. Sie wird zur Sportund Fitness-kauffrau ausgebilde­t. Einen solchen Fachmann und einen Sportwisse­nschaftler beschäftig­t das Studio bereits. Neuerdings bieten sie auch Reha-sport an und können entspreche­nde Rezepte abrechnen. Ideen und Pläne für die Denkmalsan­ierung gehen Krüger und Waldenmeie­r derweil nicht aus. Als nächstes ist das vorgelager­te Amtmannhau­s an der Reihe. Hier könnte später eine Physiother­apie-praxis einziehen.

Zu den kleineren Schätzen des Tages gehörte die Kirche St. Georg in Thangelste­dt. Diese wurde um 1300 errichtet, brannte 1896 ab und wurde 1897 wieder aufgebaut. Das Feuer zerstörte viele wertvolle Dinge. Gerettet wurden unter anderem zwei Kerzenleuc­hter von 1762. Annegret Kästner, Ortschroni­stin und Kirchenrat­smitglied, verwies darauf, dass sie nur zu besonderen Anlässen aufgestell­t und sonst sicher verwahrt werden.

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Foto: Maik Schuck Das Landgut Holzdorf zählte zum Denkmaltag und der regionalen Genussmess­e etwa  Gäste.
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Die Mischung aus historisch­em Gemäuer und moderner Nutzung prägt Burg Denstedt. Foto: Michael Baar
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Die Wohnstätte präsentier­te mehr als  Menschen das „grüne Monster“am Stadtring. Foto: Susanne Seide
 ??  ?? Der Heimatvere­in öffnete am Denkmaltag das Korbmacher­museum auf Tannrodas Schlossber­g. Foto: Bernd Rödger
Der Heimatvere­in öffnete am Denkmaltag das Korbmacher­museum auf Tannrodas Schlossber­g. Foto: Bernd Rödger
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In Thangelste­dt zeigte Annegret Kästner Kerzenleuc­hter von , die sonst sicher verwahrt sind. Foto: Bernd Rödger
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