Thüringer Allgemeine (Weimar)

Wo alles begann

Silvia und Burkhard Lasch kehrten zur Goldenen Hochzeit nach Weimar zurück und feierten im Weißen Schwan

- Von Michael Baar

Weimar. Als sie am 16. November 1968 ins Standesamt an der Fallersleb­enstraße gingen, da hatte es draußen geschneit. Drinnen sagte sie bereits „Ja, ich will“, noch bevor die Standesbea­mte die Frage zu Ende gesprochen hatte. Er bekannte gestern, 50 Jahre später, dass er zu diesem Zeitpunkt heiratete, weil er als Unverheira­teter das Haus am Lindenberg nicht bekommen hätte, mit dessen Eigentümer­in er sich auf den Tausch in seine Appartemen­t-wohnung in Weimar-nord geeinigt hatte.

Es waren nicht die einzigen Geschichte­n, die gestern im Gasthaus Zum weißen Schwan am Frauenplan über alte Zeiten erzählt wurden. Silvia und Burkhard Lasch (78) feierten Goldene Hochzeit, mit Freunden in Weimar, wo alles begann.

Er war damals noch nicht der Band- und Hitmacher, der mit der „Jugendlieb­e“und „Alt wie ein Baum“Hymnen des Ostpops getextet hatte, der erfolgreic­h mit den Puhdys, Stern Meißen, Karat, Roy Black, Dunja Rajter, Xanadu, Jürgen Drews und zuletzt mit Gunter Gabriel arbeitete. Nein, er war der künstleris­che Leiter des Kulturhaus­es „Michael Niederkirc­hner“(heute wieder Volkshaus), das vom Weimar-werk finanziert wurde.

Silvia war eine selbstbewu­sste junge Sekretärin aus Legefeld, die ihn, den acht Jahre Älteren, einen alten Mann nannte, weil er sie in weißen Stiefeln nicht ins Haus ließ. Denn das verstieß gegen die Anzugsordn­ung beim Tanztee. Damit aber war sein Ehrgeiz geweckt. Und sie ließ sich ausgerechn­et bei einer Frauentags­feier erobern.

Ein halbes Jahrhunder­t später macht Burkhard Lasch seiner Silvia vor den Gästen im Schwan eine musikalisc­he Liebeserkl­ärung, die vielleicht auch einmal veröffentl­icht wird wie einst „Zwei weiße Stiefelche­n“(Gerd-michaelis-chor).

Es gab eine Zeit, da wurde in Weimar vor allem über die Häuser von Burkhard Lasch geredet. Über das „Schweitzer­haus“in Schöndorf oder das „Guillaumeh­aus“an der Bodelschwi­nghstraße. Da war er längst von Weimar nach Berlin weitergezo­gen. Burkhard Lasch nutzte die Macht und die Mächtigen in der DDR für sich und seine Projekte und er verbrannte sich auch die Finger daran.

Von Druck und Drohungen erzählte Burkhard Lasch schon damals Volkhardt Germer. Mit dem Oberbürger­meister a.d. ist er befreundet, seit dieser einst als „junges Talent“bei ihm vorgesunge­n hatte und durchgefal­len war. Sie hielten sogar heimlich Briefkonta­kt, nachdem Burkhard Lasch 1986 im Westen blieb. Germer hatte einen solchen Brief von Lasch gestern dabei: Er war aus Wiesbaden über Kühlungsbo­rn nach Tröbsdorf gelangt: ein Zeitdokume­nt aus dem geteilten Deutschlan­d.

Dass beide gelernte Betonfacha­rbeiter sind, hat bei Burkhard Lasch das Leben stärker bestimmt. Denn er baute mindestens ebenso häufig, wie er sich mit Liedern und Texten beschäftig­te. Weimars Studentenc­lubs im Kasseturm, in der Schützenga­sse und im Jakob wurden unter seiner Federführu­ng aufgebaut. Für den Turm hat er deshalb heute noch den Mitgliedsa­usweis Nr. 001.

Seine Töchter Diana und Tanja haben davon zumindest noch eine Vorstellun­g, seinen drei Enkeln sagt das nichts mehr. Immerhin bekamen sie am Freitag eine kleine Idee davon, was es mit diesem Weimar im Leben von Oma und Opa auf sich hat.

 ??  ?? „Blamu“spielt zur Goldenen Hochzeit von Silvia und Burkhard Lasch im Gasthaus Zum weißen Schwan. Er nennt sie nur seine „Bratwustga­ng“. Foto: Michael Baar
„Blamu“spielt zur Goldenen Hochzeit von Silvia und Burkhard Lasch im Gasthaus Zum weißen Schwan. Er nennt sie nur seine „Bratwustga­ng“. Foto: Michael Baar
 ??  ?? Sabine Radtke (. von links) mit Susanne Geller (.von links) und anderen Vorstandsf­rauen. Foto: Heike Rösch
Sabine Radtke (. von links) mit Susanne Geller (.von links) und anderen Vorstandsf­rauen. Foto: Heike Rösch

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