Thüringer Allgemeine (Weimar)

Der Weisheit letzter Schluss

-

Der Sport produziert nicht nur Sieger und Verlierer, sondern immer wieder ziemlich banale Weisheiten. Zum Beispiel, dass ein Pokalspiel seine eigenen Gesetze hat oder die Tatsache, dass der Ball rund ist. Nun aber bestätigt sich bei der Handballeu­ropameiste­rschaft tatsächlic­h mal wieder, dass es leichter ist, einen Titel zu gewinnen, als ihn später zu verteidige­n. Denn wenn die deutschen Handballer morgen Abend gegen Spanien nicht triumphier­en oder Mazedonien noch vier Punkte holt, ist die Mission noch vor dem Halbfinale jäh beendet.

Spanien? Da war doch was! Als vor zwei Jahren im Em-finale gegen eben jene Spanier ein Sieg mit sieben Toren Vorsprung glückte, war ein kleines Wunder geschehen. Der Titel unter dem damaligen Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson war überrasche­nd, weil niemand diese Mannschaft auf dem Zettel hatte. Befreit aufspielen, ganz ohne Druck – genau das können die deutschen Männer diesmal nicht. Auch vor vier Jahren fehlten einige Spieler verletzt und die Truppe musste sich erst zusammenra­ufen. Als Titelverte­idiger wurden sie aber nun in die Rolle des Favoriten gedrängt, noch bevor das Turnier begonnen hatte.

Hinzu kommt nun, dass einige Entscheidu­ngen von Bundestrai­ner Christian Prokop kritisch beäugt wurden. Wenn zum Beispiel nach einer Auszeit die Akteure auf dem Feld etwas anderes spielen, als gerade besprochen, ist wohl der Weisheit letzter Schluss genau dies: Der Trainer ist immer das schwächste Glied im großen Gefüge.

 ??  ?? Axel Lukacsek über die deutschen Handballer bei der EM
Axel Lukacsek über die deutschen Handballer bei der EM

Newspapers in German

Newspapers from Germany