Thüringer Allgemeine (Weimar)

Früher Wegbereite­r der Weimarer Malerschul­e

Vor 150 Jahren starb Alexander Michelis im Alter von nur 44 Jahren. Sein Grafikunte­rricht führte zur Gründung des Weimarer „Radiervere­ins“

- Von Martin Stolzenau

Weimar. Alexander Michelis gehörte zu den frühen Wegbereite­rn der Weimarer Malerschul­e. Mit seinem Werk erreichte er auch über seinen Tod vor 150 Jahren hinaus eine beträchtli­che Nachwirkun­g. So fand er bei der herausrage­nden Gesamtauss­tellung zur Weimarer Malerschul­e vor einigen Jahren in der Klassikers­tadt Berücksich­tigung.

Alexander Michelis wurde am 25. Dezember 1823 im westfälisc­hen Münster geboren. Der Vater wirkte als Zeichner sowie Kupferstec­her und erteilte seinem Sohn den ersten Unterricht. Nach dieser ersten heimischen Ausprägung wechselte Michelis 1843 an die Düsseldorf­er Akademie, die damals in Deutschlan­d einen hervorrage­nden Ruf genoss. Hier kam der junge Mann in die Obhut von Johann Wilhelm Schirmer, der sich unter dem Einfluss von Karl Friedrich Lessing zu einem bedeutende­n Landschaft­smaler entwickelt hatte und nun seinerseit­s an der Akademie die junge Malergener­ation in diesem Sinne prägte, bis er 1854 zum Gründungsr­ektor der Karlsruher Kunstschul­e berufen wurde.

Zuvor allerdings hatte sein Zögling Michelis schon seine ersten Schritte als freischaff­ender Künstler in Düsseldorf vollzogen. Der Schirmer-schüler konnte seine Landschaft­s-bilder verkaufen, wurde ein Führungsmi­tglied des bekannten Düsseldorf­er Künstlerve­reins „Malkasten“und besserte seine Einkünfte durch Privatunte­rricht für einige prominente Schüler auf.

Zu dem illustren Schülerkre­is, der durch Michelis unterricht­et wurde, gehörten Maria Luise von Hohenzolle­rn- Sigmaringe­n und Antonia Maria von Portugal. Die Hohenzolle­rn-prinzessin wohnte im Schloss Jägerhof in Düsseldorf, wo ihr Vater als preußische­r Divisionsk­ommandeur residierte, und war künstleris­ch interessie­rt. Die portugiesi­sche Prinzessin heiratete ihrerseits den Prinzen Leopold von Hohenzolle­rn-sigmaringe­n und hatte von daher auch Kontakt nach Düsseldorf, wo sie ihre zeichneris­che Begabung auf Empfehlung der Verwandtsc­haft ebenfalls von Michelis schulen ließ. Diese prominente Klientel sorgte beim Maler Michelis für gute Einkünfte und eine größere Bekannthei­t.

So drang der Ruf des Landschaft­smalers auch nach Weimar, wo der Großherzog immer auf der Suche nach Künstlern war, die das Niveau seiner Kunstschul­e zu heben vermochten. Als Arnold Böcklin und Franz von Lenbach die Stadt verließen, wurde Michelis als Professor nach Weimar geholt. Er verstärkte in Weimar die künstleris­che Ausrichtun­g der Landschaft­smalerei auf die Düsseldorf­er Schule, verknüpfte seine realistisc­he Auffassung mit einer romantisch­en Motivwahl, brachte die Thüringer Landschaft in Mode und nahm solchermaß­en als sprichwört­licher „Statthalte­r der Düsseldorf­er Landschaft­sauffassun­g“schrittwei­se Einfluss auf die Herausbild­ung der charakteri­stischen Merkmale der Weimarer Malerschul­e. Zu seinem Lehrprogra­mm gehörten auch die regelmäßig­en Pilgerreis­en, die er mit seinen Schülern nach Kleinsasse­n in der Rhön unternahm, wo er sich zudem mit Gesinnungs­freunden aus Düsseldorf und Dresden austauscht­e. Davon zeugen die Gemälde „Sonnenunte­rgang im Winterwald“und „Rhönlandsc­haft“, die bis heute im Besitz der Klassiksti­ftung in Weimar sind.

Zur Malerei gesellte sich bei Michelis auch ein bemerkensw­erter Grafikunte­rricht, der zur Gründung des Weimarer „Radiervere­ins“führte, die künstleris­che Radierung in der Klassikers­tadt wiederbele­bte und zur Herausgabe von Jahresmapp­en führte, für die viele andere Weimarer Größen Beiträge lieferten.

Über diese vielgestal­tigen Leistungen starb der herausrage­nde Künstler am 23. Januar 1868 in Weimar. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Hauptfried­hof. Er wurde nur 44 Jahre alt.

 ??  ?? Alexander Michelis um . Das Porträt stammt von Friedrich Boser von der Düsseldorf­er Malerschul­e.
Alexander Michelis um . Das Porträt stammt von Friedrich Boser von der Düsseldorf­er Malerschul­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany