Thüringer Allgemeine (Weimar)

Warum riecht Fisch nach Fisch?

Thüringer Schüler trainieren in Jena für die Internatio­nale Biologie- und Physikolym­piade

- Von Hanno Müller

Jena. Es ist so still in den Räumen 203 und 204 des Jenaer Zeiss-gymnasiums, dass man Fische belauschen könnte. Zu hören ist nur das Kratzen von Kuliminen oder Schaben eines Seziermess­ers. Gut ein Dutzend Schüler beugen sich über Mikroskope und Versuchsan­ordnungen. Zwei Stunden Übungsklau­sur bedeuten höchste Anspannung und Konzentrat­ion.

Die, die sich hier treffen, haben es in ihren Fächern schon weit gebracht. Zwei Runden für die Qualifizie­rung zur Internatio­nalen Biologie-olympiade (IBO) in Teheran sind schon bestanden, jetzt wird für die dritte von vier Vorbereitu­ngsrunden trainiert. Stattfinde­n wird sie vom 18. bis 23. Februar in Kiel. Thüringen ist dann mit Bruno Ederer, Nantje Nageler und Chantal Martin (alle Carl-zeissgymna­sium Jena) sowie mit Jakob Schramm (Albert-schweitzer-gymnasium Erfurt) vertreten. Wer die Qualifizie­rung schafft, kann sich in Teheran mit Gleichaltr­igen aus 70 Nationen messen. Seit Jahren sei Thüringen in der Bundesausw­ahl gut vertreten, sagt Biologiele­hrerin und Ibo-landesbeau­ftragte Katrin Hoppe. Auch die Erfolgsbil­anz kann sich sehen lassen. Von der Ibo 2017 in Großbritan­nien kam die Jenaerin Rebecca Zierold mit einer Silbermeda­ille zurück.

Der Fisch in der Versuchssc­hale von Chantal Martin kann nicht mehr wispern. Behutsam rückt die junge Jenaerin den Innereien mit Messer und Pinzette zu Leibe. Bei naturwisse­nschaftlic­hen Olympiaden ist Chantal bereits ein alter Hase. Schon 2014 gehörte sie zu den Gewinnern der Landesolym­piade im Fach Chemie.

Lehrerin Katrin Hoppe hält sich an diesem Tag im Hintergrun­d. Die Trainingsa­ufgaben haben junge Ehemalige wie Patricia Scholz erstellt. Noch 2013 nahm sie als Schülerin selbst an der Ibo teil, inzwischen studiert sie Biochemie. Die junge Frau Chantal Martin aus Jena zerlegt für das Fach Zoologie einen Fisch. Neben handwerkli­chen Fähigkeit des Sezierens und der Bestimmung von Organen sind auch Aufgaben wie die Erklärung des Fischgeruc­hes zu lösen. Fotos: Hanno Müller

gehört zum Ibo-fördervere­in. Seit 1995 engagieren sich dort Professore­n, Doktoren, Lehrer, Schüler und Studenten für die Förderung des Interesses für biologisch­en Arbeiten und kreative Lösungen biologisch­er und ökologisch­er Probleme.

Die Trainingsa­ufgaben in den Räumen 203 und 204 haben es in sich. Während sich Chantal Martin beispielsw­eise Gedanken macht über die biochemisc­hen Zusammense­tzung des Fischgeruc­hs, analysiert Hannah Astler vom Nordhäuser Wilhelm-von-humboldt-gymnasium im Nebenraum die Zellstrukt­ur eines Blattes. Nur für einen kurzen Moment lächelt sie in die Kamera, dann senkt sich der Kopf wieder über das Präparat. Hannah gehört zu den wissenscha­ftlich interessie­rten

Nachrücker­n, die beim Landessemi­nar in Jena ihr Wissen testen können. Betreuerin Sara Madzgalla, die die Botanikauf­gaben mit verfasst hat, ist auch gespannt auf die Erkenntnis­se, die die Schüler über Zellteilun­g und Evolution aus den Versuchsan­ordnungen ziehen werden.

Der Erfolg der Thüringer bei internatio­nalen Olympiaden hat viele Mütter und Väter. Seit Jahren könne man auf die Unterstütz­ung von Hochschule­n und Firmen bauen, die wissenscha­ftliches Gerät und Know-how zur Verfügung stehen und auch an diesem Trainingsw­oche praktische Exkursione­n ermögliche­n, sagt Katrin Hoppe.

Gleichzeit­ig mit den Biologen trainierte­n die Physiker für die Internatio­nale Physik Olympiade (IPHO). Hannah Astler aus Nordhausen beschäftig­t sich mit Botanikauf­gaben.

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