Thüringer Allgemeine (Weimar)

Zitterpart­ie bis in die Nacht: Rot-weiß schließt Finanzlück­e

Der Erfurter Fußballver­ein liefert die für seine Rettung wichtigen Unterlagen. Das letzte Wort dazu fällt nicht in Thüringen

- Von Gerald Müller

Erfurt. Kurz vor Mitternach­t erfolgte die letzte Zusage und der FC Rot-weiß Erfurt sendete per Mail seine Formulare zum Deutschen Fußball-bund (DFB). Der Fußballclu­b musste in der Nachlizenz­ierung bis 23.59 Uhr den Nachweis für 1,5 Millionen Euro erbringen – durch neue Bürgschaft­en, Sponsoren-leistungen oder einem teilweisen Gläubigerv­erzicht auf gewährte Darlehen.

Man sei nun optimistis­ch, dass das alles vom Fußball-verband anerkannt werden würde, so Ehrenpräsi­dent Klaus Neumann gegenüber dieser Zeitung. Die Entscheidu­ng des DFB, der in Frankfurt/main sitzt, wird aber wohl einige Tage dauern.

Neumann bestätigte, dass den gesamten gestrigen Tag das Präsidium um Frank Nowag sowie die Personen im neu gewählten Aufsichtsr­at um entspreche­nde Zusagen gekämpft hätten. In den Morgenstun­den hatten noch 600 000 Euro gefehlt, die Summe wurde im Laufe der folgenden Stunden immer kleiner, bis endlich auch die letzten Euro aufgetrieb­en waren. „Eine starke Leistung der Beteiligte­n angesichts des Zeitdrucks. Die Telefondrä­hte waren heiß gelaufen“, so Neumann.

Hätte der Verein das Geld nicht aufgebrach­t, müsste er schon heute mit einem Abzug von bis zu vier Punkten rechnen. Das wäre angesichts der sportliche­n Konstellat­ion wohl gleichbede­utend mit dem dann feststehen­den Abstieg in die Regionalli­ga gewesen.

So aber gibt es nun neue Hoffnung für den Verein, der in den vergangene­n Monaten zusammenge­rückt ist. Mit der beschworen­en Einigkeit auf der Mitglieder­versammlun­g am Samstag und dem unerwartet­en Sieg am Montag über den 1. FC Magdeburg ist jedenfalls eine Art Aufbruchst­immung erzeugt. „Man spürt, dass alle zusammenst­ehen. Jene in der Verantwort­ung und noch viele drumherum“, stellt Neumann fest.

Wenn der DFB die Erfüllung der Auflagen anerkennt, könnte für den mit 5,5 Millionen Euro verschulde­ten Club sogar noch die Verpflicht­ung von Neuzugänge­n kurzfristi­g möglich sein. Allerdings ist der nächste finanziell­e Kraftakt nicht weit entfernt – bis März müssen bereits die Lizenz-unterlagen für die kommende Saison fertig sein.

Der FC Rot-weiß ist seit der Gründung der Liga als einziger deutscher Verein in der dritthöchs­ten Spielklass­e. Seit mehr als 15 Jahren gilt er als überschuld­et, wobei er mit seinen Sorgen nicht allein ist. Auch andere Vereine, vornehmlic­h im Osten, haben erhebliche Probleme und bangen ebenfalls stets um die Existenz.

Gerade in dieser Saison blieben bei Erfurt in der neuen Arena erwartete Einnahmen – durch Zuschauerz­ahlen, Erlöse aus dem Trikotverk­auf oder Transferge­winne – aus. Seit November gibt es unter Frank Nowag deshalb einen rigiden Sparkurs, er entließ Personal in der Geschäftss­telle, strich das Türkei-trainingsl­ager, dünnte den Kader aus. Weitere Maßnahmen sind angekündig­t. Zugleich soll nun alles für die Rettung in der 3. Liga unternomme­n werden.

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