Thüringer Brauereien zwischen Preiskampf und Sortenvielfalt
Auf der Grünen Woche verkaufen die Unternehmen nicht nur viel Bier, sie berichten auch von Problemen mit Flaschen und Preisen sowie dem Erfolg neuer Sorten
Berlin/apolda/bad Blankenburg. Zu den beliebtesten Waren auf der Grünen Woche gehört zweifellos Bier. Das wissen auch Detlef Projahn und Gerhard Rögner. Die Chefs der Apoldaer Vereinsbrauerei und der Watzdorfer Traditions- & Spezialitätenbrauerei in Bad Blankenburg schenken auf der großen Ernährungs- und Genussmesse in Berlin auch mal selbst mit aus – wie auch die Köstritzer Schwarzbierbrauerei, die Privatbrauerei Gessner und die Altenburger Brauerei. 300 bis 400 Gläser Bier haben allein die Apoldaer am ersten Tag auf der Messe verkauft – für einen ersten Tag ein ordentliches Geschäft, meint Projahn. Er weiß jedoch um die Schwierigkeiten in der Branche. Seit Jahren geht der Bierkonsum pro Person in Deutschland zurück. Junge Brauereien drängen zugleich auf den Markt und versuchen allerlei neue Sorten zu vergleichsweise hohen Preisen zu etablieren. „Die Brauerei-konzerne liefern uns einen harten Preis-wettbewerb“, so der Brauerei-chef. Ihn trifft etwa das Geschäft mit den Individualflaschen. Dort befindet sich im Glas das Relief einer bestimmten Brauerei – etwa Veltins oder Radeberger.
Bekommt die Brauerei in Standardkästen solche 0,5-Liter-flaschen mitgeliefert, muss sie die Flaschen aussortieren und für einen geringeren Preis weiterverkaufen, als sie das Leergut selbst erwirbt – so entstehen Kosten, die ohne die Flaschen nicht nötig wären. Das Problem ist für Gerhard Rögner weniger drastisch: Die Blankenburger Brauerei liefert ihr Bier in sogenannten Steinieflaschen aus, die keinen halben, sondern nur ein Drittel-liter fassen.
Für ihn ist das Jahr gut angelaufen: „Wir haben bis jetzt in diesem Januar schon mehr Bier verkauft als vor einem Jahr im ganzen Monat“, berichtet er. Das recht neu aufgelegte Festpils 1411 – eine Anspielung auf das Jahr, in dem die Brauerei das Braurecht erhielt – verkaufe sich bestens. Auch hier wird mit Aromahopfen gearbeitet, was bei den sogenannten Craft-bieren so beliebt ist. Nur dass es hier nicht so genannt wird. „Eigentlich machen wir in Thüringen fast alle handwerklich unser Bier“, sagt Projahn. Der Verkauf an die Gastronomie, vor allem auf dem Land, laufe zudem ordentlich. „Die Wirte wollen meist regionales Bier.“Für ihn sei es jedoch absurd, wenn zum Zwiebelmarkt in Weimar mit Kulmbacher gearbeitet werde. Offenkundig zahle die Brauerei mehr, aber letztlich schneide man sich vor Ort ins eigene Fleisch, wenn heimische Lieferanten nicht zum Zuge kämen.
Also nutzt man Werbemöglichkeiten, wie zur Grünen Woche. Denn dann kommen auch Händler aus der Region um Berlin: „Einem habe ich gesagt: Wenn du das 1411 willst, dann sprich deinen Großhändler doch einfach mal drauf an“, sagt Watzdorfer-chef Rögner.