Firma Gränz erlebt 120 Jahre bereits in vierter Generation
IHK und Kreishandwerkerschaft gratulieren der Möbeltischlerei. Referenzliste von Bad Wiessee bis Norwegen
Weimar. Das gibt es nicht so oft, auch nicht in Weimar: Abgesandte von Handwerkerschaft und IHK machen gemeinsam einem Unternehmen die Aufwartung und überreichen Ehrenurkunden. So geschehen bei der Gränz Innenausbau Gmbh & Co. KG. Der Grund ist gewichtig: Die Firma besteht inzwischen 120 Jahre und hat gute Aussichten auf weitere erfolgreiche Jahrzehnte.
Den guten Ruf der Firma Gränz in Weimar begründeten Walter und Heidi Gränz. Walter hatte das Familienunternehmen 1970 von seinem Vater Hugo übernommen. Im Jahr zuvor hatte er seinen Meister gemacht – elf Jahre nach der Gesellenprüfung. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Handwerksbetrieb bereits eine wechselvolle Geschichte. Vor der Jahrhundertwende war er von Walters Großvater Karl Gränz in Wegstädtl (heute Tschechien) gegründet worden. Walters Vater Hugo übernahm sie 1928, überstand den Krieg, wurde aber 1945 enteignet.
Die Familie musste, wie viele andere, die Heimat verlassen und landete in Weimar, wo Hugo Gränz 1950 in der Washingtonstraße 19 wieder eine Werkstatt eröffnete. In den folgenden 20 Jahren gab er Wissen und Fertigkeiten und schließlich auch die Firma an den Sohn weiter.
Für Walter Gränz hatte das 1970 auch Konsequenzen jenseits der Arbeit: Er zog sich vom Fußball zurück, obwohl er zu jener Lindenberg-generation gehörte, die 1962 den Aufstieg in die DDR-LIGA geschafft hatte.
Statt dessen entwickelte er die Firma weiter. Ihr guter Ruf wurde auch jenseits der Stadtgrenzen bekannt. Die Möbeltischlerei war gefragt, wenn es galt, besondere Objekte neu auszustatten. In der Firmenchronik thront über allem das Palast-hotel in Berlin mit seiner Pianobar. In Weimar widmete sich die Firma Walter Gränz über die Jahre mehrfach dem Elephant, aber auch dem Russischen Hof und dem Weißen Schwan. Besonders eindrucksvoll: der Saal im Bücherkubus und der Lesesaal im Studienzentrum der AnnaAmalia-bibliothek. Jenseits der Stadtgrenzen: Schloss Bleckede, das Hotel Bellevue Bad Wiessee oder der Kieler YachtClub, aber zum Beispiel auch Hotels in Norwegen. Die Referenzliste ist lang.
Eine wichtige Weichenstellung für die Firma war 1995 der Umzug in den neuen Firmensitz am Rödchenweg. Weimarer sehen davon in der Regel nur das Firmenschild am Spänebunker, wenn sie über die Umgehungsstraße fahren.
Seit 1987 arbeitet auch Tochter Anke in der Firma. Sie lernte beim Vater wie dieser bei sei- nem, erwarb den Meisterbrief und wurde 2009, wie der seit 2001 zur Firma gehörende Tischlermeister Daniel Kammbach, zur Mitgesellschafterin. 2011 zog sich Vater Walter aus der Firma zurück, die weiter im Innenausbau und als Bautischlerei arbeitet und längst auch hochwertige Aufträge von Privatpersonen bekommt. „Unsere Stärken sind das Wissen um das Holz, die Konstruktion einschließlich Montage und die Oberflächengestaltung“, weiß Anke Gränz. Derweil überrascht Daniel Kammbach, der vor allem Planung und Montage verantwortet, mit der Aussage: Cnc-technik gebe es in der Firma nicht. Dafür arbeitet Gränz Innenausbau mit anderen Tischlereien zusammen.
Auch die Zahl der acht bis zehn Mitarbeiter hat die Firma über die Jahre auf gleichem Niveau gehalten. „Ganz bewusst“, betont Anke Gränz. Dennoch bekommt sie noch immer viele gute Ausbildungsbewerbungen aus ganz Deutschland. – Und Aufträge. Derzeit gestaltet sie Lobby, Rezeption, Backoffice im Dorotheenhof.