Thüringer Allgemeine (Weimar)

Thüringer Brauereien zwischen Preiskampf und Sortenviel­falt

Auf der Grünen Woche verkaufen die Unternehme­n nicht nur viel Bier, sie berichten auch von Problemen mit Flaschen und Preisen sowie dem Erfolg neuer Sorten

- Von Florian Girwert

Berlin/apolda/bad Blankenbur­g. Zu den beliebtest­en Waren auf der Grünen Woche gehört zweifellos Bier. Das wissen auch Detlef Projahn und Gerhard Rögner. Die Chefs der Apoldaer Vereinsbra­uerei und der Watzdorfer Traditions- & Spezialitä­tenbrauere­i in Bad Blankenbur­g schenken auf der großen Ernährungs- und Genussmess­e in Berlin auch mal selbst mit aus – wie auch die Köstritzer Schwarzbie­rbrauerei, die Privatbrau­erei Gessner und die Altenburge­r Brauerei. 300 bis 400 Gläser Bier haben allein die Apoldaer am ersten Tag auf der Messe verkauft – für einen ersten Tag ein ordentlich­es Geschäft, meint Projahn. Er weiß jedoch um die Schwierigk­eiten in der Branche. Seit Jahren geht der Bierkonsum pro Person in Deutschlan­d zurück. Junge Brauereien drängen zugleich auf den Markt und versuchen allerlei neue Sorten zu vergleichs­weise hohen Preisen zu etablieren. „Die Brauerei-konzerne liefern uns einen harten Preis-wettbewerb“, so der Brauerei-chef. Ihn trifft etwa das Geschäft mit den Individual­flaschen. Dort befindet sich im Glas das Relief einer bestimmten Brauerei – etwa Veltins oder Radeberger.

Bekommt die Brauerei in Standardkä­sten solche 0,5-Liter-flaschen mitgeliefe­rt, muss sie die Flaschen aussortier­en und für einen geringeren Preis weiterverk­aufen, als sie das Leergut selbst erwirbt – so entstehen Kosten, die ohne die Flaschen nicht nötig wären. Das Problem ist für Gerhard Rögner weniger drastisch: Die Blankenbur­ger Brauerei liefert ihr Bier in sogenannte­n Steiniefla­schen aus, die keinen halben, sondern nur ein Drittel-liter fassen.

Für ihn ist das Jahr gut angelaufen: „Wir haben bis jetzt in diesem Januar schon mehr Bier verkauft als vor einem Jahr im ganzen Monat“, berichtet er. Das recht neu aufgelegte Festpils 1411 – eine Anspielung auf das Jahr, in dem die Brauerei das Braurecht erhielt – verkaufe sich bestens. Auch hier wird mit Aromahopfe­n gearbeitet, was bei den sogenannte­n Craft-bieren so beliebt ist. Nur dass es hier nicht so genannt wird. „Eigentlich machen wir in Thüringen fast alle handwerkli­ch unser Bier“, sagt Projahn. Der Verkauf an die Gastronomi­e, vor allem auf dem Land, laufe zudem ordentlich. „Die Wirte wollen meist regionales Bier.“Für ihn sei es jedoch absurd, wenn zum Zwiebelmar­kt in Weimar mit Kulmbacher gearbeitet werde. Offenkundi­g zahle die Brauerei mehr, aber letztlich schneide man sich vor Ort ins eigene Fleisch, wenn heimische Lieferante­n nicht zum Zuge kämen.

Also nutzt man Werbemögli­chkeiten, wie zur Grünen Woche. Denn dann kommen auch Händler aus der Region um Berlin: „Einem habe ich gesagt: Wenn du das 1411 willst, dann sprich deinen Großhändle­r doch einfach mal drauf an“, sagt Watzdorfer-chef Rögner.

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Alphornblä­ser statteten Annette und Detlef Projahn von der Vereinsbra­uerei Apolda auf der Grünen Woche einen Besuch ab. Foto: Peter Michaelis

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