Firma aus Oberspier immer an der Spitze der Ausstellerkataloge auf Branchenmessen
In dem Unternehmen 3-D-schilling im Kyffhäuserkreis ist die nachfolgende Generation bereits in der Leitungsebene präsent
Mit einem gemeinsamen Preis wollen die Thüringer Allgemeine und die Industrie- und Handelskammer Erfurt jährlich beispielhafte unternehmerische Leistungen würdigen. In diesem Jahr wird der Preis bereits zum zweiten Mal verliehen. Bei dieser Ausschreibung stehen erfolgreiche Firmennachfolger in Thüringen im Mittelpunkt. Regelmäßig stellen wir einen Nachfolger und seine persönliche Geschichte vor. Zudem informieren wir zum Thema und geben Tipps zur erfolgreichen Firmenübergabe. Zum Abschluss haben die Leser das Wort und wählen den „Nachfolger des Jahres“. Oberspier. Martin Schilling teilte zu Beginn der Neunzigerjahre im Kyffhäuserkreis das Schicksal Tausender Frauen und Männer – er war arbeitslos.
Die großen Betriebe in Sondershausen waren durch die Treuhand quasi über Nacht geschlossen worden – wie das Kaliwerk – oder bauten zumindest drastisch Stellen ab, wie der Hersteller von Elektroinstallationsmaterial. Er habe Mitarbeitern seines Bereiches die Kündigungen ausstellen sollen, erinnert sich Schilling. „Das wollte ich nicht, da bin ich lieber selbst gegangen“, so Martin Schilling.
Er gründete seine eigene Firma. In Berichten über große Konzerne in den USA finde sich immer wieder der Hinweis, dass diese einst in einer Garage gegründet worden seien, sagt der Unternehmer lächelnd. „Bei mir war es eine Besenkammer“. Aus Mangel an Alternativen nahm der Existenzgründer das Angebot des Bildungsvereins in der Frankenhäuser Straße in Sondershausen dankbar an und mietete sich dort in der Kammer ein. Wenige Monate später erfolgte ein Umzug in ein Büro als Untermieter bei der Firma Sonlux, inzwischen hatte Martin Schilling zwei Mitarbeiter eingestellt.
„Wir hatten uns vorgenommen zu wachsen und haben bereits damals auf die additive Fertigung gesetzt, die heutzutage in aller Munde ist“, so Schilling. Insofern sei man aus heutiger Sicht sehr zeitig in diese Zukunftstechnologie eingestiegen.
Was als Ingenieurbüro in angemieteten Räumen in Sondershausen begann, setzte sich nach dem Hausbau dann im Jahr 1996 im Eigenheim in Oberspier fort. Hier lernten Sohn und Tochter von Martin Schilling die Maschinen kennen, mit denen ihr Vater sein Geld verdiente. „Die beiden konnten sich ausprobieren, was ihre Begeisterung für Technik und Maschinen offenkundig geweckt hat“, sagt Martin Schilling.
Inzwischen ist die Firma kräftig gewachsen, es entstanden Fabrikhallen und Verwaltungsgebäude, eine firmeneigene Kantine und Labore. „Allein in den Anbau haben wir im vergangenen Jahr weitere zwei Millionen Euro investiert“, bestätigt Thomas Schilling. So wurde in das Firmengebäude eine Anlage integriert, die die Abwärme aus der Fertigung nutzt.
Geblieben ist bei aller Erweiterung – inzwischen besteht das Unternehmen in Oberspier aus drei Firmen mit zusammen derzeit 86 Beschäftigten – der Firmenname: 3-D-schilling. Dabei habe er bei seiner Suche nach einem griffigen Namen für die Firma nicht unbedingt auf den dreidimensionalen Druck aufmerksam machen wollen, den das Unternehmen aktiv nutzt. „Ich habe festgestellt, dass in den Ausstellungskatalogen der Fachmessen, die Firmen mit einem A am Anfang immer voranstanden, es sei denn, man hatte einen Firmennamen, der mit einer Ziffer beginnt“, erläutert der Gründer seine Überlegungen. Nun stand seine Firma immer auf der ersten Seite der Ausstellungskataloge.
Geblieben ist über die Jahre auch die Ausrichtung des Unternehmens. „Wir sind ein Dienstleister für die Industrie und für andere Firmen“, bestätigt Kerstin Schilling. Kunden aus ganz Deutschland und darüber hinaus wenden sich an die Firma in Oberspier, wenn sie Modelle, Muster oder einen Prototypen,werkzeuge oder aber Teile aus Kunststoff benötigen. „Wir werden von den Kunden gefunden“, versichert Kerstin Schilling. 25000 verschiedene Einzelteile fertigen die Oberspierer allein im Werkzeugbau.
„Wir haben in den zurückliegenden Jahren vieles automatisiert in der Fertigung“, so Thomas Schilling. Allerdings sei es dabei nie darum gegangen, die Menschen durch Roboter zu ersetzen. Die sollten den Beschäftigten die einfachen Tätigkeiten abnehmen, damit sich die Mitarbeiter auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können, erläutert der Juniorchef das Ansinnen. So sei in den zurückliegenden Jahren die Zahl der Roboter im Unternehmen gestiegen, gleichzeitig habe man aber auch Leute eingestellt.
Martin Schilling weiß sein Lebenswerk bei seinen beiden Kindern in guten Händen. Er ist froh darüber, dass beide nach ihrem Studium und Stationen in anderen Unternehmen in ihren Heimatort Oberspier und auch in das Familienunternehmen zurückgekommen sind. Drei, vier Jahre Arbeit im Unternehmen sehe sein Lebensplan noch vor, erläutert Martin Schilling seine Vorstellungen, Dann werde er der nächsten Generation allein das Sagen in der Firma überlassen. Aber wichtige Entscheidungen werden längst von den drei Schillings an der Unternehmensspitze gemeinsam getroffen, versichern sie.