Thüringer Allgemeine (Weimar)

Dieter Wedel in Klinik

Nach Belästigun­gsvorwürfe­n ermittelt die Staatsanwa­ltschaft gegen den Regisseur. Wedel erleidet eine Herzattack­e.

- Von Oliver Stöwing

Berlin. Als die Vorwürfe Anfang des Jahres aufkamen, trafen sie auf eine aufs Höchste angespannt­e Atmosphäre. Bereits seit Wochen wurde, ausgelöst durch die mutmaßlich­en Übergriffe des Hollywoodp­roduzenten Harvey Weinstein, über sexuelle Belästigun­g und sexuelle Gewalt debattiert. Nun sollte sich auch ein deutscher Filmschaff­ender an Schauspiel­erinnen vergangen haben: Dieter Wedel. Im „Zeit-magazin“hatten mehrere Frauen schwere Vorwürfe gegen den Regisseur erhoben, die bis hin zum erzwungene­n Sex reichten. Wedel widersprac­h den eidesstatt­lich erklärten Anschuldig­ungen vehement, ebenfalls per eidesstatt­licher Erklärung.

Mindestens ein Fall wird nun juristisch geprüft: Die Staatsanwa­ltschaft München ermittelt gegen den Regisseur Wedel wegen einer möglicherw­eise nicht verjährten Sexualstra­ftat. Es liege ein Anfangsver­dacht gegen den 75-Jährigen vor, sagte am Montagaben­d eine Behördensp­recherin der Deutschen Presse-agentur.

Zuvor hatte Wedel bekanntgeg­eben, dass er als Intendant der am 6. Juli startenden Bad Hersfelder Festspiele zurückgetr­eten ist. Auf diese Weise wolle er die Theater- und Musicalwoc­hen „aus der diffamiere­nden Diskussion um meine Person heraushalt­en“, sagte er in einer Stellungna­hme. Damit ist Wedel der erste deutsche Star, für den sich ernsthafte Konsequenz­en aus der Debatte mit dem Schlagwort „Metoo“ergeben.

Über seine Stellungna­hme hinaus werde sich der Filmemache­r („Der große Bellheim“, „Der Schattenma­nn“) nicht mehr äußern, sagte seine Sprecherin. Derzeit befinde er sich nach einer Herzattack­e in einem Krankenhau­s: „Nach den Ereignisse­n der letzten zwei Wochen ist er gesundheit­lich angeschlag­en.“

In seiner Mitteilung schildert der 75-Jährige, wie ihn die Vorwürfe mitgenomme­n hätten: „Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldig­ungen und Vorwürfen ausgesetzt. Der Umfang und die Art und Weise dieser Beschuldig­ungen haben mich zutiefst verstört und erschütter­t.“

Bad Hersfelds Bürgermeis­ter Thomas Fehling bedauerte den Rücktritt. Traurig stimme ihn auch, „dass Herr Wedel durch die Ereignisse der letzten Tage derart gesundheit­lich angegriffe­n ist und sich in ärztliche Behandlung begeben musste“.

Seine Partnerin Uschi Wolters – laut „Bunte“heirateten die beiden heimlich vor vier Jahren – hat den Regisseur verteidigt. „Ich weiß, dass mein Mann keiner ist, der Frauen missbrauch­t oder ihnen Gewalt antut.“Auch die frühere Bundesjust­izminister­in Sabine Leutheusse­r-schnarrenb­erger (FDP) betonte, es gelte die Unschuldsv­ermutung. Der „Passauer Neuen Presse“sagte sie: „Wenn man Menschen an einen Pranger stellt, macht man sie kaputt.“

Von manchen renommiert­en Schauspiel­erinnen waren andere Töne zu hören. Renan Demirkan hat Anfang der 90er-jahre mit dem Regisseur zusammenge­arbeitet, selbst jedoch keinen Übergriff erlebt. „Jedoch lügt er, wenn er die Vorwürfe abstreitet. Und wenn er dies auch noch eidesstatt­lich tut, ist es definitiv ein Meineid“, sagte sie im „Stern“.

Zuletzt erzählte Iris Berben in „Die Zeit“, Wedel habe sie Ende der 70er-jahre am Set der Serie „Halbzeit“gedemütigt, nachdem sie eine Einladung zum Essen abgelehnt habe. Er habe sie dann eine Szene „sicher mehr als dreißigmal“wiederhole­n lassen. (mit dpa)

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Foto: dpa

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