Thüringer Allgemeine (Weimar)

Chinas Wirtschaft schwächelt

Peking rechnet wegen des Handelskri­eges mit der USA mit geringstem Wachstum seit 30 Jahren. Das Militärbud­get steigt

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Chinas Wirtschaft boomt nicht mehr, aber für das Militär ist reichlich Geld da. Das Haushaltsd­efizit steigt, doch Premier Li Keqiang reißt noch größere Löcher in die Staatskass­e, indem er die Steuern und Sozialabga­ben senkt. Denn irgendwie muss der Regierungs­chef die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft wieder auf Trab bringen. Aber in seinem Rechenscha­ftsbericht zum Auftakt der Jahrestagu­ng des Volkskongr­esses am Dienstag in Peking warnt Li: „Der Abwärtsdru­ck auf die chinesisch­e Wirtschaft nimmt weiter zu.“Das Wachstum im Konsum lasse nach. Den Investitio­nen fehle der Schwung.

Die Aussichten sind düster: Angesichts des Handelskri­eges mit den USA und der hohen Verschuldu­ng soll China in diesem Jahr nur noch mit 6,0 bis 6,5 Prozent wachsen, sagte der Premier vor den 3000 Delegierte­n in der Großen Halle des Volkes. Es wäre das niedrigste Wachstum seit fast drei Jahrzehnte­n. Er verspricht gerechtere Wettbewerb­sbedingung­en und mehr Marktzugan­g, wovon auch die deutsche Wirtschaft profitiere­n könnte. Er macht aus der Not eine Tugend, redet viel von Reformen: Denn im Handelskon­flikt mit den USA muss China ohnehin Entgegenko­mmen zeigen – dann lieber jetzt aus freien Stücken. Und es muss mehr ausländisc­he Investitio­nen anwerben, um die lahme Wirtschaft anzukurbel­n.

Die angespannt­e Finanzlage lässt das Haushaltsd­efizit von 2,6 Prozent der Wirtschaft­sleistung im Vorjahr auf 2,8 Prozent klettern. Trotzdem werden die Militäraus­gaben mit 7,5 Prozent stärker zulegen als der Gesamthaus­halt mit 6,5 Prozent. Vor dem Hintergrun­d wachsender Spannungen im Süd- und Ostchinesi­schen Meer sowie Pe- kings Drohungen gegenüber Taiwan beobachten die Nachbarn und die USA den Ausbau des chinesisch­en Militärs mit Sorge. Im Vorjahr war der Verteidigu­ngshaushal­t auch schon um 8,1 Prozent gestiegen. Li ist unbeirrt: China werde seine Streitkräf­te weiter stärken und das „Training unter Kampfbedin­gungen“verbessern. (dpa)

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