Blutkonserven reichen oft nur für vier Tage
In Thüringen doppelt so hohe Spendenbereitschaft wie im übrigen Bundesgebiet. Engpässe bei Blutgruppe 0 negativ
Erfurt. Vier Tage beträgt zumeist die Haltbarkeit von Vollblutkonserven beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Ein Orkantief wie in der Vorwoche Friederike könne da schnell zum Problem werden, erklärt Markus Baulke, Sprecher des Blutspendedienstes der Drk-landesverbände Niedersachsen, Sachsenanhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen. Allein die Spendenausfälle an diesem einen Tag lagen bei etwa 15 Prozent. Das DRK kommt mit mobilen Stationen zu den Blutspendern im Land.
Hätte das Unwetter nur wenige Tage länger gewütet oder wären seine Folgen dramatischer gewesen, da viele Blutkonserven wären knapp geworden.
Das neue Jahr habe für Blutspendedienste nicht gut begonnen, bestätigt auch Marion Junghans vom Haema Blutspendedienst aus Leipzig. Während der Feiertage über Weihnachten und zum Jahreswechsel aber auch wegen einer grassierenden Magen-darm-erkrankung hätten Blutspender gefehlt. Vor allem die Blutgruppe 0 mit negativem Rhesusfaktor werde immer wieder knapp. Das liege aber auch daran, dass sie universell einsetzbar ist, aber nur sieben Prozent der Menschen in Europa dieses Blut haben.
Haema unterhält unter anderem in Erfurt, Gera, Gotha , Jena und Weimar feste Spendezentren. Dort können neben Vollblutkonserven auch Spezialpräparate gefertigt werden, die bis zu zwei Jahren haltbar sind. Im Gegensatz beispielsweise zum DRK zahlt Haema seinen Spendern eine pauschalisierte Aufwandsentschädigung.
Der Januar stelle eine besondere Herausforderung beim Bereitstellen von Blutskonserven dar, erklärt auch Markus Baulke vom DRK. Viele der Kliniken würden verstärkt Operationen ansetzen, auch solche, die Ende des Vorjahres nicht mehr durchgeführt wurden. Auch dafür sei
zusätzliches Blut erforderlich.
Der Drk-experte umschreibt die Herausforderung an die Logistik bei seinem Blutspendedienst mit einem Begriff aus der Industrie: „Just in time“. Also mit der Fähigkeit, immer gerade so viel Blutkonserven bereitzustellen, wie aktuell auch benötigt werden. Das bedeutet, weder
zu viel noch zu wenig Spenden anzunehmen, damit die Konserven nicht verfallen. Solange der Ablauf ungestört funktioniert, sei das kein Problem, versichert Markus Baulke. Auch in Thüringen gebe es noch immer ausreichend Blutspender.
Das bestätigt auch das Universitätsklinikum in Jena mit seinem Institut für Transfusionsmedizin. Etwa 100 Blutkonserven seien täglich vorrätig, betont Sprecherin Anne Böttner. In Jena seien bei Blutspenden derzeit kaum Auswirkungen einer Erkältungswelle zu spüren. Bisher gebe es keine Engpässe. Sollten aber doch einmal Blutkonserven fehlen, dann könnten diese beim Drk-blutspendedienst geordert werden.
Laut einer Übersicht des Robert-koch Instituts für 2015 sind Thüringer doppelt so spendenfreudig wie die übrigen Bundesbürger. Das gilt sowohl für neue Blutspender wie auch für die Menschen, die immer wieder zur Blutspende kommen.