Thüringer Allgemeine (Weimar)

Weniger Masern, mehr Keuchhuste­n und Windpocken

Bundesweit haben sich die Fälle 2017 verdreifac­ht. Impfkommis­sion empfielt Grundimmun­isierung gegen Erkrangung­en ab Säuglingsa­lter

- Von Hanno Müller

Erfurt. Deutschlan­dweit waren 2017 die Masern auf dem Vormarsch. Thüringen blieb dagegen von einer Erkrankung­swelle verschont. Wie aus dem neuesten Epidemiolo­gischen Bulletin des Robert-koch-institutes (RKI) hervorgeht, verdreifac­hte sich die Zahl der bundesweit­en Erkrankung­en auf 926 Fälle. Spitzenrei­ter sind Nordrhein-westfalen im Westen (520 Fälle) und Sachsen im Osten (70). In Thüringen wurden 2017 sechs Fälle gezählt, ein Jahr zuvor waren es 35, davor noch 52 Fälle, wobei Erfurt besonders betroffen war. Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke) rief 2015 zur Impfung gegen Masern auf. Kinder sollen zweimal, Erwachsene ohne bisherige Masernerkr­ankung beziehungs­weise mit unklarem Impfstatus einmal geimpft werden.

Angestiege­n sind im selben Zeitraum laut RKI die Thüringer Fälle bei Keuchhuste­n um mehr als zehn Prozent (von 691 auf 770) und Windpocken (von 328 auf 424). Während Ersterer auch bundesweit deutlich zunahm (von 13 818 auf 16 367), sanken Letztere von rund 25000 auf unter 22000 Fälle. Keuchhuste­n wird überwiegen­d durch den Erreger Bordetella (B.) pertussis verursacht und durch Tröpfcheni­nfektion verbreitet. Weltweit gibt es 20 bis 40 Millionen Fälle jährlich.

2013 war eine bundesweit­e Keuchhuste­nmeldepfli­cht eingeführt worden. 2016 wurden sechs Prozent der Erkrankten stationär behandelt, bei Säuglingen unter drei Monaten waren es über 80 Prozent. 2013 sei ein 84-jährigen Mann gestorben, 2016 starben drei Säuglinge.

In der DDR war die Pertussisi­mpfung routinemäß­ig empfohlen, in der BRD ab 1975 nur für Kinder mit erhöhtem Risiko. Die Impfempfeh­lungen wurden in den in den letzten zehn Jahren mehrfach angepasst. Angeraten werden mittlerwei­le eine Grundimmun­isierung gegen Pertussis im Alter zwischen zwei und 14 Monaten sowie Auffrischu­ngen bis ins Erwachsene­nalter.

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