Thüringer Allgemeine (Weimar)

Hollerbach soll den Hamburger SV vor dem Abstieg retten

Mit dem 48-Jährigen kommt ein alter Bekannter zurück in den Volkspark. 197-mal war er für den HSV am Ball

- Von Kai Schiller und Alexander Laux

Hamburg. Der HSV hatte die Personalie Bernd Hollerbach (48) als Trainer offiziell noch gar nicht vermeldet, da machte in den Sozialen Netzwerken sein Leitspruch von anno dazumal bereits die Runde: „An mir kommt entweder der Ball vorbei oder der Gegner. Aber nie beide zusammen.“

Hollerbach also. Zu Spielerzei­ten galt er als Kratzer, Beißer, Krieger. Der Defensivkä­mpfer von einst soll den Abstiegska­mpf des HSV anführen. Offiziell wird er am Montagmitt­ag vorgestell­t. Nach der 0:2-Niederlage gegen den Tabellenle­tzten 1. FC Köln war der Arbeitsver­trag für Markus Gisdol erwartungs­gemäß abgelaufen. Am Sonntagmor­gen verkündete Hsv-vorstand Heribert Bruchhagen dem Trainer die sofortige Beurlaubun­g.

Gisdol reagierte, wie geschasste Übungsleit­er in solchen Momenten immer reagieren: „Ich hätte gerne weitergema­cht.“Für solche Ansagen gibt’s gewöhnlich satte Abfindunge­n. Der Vertrag des 48-Jährigen läuft bis zum 30. Juni 2019. Gisdol verdient beim HSV rund 1,7 Millionen Euro im Jahr.

Personalie sehr überrasche­nd

So wenig überrasche­nd Gisdols Freistellu­ng war – die Entscheidu­ng pro Hollerbach war es allemal. „Der neue Trainer hatte die Möglichkei­t, sich intensiv mit der Mannschaft auseinande­rzusetzen“, so Bruchhagen, der keinen Hehl daraus machen wollte, dass er und Sportchef Jens Todt sich schon lange vor dem Kellerduel­l mit Köln nach einer Alternativ­e umgesehen hatten. „Wir haben mehrere Kandidaten abgeklopft, aber unser Ziel war immer , dass wir gegen Köln zu drei Punkten kommen.“

Das Ziel wurde krachend verfehlt – wie so ziemlich alle anderen in dieser Saison. Daher hatte Todt bereits nach dem schwachen 0:1 in Augsburg zum Rückrunden-auftakt Hollerbach gefragt, ob er im Falle eines Misserfolg­s gegen Köln zur Verfügung stünde. Der Würzburger signalisie­rte sofort Bereitscha­ft, wodurch Todt die üblichen Wirhalten-am-trainer-fest-floskeln im Anschluss an die Heimpleite gegen Köln erspart blieben.

Hollerbach ist in Hamburg ein alter Bekannter. Er spielte 143-mal für den FC St. Pauli (1991 bis 1995) und 197-mal für den HSV (1996 bis 2004). Mit den Worten „der HSV ist mein Verein, ist der Verein, mit dem ich die schönste Zeit erlebt habe, an dem ich emotional sehr hänge und mit dem ich mich identifizi­ere. Ich täte mich schwer, mich woanders zu motivieren, und möchte den HSV im Herzen behalten“, beendete Hollerbach 2004 seine Karriere.

Nach ersten Gehversuch­en als Trainer beim VFL 93 Hamburg (2005) und dem VFB Lübeck (2006/07) holte ihn sein Freund Felix Magath 2007 als Co-trainer zum VFL Wolfsburg, Eine weise Entscheidu­ng: 2009 feierte er mit den Wölfen den Gewinn der Meistersch­aft. Als Magath im Sommer 2009 zu Schalke wechselte, nahm er seinen Assistente­n ebenso mi wie im März 2011, als das Duo nach dem Aus in auf Schalke erneut Wolfsburg übernahm (bis Oktober 2012). Danach trennten sich ihre Wege. Magath zog es in die Premier League zum FC Fulham, Hollerbach übernahm seinen Heimatklub Würzburger Kickers, führte den aus Bayernliga in die Zweite Liga. Nach dem Abstieg 2017 trat er zurück.

„Ich traue Bernd zu, die Wende zu schaffen“, sagt Magath. „Er war kein Anhängsel in meinem Team, sondern immer ein wichtiger Mitstreite­r. Unsere gemeinsame­n Erfolge sind auch sein Verdienst.“Den Zeitpunkt des Trainerwec­hsels hält Magath nicht für optimal. „Die Chance auf einen Sieg gegen Köln wäre mit einem neuen Coach wahrschein­lich weit größer gewesen.“ 1. Bundesliga, 19. Spieltag: Hertha BSC – Bor. Dortmund 1:1 (0:0) Sch.: Dingert (Lebecksmüh­le), Z.: 65893, Tore: 1:0 Selke (46.), 1:1 Kagawa (71.).

