Radprofi Kittel ist fassungslos
Ermittler sehen noch kein Ende im Skandal
Erfurt. Kein Ende des DopingSkandals in Sicht: Der ehemalige Ski-langläufer und Aufdecker der Affäre, der Österreicher Johannes Dürr, ist festgenommen worden. Sein Rechtsanwalt Michael Lehner bestätigte am Dienstag, dass sein Mandant in Innsbruck festgenommen und verhört worden sei.
Der 31 Jahre alte ehemalige Weltklasse-athlet hatte mit seinen Aussagen in der ARD-DOkumentation „Die Gier nach Gold – Der Weg in die Dopingfalle“und dem Eigenblut-geständnis zur Aufdeckung des kriminellen Netzwerkes um den Erfurter Sportarzt Mark Schmidt und einer Reihe seiner Kunden beigetragen.
Das österreichische Bundeskriminalamt erwartet, dass dies längst noch nicht das Ende ist. „Ich bin überzeugt davon, dass es noch weitere Beschuldigte geben wird“, sagte der leitende Ermittler Dieter Csefan in einem Interview der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Er schließt nicht aus, dass weitere Athleten Blutdoping gestehen werden.
Nach den Razzien bei der Nordischen SKI-WM in Seefeld und in Thüringen waren unter anderem fünf Langläufer in den Fokus der Ermittler gerückt. Sie haben alle Blutdoping gestanden. Weitere Wm-teilnehmer sind laut Csefan nicht betroffen: „Wir können ausschließen, dass es weitere Athleten in Seefeld gegeben hat, die von dieser Organisation bedient worden sind.“Das gelte nach derzeitigem Ermittlungsstand auch für österreichische Betreuer.
Csefan zeigte sich erstaunt über die Dreistigkeit, mit der die mutmaßlichen Drahtzieher und die Sportler vorgegangen seien. „Das läuft schon seit Jahren, da gab es kein Unrechtsbewusstsein“, sagte der Kriminalbeamte. Unterdessen hat der österreichische Radsportverband im Zuge des Skandals die Radprofi Stefan Denifil und Georg Preidler suspendiert. Wie der ÖADR mitteilte, wird ihnen vorgeworfen, Eigenblutdoping angewendet zu haben. Während Denifil gestanden hat, die Methode genutzt zu haben, hatte Preidler nach einer Selbstanzeige erklärt, dass er sich Blut abnehmen ließ, aber es nie rückgeführt habe.
Mit großer Entrüstung reagierte der aus Ichtershausen stammende Radprofi Marcel Kittel auf den Dopingskandal. „Das ist ein Schlag ins Gesicht aller sauberen Sportler wie mich“, schrieb der 30 Jahre alte Katusha-alpecin-profi auf seiner Webseite. „Ich bin persönlich mit meinem Latein am Ende“, betonte Kittel und ergänzte: „Nicht nur, weil Georg drei Jahre mein Teamkollege gewesen ist, sondern vor allem auch, weil das ganze Dopingnetzwerk mit einem Arzt aus meiner Heimatstadt Erfurt seinen Ursprung in Thüringen hat.“
Die deutschen Spitzen-radsportler Tony Martin, Marcel Kittel und John Degenkolb sowie die verunglückte Bahnspezialistin Kristina Vogel sollen keine Patienten in der Praxis des Erfurter Sportarztes gewesen sein. Das sagte ihr Manager Jörg Werner, der die Radstars zu seinen Klienten zählt, in einem Bericht der Zeitung „Neues Deutschland“. (dpa)