Ein denkwürdiger Sommerabend in Wittersroda
Sascha und Undine Werchau begeistern mit lyrisch-musikalischem Programm. Sorge um 123 Jahre alte Kastanie
Wittersroda. Viel gab es zu bereden an diesem Sonnabend in Wittersroda: das Lyrik-konzert in der Kirche und die Urlaubserlebnisse, die Hitze und den Regen. Bei fast allen Gästen aber kam die Rede einmal auf die alte Kastanie vor der Kirche. Denn sie gibt derzeit ein trauriges Bild ab. Nahezu der komplette südliche Teil der Krone macht einen dürren Eindruck mit vertrocknetem Laub und einigen Zweigen ganz ohne Blätter.
„Wir machen uns große Sorgen“, bestätigt Margit Lärz, die Ortsteilbürgermeisterin von Drößnitz. „Deshalb sind wir der Empfehlung von Familie Ilg gefolgt und haben die Baumläufer aus Weimar gefragt.“Deren Experte sieht den Zustand der Kastanie im Wassermangel begründet, denn der Reinstädter Bach südlich der Krone ist versiegt. Er riet, die dürren Äste nicht abzuschneiden und statt dessen für Wasser zu sorgen. Dann könnte der Baum im nächsten Jahr wieder zu alter Pracht grünen.
Besonders am Herzen liegt die Kastanie auch Birgit Axt, die mit ihrem Mann Roland für das Gasthaus steht und stets die Kirche für das Plantanz-konzert schmückt. Sie hat im Jahresbericht des Gemeinderechnungsführers von 1895 den Kauf von mehreren Obstbäumen und einer Kastanie gefunden. „Das wird unsere Kastanie sein“, ist sie froh, endlich deren Alter bestimmen zu können. Um so trauriger ist sie über deren Zustand.
Es grenzte an Tragik, dass der ersehnte Regen am Samstag nahezu pünktlich zum Tanzabend einsetzte und für mehr als eine Stunde anhielt. Ausgerechnet die Kastanie konnte die Tanzenden diesmal nicht schützen, weil der Plan unter dem dürren Teil der Krone liegt.
Die Gäste schützten sich notgedrungen mit Schirmen und der Erinnerung an das lyrischmusikalische Programm von Undine und Sascha Werchau zuvor. Das Paar war Wittersroda von Familie Ilg vorgeschlagen worden. Edwin Ilg und seine Mutter Hiltrud haben in verschiedenen Besetzungen seit Jahren das Konzert zum Plantanz zu mehr als einem Geheimtipp gemacht. Sascha Werchau gehört zu Edwin Ilgs Ensemble „arcum tendere lipsiense“, seine Frau ist Absolventin der Palucca-tanzschule und leitet ab August das Tanztheater Leipzig.
In der Kirche von Wittersroda gab das Paar seine Premiere mit einem ganz persönlichen Programm. Er faszinierte das Publikum mit seinem Spiel auf dem Violoncello, dem er mit einer elektronischen Loopmaschine überraschende Fülle und Effekte hinzufügte. Sie berührte derweil mit Liebesgedichten von Größen wie Goethe, Tucholsky und Schwitters. – Derweil ging Hiltrud Ilg diesmal im Reinstädter Grund mit dem Kind der beiden spazieren.