Wann gehen Europas Uhren gleich?
Ausschuss im Eu-parlament will im Jahr 2021 einheitliche Sommer- oder Winterzeit. Mitgliedstaaten sind uneins
Brüssel/berlin. Mit Trippelschritten bewegt sich Europa auf die Abschaffung der Zeitumstellung zu. Offen ist allerdings noch, ab wann in den EU-LÄNdern eine einheitliche Winteroder Sommerzeit tatsächlich gelten soll. Der zuständige Verkehrsausschuss im Europaparlament in Brüssel stimmte am Montag für das Aus des halbjährlichen Zeitsprungs im Jahr 2021. 23 Abgeordnete waren dafür, 11 dagegen. Ende März kommt es zum Votum im EUParlament.
Doch auch dann ist die Entscheidung noch nicht definitiv. Im Juni befassen sich die EUVerkehrsminister mit dem Thema. Um die Zeitumstellung ad acta zu legen, müssen sich sowohl das Europaparlament als auch der Rat der Verkehrsminister entsprechend positionieren. So regelt es das Mitentscheidungsverfahren bei der EU. Nicht alle Länder sind von der Idee begeistert. So gibt es in einigen Hauptstädten grundsätzliche Bedenken, zum Beispiel in Paris. In Dänemark macht das Parlament Front gegen den EUPlan. Die Bundesregierung teilte mit, dass sie bei der Zeitumstellung keinen Alleingang wolle. Ein gut koordinierter Eu-weiter Ansatz sei nötig, um einen „Flickenteppich von Zeitzonen“zu vermeiden.
Einen Schnellschuss will derzeit niemand. Die Eu-staaten drängen auf einen Vorlauf von mindestens 18 Monaten nach einem Grundsatzbeschluss zur Zeitumstellung. Auf diese Weise sollen sich Bahnunternehmen und Fluggesellschaften ausreichend auf die neue Zeitregelung vorbereiten können. Wenn es nach der Eu-kommission ge- gangen wäre, hätte sich das halbjährliche Drehen an der Uhr bereits 2019 erledigt. Welche Zeit dann in den einzelnen Ländern gelten würde, sollte nationale Angelegenheit sein. Die EUStaaten sollten wählen können, ob sie dauerhaft Winter- oder Sommerzeit haben wollten. Die Kommission berief bei ihrem Vorstoß sich auf eine Eu-weite Internet-umfrage. Von den 4,6 Millionen Teilnehmern hatten sich 84 Prozent für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen. Für Eu-kommissionschef Jean-claude Juncker war das Signal damit klar: „Die Leute wollen das, also machen wir das.“Den zuständigen EUVerkehrsministern ging dies aber entschieden zu schnell. Frühestens im Jahr 2021 solle bei der Zeitumstellung der Stecker gezogen werden, befanden sie kürzlich. Derzeit stimmten die Eu-staaten untereinander noch ihre Position ab, sagen Diplomaten in Brüssel. Zudem müssten die wirtschaftlichen Auswirkungen genau analysiert werden. Das dauere seine Zeit, hieß es in Diplomatenkreisen. Auf Arbeitsebene solle frühestens im April wieder über das Thema verhandelt werden. In Mitteleuropa gibt es im Moment eine große Zeitzone von Polen bis Spanien, zu der Deutschland und 16 weitere Eu-länder gehören. Käme für alle 17 Staaten die dauerhafte Sommerzeit, hieße das für Spanien im Winter Dunkelheit bis kurz vor 10 Uhr. Einigen sich alle auf Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer schon um 3 Uhr hell.
In der Europäischen Union werden seit 1996 am letzten Sonntag im März die Uhren um eine Stunde vor- und am letzten Sonntag im Oktober um eine Stunde zurückgestellt. In Deutschland gibt es die Som- merzeit schon seit 1980. Die Änderung war ursprünglich eingeführt worden, um Energie zu sparen. Argument: Durch die Sommerzeit gewinnt man am Abend eine Stunde an Helligkeit. Das sorgt für eine niedrigere Stromrechnung.
Mittlerweile sind die Vorteile der Zeitumstellung jedoch umstritten. Das Büro für Technikfolgen-abschätzung beim Deutschen Bundestag kam in seinem Arbeitsbericht „Bilanz der Sommerzeit“2016 zu dem Schluss: „Die Effekte auf den Energieverbrauch können sowohl positiv oder negativ sein und sind in den meisten Fällen sehr gering bzw. zu vernachlässigen.“Auch das Umweltbundesamt bezweifelt Energie-einspareffekte. „Zwar wird durch die Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht angeknipst – im Frühjahr und Herbst jedoch wird in den Morgenstunden auch mehr geheizt. Das hebt sich gegenseitig auf“, lautete das Fazit. Darüber hinaus bringe die Zeitumstellung gesundheitliche Schwierigkeiten mit sich, warnen Experten. Laut einer Studie der DAK hat ein Viertel der Deutschen schon einmal körperliche oder psychische Beschwerden nach der Zeitumstellung gehabt.
Demnach leiden die meisten Menschen an Einschlafproblemen und Schlafstörungen – 63 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer. Knapp ein Drittel konnte sich nach eigenen Angaben schlechter konzentrieren, 26 Prozent fühlten sich gereizt, bilanziert der Kassenreport. Depressive Verstimmungen kamen bei zehn Prozent vor.
Fachleute verweisen zudem auf das Risiko von Verkehrsunfällen. „Tiere kennen weder Zeitumstellung noch Verkehrsregeln“, warnte der ADAC. Probleme bringe zum Beispiel die Sommerzeit im morgendlichen Berufsverkehr. Wegen der wieder später einsetzenden Dämmerung seien besonders viele Wildtiere unterwegs. Der Auto Club Europa (ACE) fand mithilfe des Statistischen Bundesamtes heraus, dass in der Woche nach der Zeitumstellung die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten steigt. Zunächst bleibt aber alles beim Alten. Am 31. März werden in allen EUStaaten die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Um 2 Uhr morgens ist es also 3 Uhr.