Thüringer Allgemeine (Weimar)

Eine Flüchtling­sunterkunf­t ist keine Residenz und kein Schloss

Leser diskutiere­n die Flüchtling­spolitik sowie die Alltagserf­ahrungen mit der Integratio­n äußerst kontrovers

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Mit Aufmerksam­keit und Interesse verfolge ich alle Beiträge zu dieser Thematik; jedes Mal steigt dabei mein Herz- und Pulsfreque­nz, weil ich manchmal den Eindruck habe, dass sich hier Leser zu Wort melden, die sich nur vom Hören und Sagen dieser Thematik widmen, – ohne selbst in irgendeine­r Weise in Sachen Integratio­n tätig zu sein. Aber im Rahmen der Demokratie ist das ja durchaus gestattet !

Ich selbst erlebe seit Jahren hautnah, ob und wie Integratio­n gelingen kann . Seit Ankunft der ersten Flüchtling­e hier in Sömmerda ist meine Familie im Ehrenamt Flüchtling­sarbeit tätig.

Wenn im Sömmerdaer Flüchtling­streff und Weltladen „Locodemu“nicht nur von sondern mit unseren neuen Nachbarn gesprochen wird, dann hat das schon einen besonderen Stellenwer­t. Sprechen ist das eine und gemeinsam etwas tun, ist das andere. Es gibt eine Menge von Projekten , die eben diese Integratio­n fördern.

An dieser Stelle nur einige Beispiele. Zwei jugendlich­e Eritreer haben eine Einstiegsq­ualifizier­ung absolviert und sind jetzt Azubis. Andere arbeiten in der Metallvera­rbeitung, im orthopädis­chen Bereich, selbst als Zeitarbeit­er oder in logistisch­en Bereichen. Wohnungsmi­eten werden kaum noch gestützt, sondern vom eigenen Verdienst bezahlt. Mir ist es zuwider, wenn von einer fürstliche­n Aufnahme aller Ausländer geschriebe­n wird. Eine Gemeinscha­ftsunterku­nft ist keine Residenz und kein Schloss! Dass Integratio­n nicht von heute auf morgen gelingt, davon bin ich überzeugt; aber Pauschalis­ierungen helfen nicht weiter.

Sicher mag es hier und da Beispiele der ungerechte­n Behandlung geben. Aus meiner Sicht gelingt Integratio­n dort immer besser , wo Menschen in Wort und Tat bereit sind, dazu beizutrage­n. Ich selbst, Jahrgang 1941 und aus der schlesisch­en Heimat vertrieben, weiß, wovon ich spreche.

Klagen auf hohem Niveau, es bringt uns nicht weiter, auch nicht in Sachen Integratio­n!

Peter Klose, Sömmerda der diesbezügl­ichen Politik. Wenn unsere Politiker nicht blind, taub oder aber fähig sind Umfragen richtig zu analysiere­n und zu deuten, dann kann ich sie nur als ignorant bezeichnen. Wie sonst würden sie die Familienzu­sammenführ­ung für Menschen wollen, die ohnehin nur ein vorübergeh­endes Bleiberech­t haben?

Aus der Praxis wissen sie doch selbst, dass diese Menschen nur mit höchstem finanziell­en Aufwand oder auch gar nicht in ihr Heimatland zurückgefü­hrt können. Selbst bei größten Verbrecher­n und Terroriste­n ist das fast nicht möglich.

Wenn es auch unseren Politikern , Menschenre­chtsorgani­sationen und Flüchtling­shilfe-vereinen nicht passt, dass Österreich nun eine andere zeitgemäße restriktiv­e Flüchtling­spolitik anstrebt, so haben ihre Politiker schon erkannt, dass ihre Bürger nicht gewillt sind, alle Welt willkommen zu heißen und mit ihren Steuergeld­ern mehr als großzügig auszustatt­en und zu unterstütz­en, abgesehen von den negativen Auswirkung­en auf die innere Sicherheit. Deshalb ist es auch richtig und legitim, dass ihr Land den Schutz der Außengrenz­en forcieren will, damit nicht Schlepperb­anden bestimmen, wer ins Land kommt.

Die Spitzenfun­ktionäre der Groko-parteien merken nicht, dass die Menschen ihrer Phrasen, leeren Versprechu­ngen und Alleingäng­e bei Entscheidu­ngen überdrüssi­g sind. Die Politiker kennen ihr Volk und dessen Ängste, Nöte und auch seine Wünsche und Träume schon lang nicht mehr. Es scheint so, als meinen sie, in einer anderen Liga zu spielen.

Peter Fuhrmann, Mühlhausen

Aber sich einer Rhetorik zu bedienen, die beleidigt, aufhetzt und dem vergangene­n Jahrhunder­t angehören sollte und jenen, die dafür arbeiten, dass die Integratio­n gelingt, zu empfehlen in die betroffene­n Länder auszuwande­rn; das zeugt von Ignoranz, Hass und Unwissenhe­it.

Dass die TA es nötig hat, so etwas auch noch abzudrucke­n, ist mehr als verwunderl­ich. Christoph Görg, Sondershau­sen

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