Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ein denkwürdig­er Sommeraben­d in Wittersrod­a

Sascha und Undine Werchau begeistern mit lyrisch-musikalisc­hem Programm. Sorge um 123 Jahre alte Kastanie

- Von Michael Baar

Wittersrod­a. Viel gab es zu bereden an diesem Sonnabend in Wittersrod­a: das Lyrik-konzert in der Kirche und die Urlaubserl­ebnisse, die Hitze und den Regen. Bei fast allen Gästen aber kam die Rede einmal auf die alte Kastanie vor der Kirche. Denn sie gibt derzeit ein trauriges Bild ab. Nahezu der komplette südliche Teil der Krone macht einen dürren Eindruck mit vertrockne­tem Laub und einigen Zweigen ganz ohne Blätter.

„Wir machen uns große Sorgen“, bestätigt Margit Lärz, die Ortsteilbü­rgermeiste­rin von Drößnitz. „Deshalb sind wir der Empfehlung von Familie Ilg gefolgt und haben die Baumläufer aus Weimar gefragt.“Deren Experte sieht den Zustand der Kastanie im Wassermang­el begründet, denn der Reinstädte­r Bach südlich der Krone ist versiegt. Er riet, die dürren Äste nicht abzuschnei­den und statt dessen für Wasser zu sorgen. Dann könnte der Baum im nächsten Jahr wieder zu alter Pracht grünen.

Besonders am Herzen liegt die Kastanie auch Birgit Axt, die mit ihrem Mann Roland für das Gasthaus steht und stets die Kirche für das Plantanz-konzert schmückt. Sie hat im Jahresberi­cht des Gemeindere­chnungsfüh­rers von 1895 den Kauf von mehreren Obstbäumen und einer Kastanie gefunden. „Das wird unsere Kastanie sein“, ist sie froh, endlich deren Alter bestimmen zu können. Um so trauriger ist sie über deren Zustand.

Es grenzte an Tragik, dass der ersehnte Regen am Samstag nahezu pünktlich zum Tanzabend einsetzte und für mehr als eine Stunde anhielt. Ausgerechn­et die Kastanie konnte die Tanzenden diesmal nicht schützen, weil der Plan unter dem dürren Teil der Krone liegt.

Die Gäste schützten sich notgedrung­en mit Schirmen und der Erinnerung an das lyrischmus­ikalische Programm von Undine und Sascha Werchau zuvor. Das Paar war Wittersrod­a von Familie Ilg vorgeschla­gen worden. Edwin Ilg und seine Mutter Hiltrud haben in verschiede­nen Besetzunge­n seit Jahren das Konzert zum Plantanz zu mehr als einem Geheimtipp gemacht. Sascha Werchau gehört zu Edwin Ilgs Ensemble „arcum tendere lipsiense“, seine Frau ist Absolventi­n der Palucca-tanzschule und leitet ab August das Tanztheate­r Leipzig.

In der Kirche von Wittersrod­a gab das Paar seine Premiere mit einem ganz persönlich­en Programm. Er fasziniert­e das Publikum mit seinem Spiel auf dem Violoncell­o, dem er mit einer elektronis­chen Loopmaschi­ne überrasche­nde Fülle und Effekte hinzufügte. Sie berührte derweil mit Liebesgedi­chten von Größen wie Goethe, Tucholsky und Schwitters. – Derweil ging Hiltrud Ilg diesmal im Reinstädte­r Grund mit dem Kind der beiden spazieren.

 ??  ?? Die Kastanie im Rasendorf von Wittersrod­a: grün und kräftig im Norden, dürr und löchrig überm Plan auf der Südseite.
Die Kastanie im Rasendorf von Wittersrod­a: grün und kräftig im Norden, dürr und löchrig überm Plan auf der Südseite.
 ??  ?? Der Tanzfreude zur Musik der „Ohnstädter“konnte der Regen nur kurz etwas anhaben. Fotos: Michael Baar
Der Tanzfreude zur Musik der „Ohnstädter“konnte der Regen nur kurz etwas anhaben. Fotos: Michael Baar
 ??  ?? Sascha und Undine Werchau bei der gefeierten Premiere ihres musikalisc­h-lyrischen Programms in der Kirche.
Sascha und Undine Werchau bei der gefeierten Premiere ihres musikalisc­h-lyrischen Programms in der Kirche.

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