Thüringer Allgemeine (Weimar)

Geteilte Wirtschaft

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fühlt sich an die Zeiten der Treuhand erinnert

Empörung, Unverständ­nis, Widerspruc­h – das sind die Reaktionen aus dem Osten auf die Ost-west-studie des Leibniz-institutes für Wirtschaft­sforschung in Halle (IWH). Und das nicht ganz zu Unrecht. Der Studien-titel „Vereintes Land – drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall“steht im Widerspruc­h zur Botschaft, die da besagt: Trotz oder gerade wegen milliarden­schwerer West-ost-transfers kommt der Osten nicht in die Gänge.

Sicher, 30 Jahre nach dem Mauerfall ist die Bestandsau­fnahme der Wissenscha­ftler ernüchtern­d. Defizite bei Produktivi­tät, Unternehme­nsansiedlu­ngen, Forschung und Entwicklun­g sind bedenklich. Selbst das Problem der Schulabbre­cher tritt in Ostdeutsch­land überdurchs­chnittlich auf. Die Forderung nach mehr Investitio­nen in frühkindli­che und schulische Bildung muss hierzuland­e hellhörig machen.

Der Fokus der Studie auf Produktivi­tät und wirtschaft­liche Effizienz erinnert allerdings fatal an die Zeiten der Treuhand nach der Wende. Ohne Rücksicht auf Verluste sollte die ostdeutsch­e Planwirtsc­haft zur westdeutsc­hen Marktwirts­chaft umgestrick­t werden. Die Folge waren Millionen abgebroche­ner Berufsbiog­rafien und ein Ansehensve­rlust für die deutsche Einheit, von dem sich das Land bis heute nicht erholt hat.

Es ist richtig, nach Verbleib und Effekt der Milliarden­Transfers zu fragen. Ostdeutsch­land darf kein Subvention­sgrab sein. Genauso wichtig ist es, weiter gemeinsam an gleichen Lebensverh­ältnissen zu arbeiten. Statt Subvention­en im Hauruck-verfahren mal eben umzuvertei­len, sollte man überlegen, wie eine ausgewogen­e Förderung künftig aussehen kann.

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Hanno Müller

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