Wachstum, Weltelite und die Sinnfrage
Der Internationale Währungsfonds ist optimistisch für die Wirtschaft. Topmanager fragen sich allerdings, warum nicht alle profitieren
Davos. Christine Lagarde eröffnet das Weltwirtschaftsforum am Montagnachmittag praktisch nebenbei. Die Chefin des Internationalen Wirtschaftsfonds (IWF) stellt bemerkenswerte Neuigkeiten vor und stiehlt damit Klaus Schwab die Show. Der Forumspräsident eröffnet das WEF erst am Abend offiziell – allerdings nicht mit einer solchen Botschaft wie Lagarde. Sie verkündet auf der ersten Pressekonferenz des diesjährigen Kongresses der Wirtschaftsund Politikelite im Schweizer Bergort Davos vereinfacht gesagt: Der Weltwirtschaft geht es super.
Der IWF schätzt das globale Wachstum für 2017 auf 3,7 Prozent, mehr als bisher. Für dieses und das nächste Jahr rechnet er mit jeweils 3,9 Prozent. Auch Deutschland wird danach in diesem Jahr mit 2,3 Prozent einen halben Prozentpunkt stärker zulegen als bisher vorhergesagt.
Dass die Welt insgesamt wohlhabender wird, schätzen die fast 1300 Topmanager, die die Beratungsfirma PWC alljährlich vor dem WEF befragt hat. Hier lautet die Botschaft für 2018: Die Unternehmenschefs sind so optimistisch wie nie zuvor in den 21 Jahren, die PWC sie nun schon befragt. Erstmals erwartet die Mehrheit (57 Prozent), dass die Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten wächst. Anfang 2017 sagten das nur 29 Prozent. Allerdings – und das passt nicht zu dem betonten Optimismus – scheinen sich die Unternehmer verstärkt die Sinnfrage zu stellen: Was bringt das ganze Wachstum?
Pwc-deutschland-chef Norbert Winkeljohann jedenfalls berichtet von einem wachsenden Widerspruch zwischen „ökonomischen Erfolgen“und „gesellschaftlichem Nutzen“. Mit anderen Worten: Der Wohlstand nimmt zu, aber er macht das Leben vieler Menschen nicht unbedingt besser.