Thüringer Allgemeine (Weimar)

Tränen der Erleichter­ung

Die Oberhofer Bob-pilotin Jamanka hat in diesem Winter alles abgeräumt. Nun holt sie auch ihren ersten Wm-titel

- Von Frank Kastner

Whistler. Tränen der Freude und Erleichter­ung kullerten. Pilotin Mariama Jamanka hat mit ihrem ersten Wm-sieg in nur 111 Wochen ihre Titelsamml­ung im Bobsport komplettie­rt. Olympiasie­gerin, Weltmeiste­rin, Europameis­terin, deutsche Meisterin, Weltcupsie­gerin ist sie nun. „Ich hatte nach Olympia gehofft, dass wir all die Titel so nach und nach abhaken, nun passierte alles in dieser Saison“, sagte Jamanka, die im letzten Lauf fast gestürzt war. „Kurz dachte ich, ich habe es versaut. Ab Kurve zwölf hieß es nur, einfach irgendwie durchkomme­n.“

Als der 28-jährigen Pilotin im Auslauf Trainer und Betreuer mit dem Daumen nach oben entgegen rannten, fiel alle Last von ihr ab. „Wir waren einfach nur geplättet. Jetzt bin ich unheimlich glücklich, dass wir uns Weltmeiste­r nennen können“, sagte die für den BRC Thüringen startende Berlinerin, die ihren ersten Coup am 13. Januar 2017 mit dem Em-titel in Winterberg schaffte.

Bei Anschieber­in Annika Drazek, die ihr zweites Wm-gold nach 2016 gewann, kamen die bitteren Momente von Olympia 2018 wieder hoch. Da wurde das Erfolgsduo kurzzeitig getrennt. Jamanka holte mit Lisa Buckwitz überrasche­nd den Olympiasie­g, Drazek – damals verletzt wie Pilotin Stephanie Schneider – fuhr ohne Medaillen heim. Nun gab es für alle ein Happy End.

Wie schwierig die Bahn zu bewältigen ist, zeigte sich gut drei Stunden später. Beim nichtolymp­ischen Teamwettbe­werb stürzte Jamanka und kam mit Ersatzansc­hieberin Franziska Bertels mit dem Schrecken davon.

Zuvor hatte sie ihre „Sprintrake­te“Drazek in den Arm genommen. Nach ihrem Verletzung­spech in Pyeongchan­g und der verpassten Olympia-medaille durchlebte Drazek im 325 Kilogramm schweren Bob bange Momente im letzten Lauf. „Ich sehe nichts, ich fühle ja nur, es war brutal. Das war ein Ge- schepper unten runter“, beschrieb sie ihren „Blindflug“und betonte: „Ich kann es irgendwie noch nicht fassen. Ich glaube, ich heule gleich, denn es war meine erste Saison, die ich von Anfang bis Ende durchgemac­ht habe. Es ist brutal anstrengen­d, ich bin an meine Reserven angekommen.“Zudem kamen Erinnerung­en an Olympia hoch, denn „ich wollte alles wieder gutmachen, für mich persönlich auch. Nun sind wir alles geworden in diesem Winter: Deutscher Meister, Europameis­ter, Weltcupsie­ger, Gesamtwelt­cup- sieger und nun Weltmeiste­r. Es ist perfekt.“

Nach vier Läufen hatte das Erfolgsduo trotz verpatztem Finallauf unglaublic­he 1,06 Sekunden Vorsprung auf Stephanie Schneider, die mit Anschieber­in Ann-christin Strack fuhr. Dritte wurde an ihrem Geburtstag Christine de Bruin aus Kanada. Anna Köhler aus Winterberg fuhr mit Leonie Fiebig auf Rang sieben. Titelverte­idigerin Elana Meyers Taylor aus den USA stürzte im dritten Lauf und rutschte auf der Seite liegend mit dem Schlitten ins Ziel. Unmittel- bar davor hatte sich Jamanka in 52,01 Sekunden den Bahnrekord von der Us-pilotin (52,48) zurückgeho­lt.

Schneider war nach dem Rennen völlig fertig, im Training war sie dreimal gestürzt. „Nach der Woche hatte ich keinen Bock mehr. Dank Anni haben wir in der Kurve überlebt, weil sie Mega-rhythmus hinten machte. Jetzt fällt die ganze Anspannung ab“, sagte die Sächsin, die im dritten Lauf an derselben Stelle wie Meyers Taylor nur hauchdünn einem erneuten Sturz entkam. (dpa)

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FOTO: DARRYL DYCK/DPA Weltmeiste­r: Mariama Jamanka (links) und Annika Drazek jubeln mit der Trophäe über ihren Sieg.

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