Dieter Wedel in Klinik
Nach Belästigungsvorwürfen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Regisseur. Wedel erleidet eine Herzattacke.
Berlin. Als die Vorwürfe Anfang des Jahres aufkamen, trafen sie auf eine aufs Höchste angespannte Atmosphäre. Bereits seit Wochen wurde, ausgelöst durch die mutmaßlichen Übergriffe des Hollywoodproduzenten Harvey Weinstein, über sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt debattiert. Nun sollte sich auch ein deutscher Filmschaffender an Schauspielerinnen vergangen haben: Dieter Wedel. Im „Zeit-magazin“hatten mehrere Frauen schwere Vorwürfe gegen den Regisseur erhoben, die bis hin zum erzwungenen Sex reichten. Wedel widersprach den eidesstattlich erklärten Anschuldigungen vehement, ebenfalls per eidesstattlicher Erklärung.
Mindestens ein Fall wird nun juristisch geprüft: Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen den Regisseur Wedel wegen einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat. Es liege ein Anfangsverdacht gegen den 75-Jährigen vor, sagte am Montagabend eine Behördensprecherin der Deutschen Presse-agentur.
Zuvor hatte Wedel bekanntgegeben, dass er als Intendant der am 6. Juli startenden Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten ist. Auf diese Weise wolle er die Theater- und Musicalwochen „aus der diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten“, sagte er in einer Stellungnahme. Damit ist Wedel der erste deutsche Star, für den sich ernsthafte Konsequenzen aus der Debatte mit dem Schlagwort „Metoo“ergeben.
Über seine Stellungnahme hinaus werde sich der Filmemacher („Der große Bellheim“, „Der Schattenmann“) nicht mehr äußern, sagte seine Sprecherin. Derzeit befinde er sich nach einer Herzattacke in einem Krankenhaus: „Nach den Ereignissen der letzten zwei Wochen ist er gesundheitlich angeschlagen.“
In seiner Mitteilung schildert der 75-Jährige, wie ihn die Vorwürfe mitgenommen hätten: „Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldigungen und Vorwürfen ausgesetzt. Der Umfang und die Art und Weise dieser Beschuldigungen haben mich zutiefst verstört und erschüttert.“
Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling bedauerte den Rücktritt. Traurig stimme ihn auch, „dass Herr Wedel durch die Ereignisse der letzten Tage derart gesundheitlich angegriffen ist und sich in ärztliche Behandlung begeben musste“.
Seine Partnerin Uschi Wolters – laut „Bunte“heirateten die beiden heimlich vor vier Jahren – hat den Regisseur verteidigt. „Ich weiß, dass mein Mann keiner ist, der Frauen missbraucht oder ihnen Gewalt antut.“Auch die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-schnarrenberger (FDP) betonte, es gelte die Unschuldsvermutung. Der „Passauer Neuen Presse“sagte sie: „Wenn man Menschen an einen Pranger stellt, macht man sie kaputt.“
Von manchen renommierten Schauspielerinnen waren andere Töne zu hören. Renan Demirkan hat Anfang der 90er-jahre mit dem Regisseur zusammengearbeitet, selbst jedoch keinen Übergriff erlebt. „Jedoch lügt er, wenn er die Vorwürfe abstreitet. Und wenn er dies auch noch eidesstattlich tut, ist es definitiv ein Meineid“, sagte sie im „Stern“.
Zuletzt erzählte Iris Berben in „Die Zeit“, Wedel habe sie Ende der 70er-jahre am Set der Serie „Halbzeit“gedemütigt, nachdem sie eine Einladung zum Essen abgelehnt habe. Er habe sie dann eine Szene „sicher mehr als dreißigmal“wiederholen lassen. (mit dpa)