Das Eisenacher „Entjudungsinstitut“
Es gehört zu den dunklen Kapiteln der Thüringer Landeskirche. Im April 1939 wurde auf der Wartburg das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben gegründet. Die von elf evangelischen Landeskirchen ins Leben gerufene Einrichtung wurde umgangssprachlich „Entjudungsinstitut“genannt. Zu den Forschungsergebnissen gehörte unter anderem das „Volkstestament“, in dem alle Bezüge und Zitate aus dem Alten Testament getilgt waren und ein „judenreiner“Katechismus.
Das alles ist unerträglich. Genau so unerträglich ist die nahezu ungebrochene Karriere sogenannter Würdenträger nach dem Krieg. So war Institutsleiter Walter Grundmann nach einer „Auszeit“für die Ausbildung des theologischen Nachwuchses in Thüringen zuständig. Ab 1956 war er IM. Professor Heinz Erich Eisenhuth von der Universität Jena, der das Institut mit Gutachten bedacht hat, wurde zwar entlassen, 1952 tauchte er als Superintendent in Eisenach wieder auf. Und Erhard Mauersberger – verdienter Thüringer Kirchenmusiker und Vordenker für ein „entjudetes“Gesangbuch – stieg 1961 als Thomaskantor in Leipzig auf. Das Manuskript ist 1942 auf der Wartburg vorgestellt worden. Derartige Anekdoten gibt es in der Thüringer Landeskirche viele. Die Wissenschaft ist den Spuren nachgegangen. Jetzt beleuchtet auch die Evangelische Landeskirche in Mitteldeutschland (EKM) diese Vergangenheit. Wie Landesbischöfin Ilse Junkermann beim traditionellen Kamingespräch vor wenigen Tagen ankündigte, soll es 2019 im Eisenacher Lutherhaus eine große Ausstellung zu diesem Institut geben. Mehr als ein Jahr sei die Schau vorbereitet worden.
Fraglich ist, ob es am ehemaligen Institutsgebäude dann einen entsprechenden Hinweis gibt. Das Privathaus in der Eisenacher Bornstraße, so Ekm-sprecher Ralf-uwe Beck, habe noch keine Tafel.