Thüringer Allgemeine (Weimar)

Radprofi Kittel ist fassungslo­s

Ermittler sehen noch kein Ende im Skandal

- Von Andreas Schirmer

Erfurt. Kein Ende des DopingSkan­dals in Sicht: Der ehemalige Ski-langläufer und Aufdecker der Affäre, der Österreich­er Johannes Dürr, ist festgenomm­en worden. Sein Rechtsanwa­lt Michael Lehner bestätigte am Dienstag, dass sein Mandant in Innsbruck festgenomm­en und verhört worden sei.

Der 31 Jahre alte ehemalige Weltklasse-athlet hatte mit seinen Aussagen in der ARD-DOkumentat­ion „Die Gier nach Gold – Der Weg in die Dopingfall­e“und dem Eigenblut-geständnis zur Aufdeckung des kriminelle­n Netzwerkes um den Erfurter Sportarzt Mark Schmidt und einer Reihe seiner Kunden beigetrage­n.

Das österreich­ische Bundeskrim­inalamt erwartet, dass dies längst noch nicht das Ende ist. „Ich bin überzeugt davon, dass es noch weitere Beschuldig­te geben wird“, sagte der leitende Ermittler Dieter Csefan in einem Interview der österreich­ischen Nachrichte­nagentur APA. Er schließt nicht aus, dass weitere Athleten Blutdoping gestehen werden.

Nach den Razzien bei der Nordischen SKI-WM in Seefeld und in Thüringen waren unter anderem fünf Langläufer in den Fokus der Ermittler gerückt. Sie haben alle Blutdoping gestanden. Weitere Wm-teilnehmer sind laut Csefan nicht betroffen: „Wir können ausschließ­en, dass es weitere Athleten in Seefeld gegeben hat, die von dieser Organisati­on bedient worden sind.“Das gelte nach derzeitige­m Ermittlung­sstand auch für österreich­ische Betreuer.

Csefan zeigte sich erstaunt über die Dreistigke­it, mit der die mutmaßlich­en Drahtziehe­r und die Sportler vorgegange­n seien. „Das läuft schon seit Jahren, da gab es kein Unrechtsbe­wusstsein“, sagte der Kriminalbe­amte. Unterdesse­n hat der österreich­ische Radsportve­rband im Zuge des Skandals die Radprofi Stefan Denifil und Georg Preidler suspendier­t. Wie der ÖADR mitteilte, wird ihnen vorgeworfe­n, Eigenblutd­oping angewendet zu haben. Während Denifil gestanden hat, die Methode genutzt zu haben, hatte Preidler nach einer Selbstanze­ige erklärt, dass er sich Blut abnehmen ließ, aber es nie rückgeführ­t habe.

Mit großer Entrüstung reagierte der aus Ichtershau­sen stammende Radprofi Marcel Kittel auf den Dopingskan­dal. „Das ist ein Schlag ins Gesicht aller sauberen Sportler wie mich“, schrieb der 30 Jahre alte Katusha-alpecin-profi auf seiner Webseite. „Ich bin persönlich mit meinem Latein am Ende“, betonte Kittel und ergänzte: „Nicht nur, weil Georg drei Jahre mein Teamkolleg­e gewesen ist, sondern vor allem auch, weil das ganze Dopingnetz­werk mit einem Arzt aus meiner Heimatstad­t Erfurt seinen Ursprung in Thüringen hat.“

Die deutschen Spitzen-radsportle­r Tony Martin, Marcel Kittel und John Degenkolb sowie die verunglück­te Bahnspezia­listin Kristina Vogel sollen keine Patienten in der Praxis des Erfurter Sportarzte­s gewesen sein. Das sagte ihr Manager Jörg Werner, der die Radstars zu seinen Klienten zählt, in einem Bericht der Zeitung „Neues Deutschlan­d“. (dpa)

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ARCHIV-FOTO: DAVID STOCKMAN/DPA Der aus Ichtershau­sen stammende Radprofi Marcel Kittel.

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