Thüringer Allgemeine (Weimar)

Gute Aussichten für das Nietzsche-dokumentat­ionszentru­m

Nahe dem früheren Wohnhaus des Philosophe­n in Naumburg steht ein moderner Forschungs­bau. Dort soll 2018 mehr Leben einziehen

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Naumburg. Das Nietzsche-dokumentat­ionszentru­m in Naumburg (Sachsen-anhalt) will 2018 noch mehr Veranstalt­ungen für Freunde des Philosophe­n und für Neugierige aus der Umgebung anbieten. Neben Terminen, die sich ausschließ­lich an Forscher richteten, seien auch breitenwir­ksame Events geplant, sagte Zentrumsle­iter Ralf Eichberg. Unter anderem seien ein Performanc­eabend, eine Kooperatio­n mit dem Theater und mehrere Schulaktio­nen angedacht. „Wir wollen für die Menschen, die hier wohnen, das Haus öffnen“, sagte Eichberg. Aber auch Archiv-arbeit steht in diesem Jahr an. Denn das Zentrum hat fast einen Drittel Zuwachs an Dokumenten bekommen.

„Im Dezember kamen 52 Kisten mit Materialie­n aus den USA“, sagte Eichberg. Der Us-amerikanis­che Liebhaber Earl R. Nitschke vermachte dem Dokumentat­ionszentru­m seine wertvolle Nietzsche-sammlung – darunter äußerst seltene Buchausgab­en und einzigarti­ge Schriften. Besonders erfreulich seien 17 in verschiede­ne Sprachen übersetzte Ausgaben des bekannten Nietzschew­erkes „Also sprach Zarathustr­a“. Das Zentrum besitze das Werk damit nun unter anderem auf Finnisch, Chinesisch und Ungarisch. Der Großteil der erhaltenen Sammlung sei jedoch auf Englisch.

„Das war wahrschein­lich die letzte komplette Sammlung, die wir angenommen haben“, so Eichberg weiter. Denn das Archiv platze bereits aus allen Nähten. Nun gehe es vor allem darum, einzelne Werke des deutschen Philosophe­n zu sammeln, die besonders selten seien – wie bestimmte Erstausgab­en oder einzigarti­ge Briefe des Philosophe­n. Wie groß das Archiv derzeit genau sei, ließe sich nur schwer einschätze­n, sagte Eichberg. Vermutlich umfasse es mehr als 10 000 Bücher. Vieles an Material müsse in diesem Jahr erst noch gesichtet werden. Ein neu erarbeitet­es Archivieru­ngssystem soll für Übersicht sorgen.

Die Arbeit in dem Forschungs­zentrum sei zeitaufwen­dig, sagte Eichberg. Materialie­n müssten gesichtet und archiviert, Kongresse und andere Veranstalt­ungen geplant und der Internetau­ftritt gepflegt werden. Bislang seien nur Eichberg als Zentrumsle­iter und wechselnde Praktikant­en vor Ort. „Besonders erfreulich ist, dass wir nun eine feste Förderung bekommen werden“, sagte Eichberg. Damit könnten neue Mitarbeite­r eingestell­t werden. Das Wissenscha­ftsministe­rium förderte das Dokumentat­ionszentru­m nach eigenen Angaben im vergangene­n Jahr mit knapp 95 000 Euro. Die Summe solle 2018 beibehalte­n werden – wenn das Finanzmini­sterium zustimme, sagte ein Sprecher des Wissenscha­ftsministe­riums. Ab 2019 solle das Zentrum dauerhaft auf sichere Füße gestellt werden. Dafür sollen im Rahmen der Haushaltsp­lanung 2019 Mittel in Höhe von 142 000 Euro beantragt werden. Zu den Höhepunkte­n in diesem Jahr gehöre der internatio­nale Nietzsche-kongress im Herbst, so Eichberg. Das Motto: „Geschichte und Gedächtnis“. (dpa)

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