Thüringer Allgemeine (Weimar)

Luchs-sichtung bei Gerstungen begeistert Naturschüt­zer

Einer Spaziergän­gerin gelangen seltene Aufnahmen im ehemaligen Todesstrei­fen zwischen Thüringen und Hessen

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Kein Zweifel: Ina Unger lief im thüringisc­h-hessischen Grenzgebie­t ein Luchs vor die Linse. Jena. Selten kommt man einem wilden Luchs so nah, wie Ina Unger aus dem Wartburgkr­eis während eines Spaziergan­ges mit ihrem Hund. Ihr sind am 8. Januar 2018 seltene Aufnahmen von einem gut genährten, ausgewachs­enen Luchs am Grünen Band bei Gerstungen gelungen, wie der Naturschut­zbund Nabu jetzt mitteilt.

„Diese Beobachtun­g ist fast wie ein Sechser im Lotto, denn normalerwe­ise sind Luchse Einzelgäng­er und eher menschensc­heu“, erzählt die naturbegei­sterte Frau. Der Luchs begleitete die beiden ein Stückchen durch den Wald und blieb dabei auf sicherem Abstand. „Trotz meiner Aufregung hab ich mein Handy herausgeho­lt und ein kleines Video gedreht. Es ist kaum zu glauben, aber der Luchs setzte sich entspannt ins Gras, beobachtet­e mich und meinen Hund, um dann nach einigen Minuten im Wald zu verschwind­en.“

Die Naturschüt­zer vom Thüringer Nabu versetzt die Begegnung in helle Begeisteru­ng. „Die Aufnahmen belegen eindrückli­ch, wie selbstvers­tändlich sich Wildtiere ohne Vorbehalte gegenüber Menschen durch ihr Revier bewegen können“, sagt Silvester Tamás, der Koordinato­r des Nabu-luchsproje­kts „Plan P wie Pinselohr – Luchse in die Mitte bitte“.

Luchse wurden schon öfter in der Region gesehen. Die wiederkehr­enden Sichtungen an der ehemaligen innerdeuts­chen Grenze belegen laut Nabu, wie sich dort in den letzten Jahrzehnte­n der Wandel vom einstigen Todesstrei­fen zur Lebensader erfolgreic­h vollzogen hat. Luchse und viele andere Tiere nutzten das Grüne Band als sicheren Korridor durch die ansonsten intensiv genutzte Landschaft. Auch René Schwachhei­m, Jäger aus Thüringen, ist begeistert von der Rückkehr des Luchses. „Luchse nutzen ein Lebensraum von 40 bis 400 Quadratkil­ometer und sind als Einzelgäng­er eine eher seltene Erscheinun­g“, sagt Schwachhei­m. Sich Wild und Beute mit dem Luchs zu teilen, fällt ihm als Jäger nicht schwer. „Rehe und Wildschwei­ne sind genug da. Hunde jedoch können von Luchs und Wolf durchaus als Konkurrent­en angesehen werden, deshalb ist die Anleinpfli­cht für Hunde im Wald unbedingt zu respektier­en“, so Schwachhei­m.

Tamás und Schwachhei­m haben sich mit Ina Unger am Grünen Band getroffen, um die Bildaufnah­men abzugleich­en und um weitere Spuren zu suchen. Sie fanden einige Trittsiege­l vom Luchs sowie von zahlreiche­n Wildschwei­nen und Rehen. „Wir wollen natürlich wissen, woher der Luchs stammt und ob es sich bei dem stattliche­n Luchs eventuell um ein Männchen aus dem Harz oder dem Hessischen handelt“, berichtet Tamás. (red)

Nabu-experten machten sich ein Bild vor Ort

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