Endspiel gegen Spanien
Deutsche Handballer können Em-semifinaleinzug mit Sieg schaffen
Varazdin. Es war vor dem Spiel gegen Dänemark, als Finn Lemke zur Mittellinie schritt und dort stehenblieb. Demonstrativ verharrte der Abwehrrecke dort minutenlang und fixierte die Dänen mit seinem Blick – so wie er es immer macht. In jenem Augenblick ist das stete Lächeln verschwunden, stattdessen steht dort ein Lemke mit angriffslustigem Gesichtsausdruck. Es gibt sicher angenehmeres, als diesen 2,10-Meter-hünen beim Aufwärmen vor einem Spiel nur wenige Meter entfernt zu sehen. Auch den Spaniern, die ihr Spiel am Dienstag gegen Slowenien überraschend 26:31 verloren, will Lemke heute Respekt einflößen (20.30 UHR/ZDF).
Nach der unerwarteten 24:25Niederlage Mazedoniens gegen Tschechien geht es im letzten Hauptrundenspiel bei der Wiederauflage des Finales von 2016 um den Einzug ins Halbfinale. Bundestrainer Christian Prokop: „Ich kann zwar nicht versprechen, dass wir gewinnen. Wir werden aber alles dafür tun, zu gewinnen.“ Stressige Momente wird es heute sicher geben. Im spanischen Angriff wirken mit Kreisläufer Julen Aguinagalde und Spielmacher Raúl Entrerríos zwei Weltklassespieler. Lemke: „Ich bin selbst überrascht, das wir mit einer Niederlage und zwei Unentschieden noch Chancen aufs Halbfinale haben. Die wollen wir nutzen.”
Lemke und Spanien – das ist eine besondere Beziehung. Vor zwei Jahren gewannen die deutschen Handballer die EM mit einem 24:17-Erfolg über die Iberer. Es war das Turnier, in dem sich Lemke als Abwehr-star etablierte. Umso erstaunlicher, dass Bundestrainer Christian Prokop vor der EM zunächst auf den 25-Jährigen verzichtete. Statt nach Kroatien ging es für Lemke mit seinem Klub MT Melsungen ins Trainingslager nach Spanien.
Dort ließ der sonst so gesprächige Lemke Fragen zu seinem Gemütszustand nur über den Vereins-pressesprecher zu. Die Antworten waren knapp, die Situation war eindeutig: Lemke war maßlos enttäuscht.
Als sich die Deutschen dann im zweiten Vorrundenspiel beim 25:25 gegen Slowenien anfällig in der Abwehr präsentierten, korrigierte Prokop seine Entscheidung. Lemke half bei einem erneuten 25:25 gegen Mazedonien, die Abwehr wieder zu stabilisieren. Auch die folgenden Auftritte waren in der Defensive überzeugend. Sogar die 25:26-Niederlage gegen Dänemark – paradoxerweise der bisher beste deutsche Auftritt, weil diesmal auch der Angriff überzeugte. Lemke weiß: „Darauf müssen wir aufbauen.”
„Wir wollen unsere Chance nutzen“