Thüringer Allgemeine (Weimar)

Das Zehn-milliarden-euro-paket

In dieser Woche wird der Doppelhaus­halt 2018/2019 abschließe­nd beraten. Rot-rot-grün lobt die Balance zwischen Investitio­nen und Tilgung. Aber es gibt auch Kritik

- Von Elmar Otto

Position Soll  Erfurt. Werner Pidde sitzt seit 1994 für die SPD im Landtag, wurde gleich finanzpoli­tischer Sprecher. Auch wenn er zwischenze­itlich andere Funktionen innehatte, ein knappes Jahr sogar die Fraktion führte, blieben die Zahlen stets das Steckenpfe­rd des ehemaligen Chemieund Mathelehre­rs. Mittlerwei­le ist er wieder sozialdemo­kratischer Cheffinanz­er und nennt den in dieser Woche zur abschließe­nden Beratung anstehende­n Doppeletat 2018/19 einen „Investitio­nshaushalt“.

„Insbesonde­re das Bildungspa­ket mit Verbesseru­ngen für Schulen und Kindergärt­en, besonders im Bereich Personal, aber auch das Kommunale Investitio­nspaket oder die innere Sicherheit – mit besserer Ausrüstung und mehr Nachwuchs für die Thüringer Polizei stärken die Bereiche, in denen der Schuh bislang gedrückt hat“, sagt Pidde. Auch die 225 Änderungsa­nträge von Rot-rot-grün hätten diese Stärkung noch einmal untersetzt – „und das obwohl wir deutlich mehr Schulden tilgen als zuvor“. Die Koalition habe die im Doppelhaus­halt vorgesehen­e Schuldenti­lgung von rund 59 Millionen auf mehr als 113 Millionen Euro erhöht.

„Der Dreiklang: investiere­n, vorsorgen, tilgen gilt und ist prägend für die Finanzpoli­tik dieser Legislatur­periode“, lobt Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) das eigene Tun. Der Linkehaush­altspoliti­ker Mike Huster pflichtet den Bündnispar­tnern bei. Um 1440 Euro pro Jahr würden Familien durch das gebührenfr­eie Kindergart­enjahr entlastet, betont er.

Zudem stiegen die Investitio­nen in Schulgebäu­de und Sportanlag­en, Theater und Orchester, Schienen und Straßen auf 1,7 Milliarden Euro. 2014 habe man lediglich 1,1 Milliarden zur Verfügung gehabt. Nicht zu vergessen die 600 Lehrer, die zusätzlich eingestell­t werden sowie die steigenden Ausbildung­szahlen für Polizisten, erinnert Huster.

„Der Doppelhaus­halt ist ein Musterbeis­piel an Ausgewogen­heit zwischen notwendige­n Investitio­nen und nachhaltig­en Schuldenab­bau“, sagt auch der Grünen-abgeordnet­e Olaf Müller. Er betont das Klimaschut­zprogramm „Solarinves­t“und die Abwasserbe­handlung. Drei Millionen Euro würden für die Förderung von Kleinklära­nlagen bereitgest­ellt, 1,5 Millionen Euro für Gewässerun­terhaltung­sverbände und bis zu 30 Millionen Euro für Abwasseren­tsorgungsa­nlagen. Die Opposition schätzt die Lage naturgemäß anders ein: „Die Schuldenti­lgung wollen wir auf 90 Millionen Euro jährlich erhöhen. Damit würde das Land für beide Haushaltsj­ahre insgesamt rund 120 Millionen Euro mehr Schulden abtragen, als die Landesregi­erung in ihrem Haushaltse­ntwurf vorgesehen hat“, sagt der Cdu-parlamenta­rier Maik Kowalleck. Ihre 1200 Änderungsa­nträge will die Union – thematisch in Sammelantr­ägen gebündelt – zur abschließe­nden Beratung des Landeshaus­halts in dieser Woche nochmals zur Abstimmung stellen.

Die Afd-fraktion wartet mit 406 Änderungen auf. Schwerpunk­te: Bildung, innere Sicherheit und Kommunen. „Wir beantragen die unbefriste­te Einstellun­g von tausend neuen Lehrern. Hierfür würden wir 2018 33,5 Millionen Euro ausgeben und 2019 67 Millionen Euro“, so Olaf Kießling. Die Einstellun­g von 650 zusätzlich­en Polizisten würde in beiden Jahren 19,8 Millionen Euro kosten.

Opposition wartet mit Hunderten Anträgen auf

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