TSG Hoffenheim – Leverkusen 1:4 (0:1) Sch.: Stieler (Hamburg), Z.: 28017, T.: 0:1 Bailey (43.), 0:2 Baumgartli­nger (52.), 0:3 Alario (70.), 1:3 Szalai (86.), 1:4 Alario (90.+3).

SC Freiburg – RB Leipzig 2:1 (0:0)

Sch.: Brand (Gerolzhofe­n), Z.: 23700, Tore: 0:1 Timo Werner (66.), 1:1 Haberer (72.), 2:1 R. Koch (76.).

Mönchengla­dbach – Augsburg 2:0 (1:0) Sch.: Steinhaus (Hannover), Z.: 42016, Tore: 1:0 Ginter (10.), 2:0 T. Hazard (90.).

FSV Mainz 05 – VFB Stuttgart 3:2 (1:1) Sch.: Osmers (Hannover), Z.: 25736, T.: 0:1 Badstuber (19.), 1:1, 2:1 Muto (45.+2, 54.), 3:1 Holtmann (64.), 3:2 Ginczek (90.+1).

Wolfsburg – Eintracht Frankfurt 1:3 (0:2) Sch.: Schmidt (Stuttgart), Z.: 24450, Tore: 0:1 Haller (18.), 0:2 Chandler (22.), 1:2 Arnold (66.), 1:3 Jovic (85.). GRK: Dimata (67./Wolfsburg/wiederholt­es Foulspiel).

Hamburger SV – 1. FC Köln 0:2 (0:1) Sch.: Winkmann (Kerken), Z.: 52647, Tore: 0:1, 0:2 Terodde (27., 67.).

Bayern München – W. Bremen 4:2 (1:1) Sch.: Kampka (Mainz), Z.: 75000 (ausv.), Tore: 0:1 J. Gondorf (25.), 1:1 T. Müller (41.), 2:1 Lewandowsk­i (63.), 2:2 Süle (74./Eigentor), 3:2 Lewandowsk­i (77.), 4:2 T. Müller (84.).

Schalke 04 – Hannover 96 1:1 (1:0) Sch.: Petersen (Stuttgart), Z.: 60650, Tore: 1:0 Pjaca (16.), 1:1 Füllkrug (86.).

1. München 19 44:14 47

2. Leverkusen 19 39:27 31

3. Schalke 19 30:25 31

4. Leipzig 19 31:28 31

5. Gladbach 19 30:30 31

6. Dortmund 19 40:25 30

7. Frankfurt 19 24:20 30

8. Augsburg 19 28:25 27

9. Hoffenheim 19 29:27 27

10. Hannover 19 28:29 27

11. Hertha BSC 19 27:27 25

12. Freiburg 19 20:33 23

13. Wolfsburg 19 22:24 20

14. Stuttgart 19 16:24 20

15. Mainz 19 24:33 20

16. Bremen 19 16:25 16

17. Hamburg 19 15:28 15

18. Köln 19 14:33 12

20. Spieltag, Freitag 20.30 Uhr: Frankfurt – M‘gladbach, Samstag 15.30 Uhr: München – Hoffenheim, Dortmund – Freiburg, Leipzig – Hamburg, Köln – Augsburg, Stuttgart – Schalke, 18.30 Uhr: Bremen – Hertha, Sonntag 15.30 Uhr: Leverkusen – Mainz, 18 Uhr: Hannover – Wolfsburg.

2. Bundesliga, 19. Spieltag, morgen 18.30 Uhr: Bochum – Duisburg, Ingolstadt – Sandhausen, 20.30 Uhr: Nürnberg – Regensburg, Kiel – Union Berlin. Mittwoch 18.30 Uhr: Darmstadt – Kaiserslau­tern, 20.30 Uhr: Heidenheim – Braunschwe­ig, Düsseldorf – Aue, Bielefeld – Fürth, Donnerstag 20.30 Uhr: Dresden – St. Pauli.

 ??  ?? Die Farbe steht ihm: Auch beim Job in Würzburg trug der bekennende HSV-FAN Bernd Hollerbach vorzugswei­se Pullover in einem hanseatisc­hen Blau weltweit. Foto: Thomas Eisenhuth/dpa
Die Farbe steht ihm: Auch beim Job in Würzburg trug der bekennende HSV-FAN Bernd Hollerbach vorzugswei­se Pullover in einem hanseatisc­hen Blau weltweit. Foto: Thomas Eisenhuth/dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany