Der Karneval naht
Polizei sieht keine Anzeichen für eine verschärfte Sicherheitslage. Die Narren bereiten sich derweil auf ihren Höhepunkt vor
Gera/erfurt. Vier Wochen vor dem Faschingshöhepunkt laufen in Thüringen die Vorbereitungen für die Karnevalsumzüge auf Hochtouren. Das Interesse von Zuschauern an der fünften Jahreszeit ist ungebrochen, wie eine Umfrage ergab. Laut Landesverband der Thüringer Karnvalvereine sind am Faschingswochenende und am Rosenmontag mehr als 40 närrische Umzüge im gesamten Freistaat verzeichnet.
Der Jahr für Jahr von Zehntausenden Schaulustigen besuchte Umzug in Erfurt bringt 2500 aktive Teilnehmer auf die Beine, sagte der Präsident der Gemeinschaft Thüringer Karneval (GEC), Thomas Kemmerich. 110 Wagen und Fußgruppen seien angemeldet. Die vermutlich längste Karnevalstradition im Freistaat hat das südthüringische Wasungen zu bieten. In Ortschroniken wurde festgehalten, dass die hiesigen Narren im Jahr 1524 vom damaligen Bürgermeister für ihr Fastnachtsspiel mit „einem Eimer Bier“belohnt wurden, wie Martin Krieg, Präsident des Wasunger Carneval Clubs (WCC), berichtet.
Für den mittlerweile 483. Umzug am 10. Februar seien schon rund 80 Gruppen und bis zu 2000 Teilnehmer angemeldet, sagte Krieg. Dabei werde der gesamte Zug ausschließlich von Wasunger Gruppen gestellt. Die Veranstalter rechnen mit 4000 bis 6000 Zuschauern. Bereits am 8. Februar findet zudem ein Fackelumzug statt, am Tag darauf ein Kinder- und Schülerumzug.
Die Faschingshochburg in Südthüringen hat einige Besonderheiten zu bieten, findet Krieg: „Wer Wagen mit kritischen und politischen Motiven schätzt, sollte nach Wasungen kommen.“Vor zwei Jahren allerdings führte ein flüchtlingskritischer Wagen sogar zu einer Anzeige und – inzwischen eingestellten – Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Ein weiterer Unterschied zu den meisten anderen Orten: In Wasungen gibt es kein Prinzenpaar, sondern nur einen Prinzen.
In den meisten Orten wurden die Sicherheitsvorkehrungen für die Umzüge weiter angepasst. In Erfurt sorgen nach Angaben der Gemeinschaft Erfurter Carneval (GEC) rund 200 Polizisten und etwa 250 private Sicherheitskräfte für einen möglichst reibungslosen Ablauf. In Wasungen werden die Narren gebeten, auf große Rucksäcke und Waffenattrappen zu verzichten. Laut Thüringer Polizei gibt es derzeit aber keine Anzeichen für eine Verschärfung der Sicherheitslage. Es werde wie üblich vor allem mit Problemen durch betrunkene Faschingsbesucher und mit Verkehrseinschränkungen gerechnet, sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion in Erfurt.
Karnevalsmuffel finden am Faschingswochenende vor Rosenmontag in Thüringen aber auch ruhige Ecken. So sind etwa in Jena oder Suhl keine Umzüge geplant. (dpa)