Thüringer Allgemeine (Weimar)

FDP will Cannabis freigeben – erst mal testweise

Grüne und Linke unterstütz­en Vorstoß der Liberalen. Bundesregi­erung soll Modellproj­ekte erlauben

- Von Julia Emmrich

Berlin. Es kommt nicht oft vor, dass FDP, Grüne und Linke an einem Strang ziehen. Bei der Legalisier­ung von Cannabis aber sind sich die drei Parteien einig. Für den Vorstoß der Fdp-fraktion im Bundestag, der Modellproj­ekte zur Freigabe von Cannabis fordert, gibt es Applaus bei Grünen und Linken. Es sei ein „Schritt nach vorne“, heißt es.

Der Antrag der Liberalen soll im Februar auf die Tagesordnu­ng des Bundestags kommen – und eine Kehrtwende in der Drogenpoli­tik einleiten. „Rund vier Millionen Cannabisko­nsumenten zeigen, dass die bisherige Strategie der Bundesregi­erung gescheiter­t ist“, erklärt Fdp-gesundheit­spolitiker Wieland Schinnenbu­rg gegenüber dieser Redaktion. „Es ist an der Zeit, neue Wege im Umgang mit Cannabis zu beschreite­n.“

Die Liberalen argumentie­ren, dass eine Legalisier­ung mehrere Vorteile hätte: die Qualität der Cannabispr­odukte sei kontrollie­rbar, durch die Besteuerun­g als Genussmitt­el würde der Staat Geld einnehmen, das wiederum in die Suchtpräve­ntion fließen könnte. Zudem würden Polizei und Justiz entlastet, wenn sie Anbau, Handel und Konsum nicht mehr verfolgen müssten. Doch die Liberalen wollen keine Freigabe im Hauruckver­fahren: „Zur Erforschun­g einer kontrollie­rten Abgabe von Cannabis sind Modellproj­ekte dringend nötig“, heißt es im Antrag der Fraktion.

Die Stadt Münster und der Berliner Bezirk Friedrichs­hainkreuzb­erg hatten bereits solche Forschungs­projekte beantragt – doch die Bundesregi­erung war dagegen.

Bei Grünen und Linken zeichnet sich nun Zustimmung ab: Solche Modellproj­ekte könnten „als erster Schritt sinnvoll sein und zur Versachlic­hung der Diskussion beitragen“, sagte Grünen-fraktionsv­ize Katja Dörner dieser Zeitung. Jan Korte, der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, erklärte: „Wir sind für alles offen, was die absurde Politik der Kriminalis­ierung von Cannabis beenden kann.“

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