„Steuerfahnder werden von der Politik ausgebremst“
Experte Frank Wehrheim über den politischen Einfluss auf Ermittler und über das baldige Ende der Daten-cd-ankäufe in Deutschland
Berlin. Frank Wehrheim stand oft unangemeldet vor den Türen von Vermögenden. Er durchsuchte Arztpraxen, Villen und erstmals auch Vorstandsetagen von Banken. Die versteckten Papiere, die er in ausgehöhlten Stuhlbeinen, in Tresoren und Abrechnungsabteilungen fand, lösten Strafprozesse aus, die dem Staat Millionenbeträge an Steuergeld zurückbrachten. Wehrheim arbeitete 28 Jahre als Fahnder – zuletzt als Leiter einer Abteilung, die gegen Steuerhinterziehung von Banken am Finanzplatz Frankfurt vorging. Heute ist er Steuerberater in Bad Homburg.
Wehrheim veröffentlichte den Bestseller „Inside Steuerfahndung“, in dem er die Zerschlagung des Frankfurter Banken-fahndungsteams und die Drangsalierung von Fahndern durch Verwaltung und Politik beschreibt. Nun spricht er über den Zerfall der bedeutendsten deutschen Steuerfahndung in Wuppertal. Der Seitenwechsel von zwei Top-steuerfahndern von der Wuppertaler Steuerfahndung in die Privatwirtschaft sorgte für Aufsehen. Die Opposition im Landtag wittert einen Skandal, den Experten habe der politische Rückhalt der Landesregierung gefehlt.
„Der Vorgang ist in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen“, sagte Wehrheim dieser Zeitung. „Und er hat meines Erachtens mit dem politischen Wechsel in NRW zu tun.“Der ehemalige Nrw-finanzminister Walter-borjans habe nach dem Weggang des großen Steuerfahndungs-experten Peter Beckhoff in Wuppertal die Nachfolgerin Sandra Höfergrosjean und den Fahnder Volker Radermacher installiert. „Diesen guten Plan haben die Oberfinanzdirektion und das Nrw-finanzministerium nun geändert“, so Wehrheim. „So etwas geschieht nicht, ohne dass die Politik das einfädelt.“Die Fahndung in Wuppertal habe mit ihren Ankäufen von Steuercds bundesweit Erfolg gehabt. „Wuppertal war praktisch „der Motor und die Speerspitze der deutschen Steuerfahndung“, sagt Wehrheim. Durch die Auswertung der CDS habe der deutsche Staat rund sieben Milliarden Euro Schwarzgeld von großen Steuerhinterziehern wieder zurückgeholt. „Jetzt tritt die Cdu-fdp-regierung in NRW bei diesem Thema auf die Bremse“, kritisiert der Ex-fahnder.