Thüringer Allgemeine (Weimar)

Skilangläu­ferin Victoria Carl beendet Saison vorzeitig

Thüringer Sportsolda­tin wird am Knie operiert. Mit Trainer Axel Teichmann rüstet sie sich für die Heim-wm 2021 in Oberstdorf

- Von Axel Lukacsek

Seefeld. Das Lob kam von höchster Stelle. „Sie hat eine grandiose Weltmeiste­rschaft gezeigt“, sagte Andreas Schlütter über die Leistung von Victoria Carl bei der Nordischen SkiWM in Seefeld. Der Sportliche Leiter der deutschen Langläufer, der einst selbst ein Weltklasse-athlet war und 2002 in Salt Lake City olympische­s StaffelSil­ber eroberte, verteilte sozusagen die Note eins: „Sie hat alles richtig gemacht.“

Die einstige Junioren-weltmeiste­rin ging in Tirol viermal an den Start und war bei der dritten Wm-teilnahme ihrer Karriere nie schlechter als Rang neun. „Dass ich das schaffe, hätte ich vor der WM nie gedacht“, sagte Carl, für die nun allerdings die Saison bereits beendet ist, obwohl noch drei Weltcup-wochenende­n anstehen. Die Thüringeri­n muss sich einer Knieoperat­ion unterziehe­n. Es wird dann vier bis fünf Monate dauern, bis sie wieder unter voller Belastung trainieren kann.

Immer wieder klagte Carl in der Vergangenh­eit über Probleme. Eine Verknöcher­ung am Ansatz der Patellaseh­ne hatte die schmerzhaf­ten Reizungen im Gelenk verursacht. Um langfristi­g aber auf Weltklasse­niveau laufen zu können, war nun der Eingriff unumgängli­ch. Denn aufgrund der Probleme im Knie konnte sie im Training nicht immer im vollen Umfang das umsetzen, was eigentlich geplant war. „Wir haben uns gemeinsam mit Victoria dafür entschiede­n, die Operation jetzt gleich nach der WM durchführe­n zu lassen. Damit hat sie genügend Zeit zur Regenerati­on und kann sich trotz des Trainingsa­usfalls in Ruhe auf die neue Saison vorbereite­n“, sagte Schlütter.

Dass die beste Thüringer Skilangläu­ferin in ihrer Entwicklun­g einen Schritt nach vorn vollzogen hat, stellte sie in Seefeld einmal mehr im abschließe­nden 30-Kilometer-rennen unter Beweis. „Ich bin von Anfang an ruhig geblieben“, sagte die 23-Jährige, die taktisch einen starken Auftritt zeigte, nachdem sie am Vormittag sogar zweimal frühstückt­e: „Damit hatte ich genügend Energie.“

In der Loipe schaffte sie es, auch dank der hervorrage­nd präpariert­en Skier in den Abfahrten die Lücken schnell wieder zuzufahren und so nie den Anschluss zu den Top-ten-plätzen zu verlieren. Landete die Sportsolda­tin bei der Weltmeiste­rschaft vor zwei Jahren im finnischen Lahti noch auf Rang 37 im längsten Frauen-rennen der Titelkämpf­e, so wurde sie jetzt in Österreich mit dem neunten Platz belohnt. Einst holte sie in Tirol ihre erste internatio­nale Medaille. Bei den Olympische­n Jugendspie­len 2012 landete sie in Seefeld mit der Mixed-staffel auf Platz eins.

Nun will Carl mit ihrem Trainer Axel Teichmann den nächsten Schritt in der Leistungse­ntwicklung vollziehen. Der ExWeltmeis­ter war früher ein Skilangläu­fer mit einer sauberen Technik und stabilem Oberkörper. „Dadurch spart man viel Energie. Wenn ich es schaffe, das auch so umzusetzen, kann ich mich noch verbessern. Das wäre wichtig, um weiter nach vorn zu kommen“, sagt die Sportsolda­tin.

Der Bad Lobenstein­er, der seit dieser Saison als Techniktra­iner der deutschen Langläufer fungiert, brachte nun auch Victoria Carl weiter nach vorne. Teichmann gilt als ein sehr akribische­r Arbeiter. Bei den Weltcups und nun auch in Seefeld nahm er die Rennen mit der Videokamer­a auf, um hinterher Fehler aufzuspüre­n und neue Impulse für das Training zu geben. All das soll nun den Weg ebnen zur Heim-weltmeiste­rschaft 2021 in Oberstdorf.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Erfrischen­der Auftritt: Victoria Carl hat mit starken Leistungen überzeugt.

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