Der Fluch des Schnees
Wow. Alles so richtig weiß und unberührt. Der erste Schneefall im flachen Land in Thüringen dieses Jahr. Kein Hund oder Fuchs – eine Katze würde bei dem Wetter nicht ihre warme Unterkunft verlassen – haben die weiße Pracht bisher zertreten.
Doch ich steh mit einem roten Schneeschipper auf dem Gehweg und denke: „Schade, doch was soll‘s.“Knapp eine Stunde bin ich damit beschäftigt, das Trottoir freizuschieben und mehrere Schneehaufen zu erreichten, denn die weiße Pracht war gar üppig vom Himmel gefallen.
Dann endlich ist mein Werk vollbracht, die Schneemassen liegen geordnet auf Häufchen am Straßenrand. Der Fußweg ist wieder frei und ich kann mich ans Frühstücken machen.
Da trau ich meinen Ohren nicht. Durchs Fenster seh ich das orangenen Schimmern einer Rundumleuchte, begleitet vom typisch kratzenden Geräusch eines Schneepflugs.
Mein Blick aus dem Fenster lässt mich erstarren. Warum habe ich mich nicht noch einmal im Bett herumgedreht. Der Sonntagmorgen hätte so gemütlich beginnen können. Denn gerade poltert ein Schneepflug über meinen geräumten Weg.
Ich tröste mich damit, Frühsport an frischer Luft getrieben zu haben. Ein guter Vorsatz zum Jahreswechsel wäre damit schon fast erfüllt. Was bleibt, ist der Muskelkater, den ich auch noch in der Redaktion spüre.