Thüringer Allgemeine (Weimar)

Staatsanwa­lt ermittelt gegen Datenschut­zchef

CDU-CHEF Mohring fordert: Für heute geplante Wiederwahl aussetzen. Rot-rot-grün und AFD stehen zu Lutz Hasse

- Von Frank Schauka

Erfurt. Die Staatsanwa­ltschaft Erfurt hat gestern ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts des Prozessbet­rugs und der Untreue gegen Thüringens obersten Datenschüt­zer Lutz Hasse eingeleite­t. Das teilten Sprecher der Ermittlung­sbehörde der Thüringer Allgemeine­n auf Anfrage mit. Im Zentrum der Ermittlung­en steht Hasses Agieren nach der Entdeckung Hunderttau­sender Akten in dem verwaisten Aktengroßl­ager in Immelborn 2013.

Die für heute geplante Wiederwahl des Landesdate­nschützers für weitere sechs Amtsjahre gewinnt damit an Brisanz. Angesichts der aktuellen Entwicklun­g werde die CDU den Antrag stellen, Hasses Wiederwahl im Landtag zu verschiebe­n, ließ CDU-CHEF Mike Mohring am Abend verlauten. Es sei „wenigstens abzuwarten, ob die Staatsanwa­ltschaft Anklage erhebt“, forderte Manfred Scherer, Cduobmann in dem vor drei Jahren von der CDU durchgeset­zten parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss Immelborn.

Die Rückendeck­ung für Hasse bleibt gleichwohl stark. Nicht nur die drei Regierungs­fraktionen Linke, SPD und Grüne wollen mit ihrer Einstimmen­mehrheit im Landtag für Hasse votieren. Auch die opposition­elle AFD hat gestern erklärt, die große Mehrheit ihrer acht Abgeordnet­en werde für Hasse stimmen.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Afd-fraktion, Stefan Möller, bezeichnet­e die anonyme Strafanzei­ge gegen Hasse, die seit Montag im Landtag kursiert, als „durchschau­bares, unlauteres Manöver“. Möller lobte Hasses „neutrale Amtsführun­g“und dass sich dieser „auch bei massivem Gegenwind standhaft für die Belange des Datenschut­zes“einsetze.

In der Anzeige, die Grundlage der staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en ist, wird behauptet, Hasse habe „das Gericht getäuscht“, als er im Juli 2014 den damaligen Cdu-innenminis­ter Jörg Geibert verklagte, weil dieser die von Hasse geforderte Amtshilfe der Polizei bei Arbeiten im Aktenlager Immelborn verweigert­e. Hasse bestritt gegenüber der TA die Vorwürfe.

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Thüringens Datenschut­zbeauftrag­ter Lutz Hasse. Foto: dpa

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