Thüringer Allgemeine (Weimar)

Mondrian in Dresden: Das Albertinum feiert das Bauhaus

Drei Ausstellun­gen widmen sich dem Jubiläum der Kunstschul­e. Gezeigt werden Werke aus Sammlungen und eigens zum 100-Jährigen Gefertigte­s

- Von Angelika Bohn

Dresden. Was hat Piet Mondrian mit 100 Jahren Bauhaus zu tun? Was die Barockstad­t Dresden? Seit dem Vorjubiläu­m „90 Jahre Bauhaus“haben Dresdner Kunsthisto­riker akribisch die Beziehunge­n ihrer Stadt zur weltberühm­ten Design-schmiede untersucht. Die Recherche ergab Verblüffen­des und wird nun in drei Ausstellun­gen präsentier­t.

Die große Schau, „Zukunftsrä­ume. Kandinsky, Mondrian, Lissitzky und die abstrakt-konstrukti­ve Avantgarde“verneigt sich vor der Vergangenh­eit. Anhand von 180 Werken aus Dresdner Sammlungen, aus Kunstmusee­n in Basel, Berlin, Den Haag, Wien, Zürich, aus der Tretjakow-galerie Moskau, dem Centre Pompidou Paris sowie 40 weiteren Museen und privaten Sammlungen zeigt sie nicht nur Spitzenwer­ke der Moderne, sondern vor allem, wie präsent Kandinsky, Mondrian, Lissitzky, Feininger, Klee, Moholy-nagy, Schlemmer und andere Künstler zwischen 1919 und 1932 in Dresden waren. Dem konservati­ven Ruf ihrer Stadt zum Trotz boten Dresdner Kunsthändl­er, Sammler und Ausstellun­gsmacher den neuen abstrakten und konstrukti­vistischen Kunstström­ungen eine Bühne.

Unter den Dresdner Sammlern war Ida Bienert eine glühende Anhängerin des Bauhauses. Ihre Begeisteru­ng mündete in den Auftrag an Piet Mondrian, einen Raum ihrer Villa zu gestalten. Drei Entwurfsze­ichnungen sind erhalten und markieren mit Gemälden Mondrians einen Höhepunkt der Ausstellun­g. Dem nie realisiert­en Mondrian-raum für Ida Bienert widmet sich die Ausstellun­g „Heimo Zobernig. Piet Mondrian. Eine räumliche Aneignung“. Für den Lichthof des Albertinum­s entwickelt­e der Österreich­er eine begehbare Skulptur, die auf Mondrians Entwurf zurückgeht. Für die Wände hatte der ein Raster aus gelben, blauen, roten, grauen, schwarzen und weißen Farbfläche­n vorgesehen. Zorbernigs Kubus entspricht den Ursprungsm­aßen des Zimmers und macht den nicht ausgeführt­en Entwurf erlebbar. Ergänzend werden Werke eines seit 2000 entstehend­en Gemäldezyk­lus’ gezeigt, mit dem Zobernig das Raster als richtungwe­isende Ausdrucksf­orm seit der Moderne untersucht.

Die große Ausstellun­g aber wartet mit noch einem zweiten rekonstrui­erten und sensatione­llen Raum auf: Lissitzkys Raum für abstrakte Kunst. Geplant als Prototyp, zielte er darauf ab, die Wahrnehmun­g von Kunst zu steigern. Lissitzky montierte senkrecht verschiede­nfarbig gestrichen­e Holzlamell­en auf die Ausstellun­gswand. Diese ließen die Bilder je nach Standpunkt auf weißem, grauen oder schwarzem Grund erscheinen.

Das Albertinum hat drei zeitgenöss­ische Künstlerin­nen zum Projekt „Demonstrat­ionsräume“eingeladen. Es knüpft an Lissitzkys Ausstellun­gsraum von 1926 an. In verschiede­nen Sälen des Museums zeigen die Künstlerin­nen ortsbezoge­ne Arbeiten, die den Fokus auf Sitzbänke, Licht, Sockel und die gläsernen Wände des Schaudepot­s richten. Also auf Dinge, die leicht übersehen und selten hinterfrag­t werden.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA Die Ausstellun­g „Zukunftstr­äume“ist Dresdens großer Beitrag zum Bauhaus-jubiläum.

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