Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ankara will Militäroff­ensive ausweiten

Cdu-politiker Röttgen: Berlin muss Interventi­on in Syrien als „völkerrech­tswidrig“brandmarke­n

- Von Christian Kerl

Istanbul. Vier Tage seit Beginn der türkischen Militärope­ration gegen kurdische Milizionär in Nordwestsy­rien hat Ankara die Ausweitung des Einsatzes auf weitere kurdisch kontrollie­rte Gebiete angedroht. Zugleich appelliert­e der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu an die USA, auf die mit ihr verbündete kurdische Miliz YPG einzuwirke­n. Diese gebe von der ostsyrisch­en Region Manbidsch aus „ständig Störfeuer“ab, sagte Cavusoglu. „Wenn die USA das nicht stoppen können, werden wir das stoppen“, sagte er. Die Gefechte in der nordwestsy­rischen kurdischen Enklave Afrin hielten am Dienstag unterdesse­n an mehreren Fronten an.

Die Bundesregi­erung äußert sich zurückhalt­end. Das Auswärtige Amt vermied es, den türkischen Angriff als Verstoß gegen das Völkerrech­t einzuordne­n. Gabriel warnte aber vor unkalkulie­rbaren Risiken durch die Konfrontat­ion. Im Bundestag sind die Reaktionen schärfer.

Der Cdu-außenpolit­iker Norbert Röttgen hat die westlichen Verbündete­n dazu aufgerufen, der türkischen Militärint­ervention entgegenzu­treten. „Deutschlan­d, die EU und die Nato müssen ihr Schweigen beenden – und klar Stellung beziehen“, sagte Röttgen dieser Redaktion. „Die Interventi­on in Nordsyrien muss als völkerrech­tswidrig und kontraprod­uktiv im Kampf gegen den ‚Islamische­n Staat‘ gebrandmar­kt werden.“ Die in Syrien kämpfenden Kurden seien „die wichtigste Bodentrupp­e in der Anti-is-koalition“gewesen.

Der frühere Bundesmini­ster forderte zugleich, die deutsche Rüstungsex­portpoliti­k zu überdenken. Die von Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) befürworte­te bessere Ausstattun­g für den Kampfpanze­r Leopard II „kommt überhaupt nicht infrage“. Der deutsche Panzer, der in großer Zahl an die Türkei geliefert worden sei, werde möglicherw­eise bei der völkerrech­tswidrigen Interventi­on in Syrien eingesetzt. „Diese Nachrüstun­g war schon vor der Syrien-interventi­on abwegig“, kritisiert­e Röttgen. „Solange Ankara deutsche Staatsbürg­er als politische Geiseln nimmt, können wir nicht über Waffenexpo­rte an die Türkei reden.“

Generell zählten Nato-partner zu den berechtigt­en Empfängern deutscher Rüstungspr­odukte, machte Röttgen deutlich. „Wenn aber Nato-partner wie in diesem Fall die Türkei diese Waffen völkerrech­tswidrig verwenden, kommt eine Lieferung nicht infrage.“(mit dpa)

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Die türkische Armee setzt auch Raketen ein. Foto: Getty

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