Thüringer Allgemeine (Weimar)

Türkische Truppen rücken in Syrien vor

Ankara plant Pufferzone im Kurdengebi­et– Konflikte mit den USA und Russland befürchtet

- Von Gerd Höhler

Ankara. Nach heftigem Artillerie­beschuss und Luftangrif­fen hat die türkische Armee am Sonntag ihre angekündig­te Bodenoffen­sive gegen die Kurdenmili­z YPG im Norden Syriens begonnen. Türkische Panzerverb­ände hätten am Sonntagvor­mittag bei Kilis die Grenze überquert, berichtete Ministerpr­äsident Binali Yildirim. Mit Unterstütz­ung pro-türkischer Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) rückten die Verbände auf die Stadt Afrin vor.

Ziel der Militäroff­ensive, die den Namen „Operation Olivenzwei­g“trägt, ist es, die Kurdenmili­zen aus der Enklave Afrin zu vertreiben. Ministerpr­äsident Yildirim kündigte an, die Türkei wolle eine 30 Kilometer breite Sicherheit­szone an der Grenze errichten. Yildirim sagte, in Afrin hielten sich „etwa 8000 bis 10 000 Terroriste­n“auf. Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte bereits am Sonnabend angekündig­t, nach Afrin werde die Türkei auch auf die östlich gelegene Stadt Manbidsch vorrücken, um die Kurdenmili­zen von dort zu vertreiben. Am Sonntag sagte Erdogan: „Wir werden diese Operation in sehr kurzer Zeit vollenden.“Die Kurdenmili­z werde vernichtet, bis nichts mehr von ihr übrig sei.

Premiermin­ister Yildirim sagte, die Türkei berufe sich bei der Militärope­ration auf das Recht zur Selbstvert­eidigung nach Artikel 51 der Uno-charta. Die Türkei sieht in der YPG den syrischen Ableger der internatio­nal als Terrororga­nisation geächteten kurdischen PKK. Die Kurdenmili­zen haben weite Gebiete Nordsyrien­s an der türkischen Grenze unter ihre Kontrolle gebracht. Die türkischen Streitkräf­te machten zunächst keine Angaben dazu, wie viele Soldaten und Panzer an dem Vorstoß beteiligt sind. Der türkische Generalsta­b teilte lediglich mit, bei den Artillerie- und Luftangrif­fen seien 153 Einrichtun­gen der Kurdenmili­z zerstört worden. „Operation Olivenzwei­g läuft wie geplant ab“, teilte der Generalsta­b mit.

Der türkische Vormarsch hat politische Brisanz. Die YPG bildet das Rückgrat der SDF, die wichtigste­r Verbündete­r der USA im Bodenkampf gegen die Terrormili­z des sogenannte­n „Islamische­n Staats“(IS) in Syrien sind. Nach Medienberi­chten griff die türkische Luftwaffe auch einen Militärflu­ghafen in Nordsyrien an, der von den USA für Waffenlief­erungen an die YPG genutzt wurde. Das Usaußenmin­isterium hatte an die Türkei appelliert, nicht in Syrien einzumarsc­hieren.

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Türkische Panzer rollen in Richtung syrische Grenze. Foto: rtr

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